Cacao

So., 21.Feb.16, Französisch Guyana/Kourou, Tag 631, 5.573 sm von HH

Es regnet als wir um 9:00 Uhr mit unseren Leihwagen nach Cacao aufbrechen.
Und das soll, bis auf kleine Unterbrechungen, leider den ganzen Tag anhalten. Seit unserer Ankunft hat es nur nachts und vielleicht morgens noch etwas geregnet.
Warum es ausgerechnet heute anders sein muss, ist schon etwas ärgerlich. :evil:

Der Weg nach Cacao ist die Überlandstraße nach Brasilien. Sie führt hinter Cayenne von der Küste weg, direkt in den Dschungel hinein. Die Straße ist gut gebaut, selbst bei strömendem Regen, steht kein Wasser auf dem Asphalt.
Französische Straßenbau-Kunst? Gut gemacht in jedem Fall.

Die meisten der 250.000 Guyanesen leben am schmalen Küstenstreifen von nur 50 km Breite.
Das Hinterland besteht aus unberührtem Urwald, der nur von ein paar indigen Ureinwohnern besiedelt ist.
Von der Straße aus sieht man kaum mehr Häuser, nur ab und an zeugt ein unbefestigter Weg von Bebauung. Dem Postboten wird regelmäßiges Festfahren im Schlamm erspart.

In Cacao gibt es eine kleine Siedlung von Laotischen Flüchtlingen. Diese sind Angang der 70er Jahre vor dem Regime in Laos nach Französisch Guyana geflohen und haben sich eine neue Heimat mitten im Busch geschaffen.
Sie haben dem Dschungel etwas Land abgetrotzt und sollen mit ihrer erfolgreichen Landwirtschaft 80% des Inlandbedarfs an Obst und Gemüse decken.

Vor Ort findet sich eine laotische Bauweise der Häuser, es wird laotisch gekocht, gesprochen und gelebt.
Integration sieht anders aus. Unweigerlich müssen wir an die gewünschte Integration der Flüchtlinge in Deutschland denken.
Hier ist sie auch nach 50 Jahren nicht gelungen. Und dass, obwohl die Guyanesen und Laoten als Katholiken sogar dem gleichen Glauben angehören.

Sonntags wird in Cacao ein Markt abgehalten, der neben etwas laotischer Stickkunst vor allem kulinarisch die Menschen aus den Küstenorten in die Wildnis lockt.
Proppenvoll sind die Bänke besetzt. Selbst das schlechte Wetter hält niemanden ab, sich an einen der klapprigen Tische zu setzten und eine der Suppen zu genießen.
Vorsicht ist nur geboten, dass einem nicht ein Schwall Wasser von der löchrigen Überdachung in den Nacken fließt.

Die Suppe ist mit Anis und Koriander ungewöhnlich abgeschmeckt. Achim ist es etwas zu viel vom Koriander. Ein etwas heikles Kraut, wird es örtlich doch als „alte-Socke-Gewürz“ bezeichnet (liebe Grüße nach Herten ;-) ).

Neben köstlichen Teigtaschen, Rollen und Gebäck, fällt mir dieses Getränk in die Augen:
Getreu meines Mottos „no risk, no fun“ traue ich mich, es zu probieren.

Soviel Mut braucht es allerdings nicht dazu, denn ich sehe zwei Vorschul-Mädchen (nicht asiatischer Abstammung) fröhlich mit so einem Becher durch die Gegend laufen.
Die zwei würden sicherlich ein anderes Gesicht machen, wenn es sich tatsächlich um Fischeier, Würmer, Larven oder sonstiges Getier handeln würde.

Die größte Mutprobe bei dem Getränk sind in der Tat die Eiswürfel. Mitten im Busch in Südamerika produzierte Eiswürfel.  :mrgreen:
Egal, in der Suppe war ja auch schon Salat.

Bei den Würmern und Eiern handelt es sich um kleine gefärbte Gelatine-Bällchen. Diese werden mit Sirup und Kokosmilch übergossen. Ganz lecker, aber nicht so ganz mein Ding, die glotterigen Teile durch einen dicken Strohhalm zu saugen. ;-)

Der Dauerregen gönnt uns eine kleine Pause für eine Dorfrunde und ein paar Ausblicke auf den Regenwald.
Schnell ist es damit vorbei und was es vormittags nicht geregnet hat, fällt jetzt in doppelter Menge vom Himmel.

Unsere Hoffnung, dass es in Kourou nicht regnen würde, erfüllt sich nicht. Halb abgesoffen finden wir unser Dinghi wieder.
Wenigstens den Wespenschwarm hat die Sintflut vertrieben.

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