Archiv der Kategorie: Franz. Guyana

Nereid’s Rally – ein Video

Mo., 23.Jan.17, Curaçao, Spanish Water, Tag 968, 8.752 sm von HH

Die Warterei auf unser Wetterfenster hat uns nicht nur einen geheilten Kühlschrank beschert. Ich hab die Zeit genutzt den, längst überfälligen, Film von der Nereid’s Rally fertig zu schneiden.

Anbei ein paar Eindrücke von Südamerika.
Viel Spaß dabei.

Ich freue mich über Eure Kommentare.
Kritik oder Lob, Anregungen zur Verbesserung: Zu lang, zu lahm, zu schnelle Schnitte, grottige Musik (leider darf man ja nur freie Musik unter seine Werke legen, die guten Sachen sind verboten) und schlechte Hauptdarsteller. :mrgreen:

Au revoir

Sa., 29.Okt.16, Franz. Guyana – St.Laurent, Tag 882, 7.629 sm von HH

Morgen früh geht’s weiter.
Zurück in die Karibik, zurück zum türkisen Wassertraum, zurück nach Grenada.
Montag in einer Woche haben wir dort einen Krantermin vereinbart, damit wir mal wieder unser Antifouling erneuern können. Da wir auf ähnliche  Geschwindigkeiten hoffen wie vor einem halben Jahr, sollte es sich mit dem Termin gut ausgehen.
Vier, fünf Tage, länger sollten wir nicht brauchen.
Wir bekommen nun (hoffentlich) zurück, was wir uns auf dem Hinweg so mühevoll erarbeiten mussten.

Die letzten Tage waren arbeitsintensiv.
Wir haben das gemietete Auto für einen Großeinkauf genutzt. Jetzt, wo wir wissen, dass es in der Karibik auf den meisten Inseln teurer ist, lohnt sich hier ein Großeinkauf.
So ein Einkauf zieht eine Inventur der Bestände nach sich, räumen, schrubben, notieren, einräumen.

Dann habe ich noch Hack eingekocht, da das in appetitlicher Form auf den Antillen praktisch nirgends zu bekommen ist. Wie man Fleisch im Schnellkochtopf einkocht hat Beate von der SY Balou gut beschrieben: Einkochen im Schnellkochtopf

Achim hat einen Ölwechsel gemacht. Vorher hat er Davide gefragt, wo er das Altöl abgeben kann. Dieser meinte: „kein Problem, das kannst Du bei mir lassen.“ Gesagt, getan.
Zwei Tage später stellt sich heraus, dass es für Altöl gar keine richtige Entsorgungs-Station gibt. :shock:
Davide hat es mit in den Hausmüll geworfen und nun liegt es auf einer Müllkippe irgendwo am Urwaldrand. Hätten wir das gewusst, hätten wir das Altöl mitgenommen. Ganz übel.

Bei solchen Dingen merkt man, dass wir uns eben doch nur auf dem Papier in Europa befinden.

Französisch Guyana war es für uns in jedem Fall wert, zweimal zu besuchen.
Wir können unbedingt weiterempfehlen hierher zu kommen. Besser hätten wir die Hurrikan-Zeit nicht überbrücken können.
Jetzt heißt es „au revoir“, was diesmal besonders bitter wiegt. Morgen trennen sich unsere Wege von der Worlddancer, was wir sehr bedauern. Aber es gibt Hoffnung auf ein Wiedersehen. Allerdings frühestens 2018. :-)
Okay, wir sind ja noch jung, wir haben Zeit.

Sonnenuntergang am Maroni

Sonnenuntergang am Maroni

Maroni flussaufwärts

Di., 25.Okt.16, Franz. Guyana – St.Laurent, Tag 878, 7.629 sm von HH

Wenn Französisch Guyana neben dem Weltraumbahnhof noch mit etwas anderem in Verbindung gebracht wird, dann ist es die Fremdenlegion.
Vor dem geistigen Auge tauchen muskelbepackte Kerle auf, die durch Schlamm robben und sich mit einem Messer zwischen den Zähnen durch den Dschungel kämpfen.
Zum Klischee passt, dass tatsächlich US-Marines zur Ausbildung in die Urwald-Camps der Fremdenlegion geschickt werden.

Wir werden eines besseren belehrt. ;-)
Wie bereits in Suriname, kommen uns kräftige Haudegen mit zartem Vogelkäfig in Schlepp entgegen. Bereitwillig posieren sie wie junge Mädchen.

Am Maroni ist ein Teil des 9. Regiment der Fremdenlegion stationiert.
Mitten zwischen Armutsvierteln steht gut im Lack ihre Kaserne. Komisch, für Militär ist immer genug Geld vorhanden.
Es reicht sogar dafür die Pirogen in Tarn-Farben zu bemalen. Während die Häuser der Marrons jeden Augenblick drohen einzufallen.

Die Marrons sind die Nachfahren entflohener Sklaven, die zur Kolonialzeit im Urwald ihre ursprünglichen Lebensgewohnheiten wieder aufgenommen haben. Heute stehen sie in Französisch Guyana ziemlich am Ende der ‚Nahrungskette‘.
Ihre Ortschaften und Behausungen sind am stärksten heruntergekommen.


Die mit Solar-Energie betriebene Straßenbeleuchtung passt dort hin wie ein Schwein auf einen Baum. Es ist schön, dass hier energiebewusst geleuchtet wird, aber gäbe es nicht sinnvollere Maßnahmen?

Unser Weg führt uns weiter nach Apatou. Diese Kleinstadt kann man erst seit 2010 mit dem Auto erreichen. Vorherging das nur über den Maroni.
Dafür wurde beim Straßenbau keine Mühen gescheut eine Rennpiste in den Dschungel zu kloppen. :shock:

Hinter Apatou ist der Maroni nur noch schmal und kaum mehr beschiffbar.
Bei Ebbe kann man die vielen Steine kurz unter der Wasseroberfläche gut erkennen. Von hier aus werden Tagestouren unterschiedlicher Länge in den Urwald angeboten.
Wieder ist es so schade, dass Französisch Guyana bei seinen Touristen nur auf Französisch setzt. Wir können alle leider nicht lesen, was im Detail angeboten wird. Mal in einer Hängematte zu übernachten wäre cool.


Das wäre auch bei „Beach und Relax“ möglich gewesen. Wir haben es nicht gewusst und müssen uns mit einem Picknick begnügen. Eine witzige Anlage mit Bühne, Bar und Übernachtungs-Buden.
Hier eine Nacht zu verbringen, hätte uns wohl gefallen. Schade.

 

Mana und die Fleischberge

Mo., 24.Okt.16, Franz. Guyana – St.Laurent, Tag 877, 7.629 sm von HH

Wir sitzen im Auto mit Heike und Herwig von der Worlddancer.
Für zwei Tage haben wir ein Auto gemietet und beschließen, nicht Kilometer zu schruppen, sondern die nähere Umgebung zu erkunden.

Unser erster Weg führt uns ins 50 km entfernte, rustikale Mana.
Der Ort hat den Flair einer Cowboy-Stadt.
Alles ist sympathisch.
Ein gewisser Wohlstand scheint sich hier angesiedelt zu haben.


Sehr sauber, geradezu aufgeräumt. Liebhabern vom shabby-Look gehen hier die Augen über. Perfekte Bretter, grade richtig im Verwitterungs-Zustand, an jedem zweiten Haus.
Die anderen sind liebevoll angepinselt. Ein Hauch Karibik in Südamerika.

Mehr Rinder als hier soll es in ganz Frankreich nicht geben.
Die wollen wir sehen.

Wir folgen hinter Mana einer Schotterstraße, die durch eingezäunte Weiden führt.
An einer Ranch halten wir an und dürfen uns umsehen.
Frisch gestriegelte Pferde, die an der Tränke hängen, zeigen, dass die Rindviecher hier noch klassisch getrieben werden. Der Western-Flair aus Mana setzt sich fort. S

Statt normaler Holsteiner Schwarzbunte überrascht uns der Anblick von echten Zebu-Buckel-Rindern.
Die Bullen sind gigantisch.
Eine Tonne Fleisch steht entspannt vor uns. Die Zäune überzeugen nicht wirklich als echter Schutz vor einem wildgewordenem Stier. Aber die Gesellen kauen gemütlich wieder und interessieren sich nicht für uns.


Zebus stammen ursprünglich aus Süd-Ostasien, kommen gut mit tropische Temperaturen klar und sind resistent gegen Insektenstiche.

Über Rindtierhaltung in Südamerika kann man trefflich streiten.
Ich habe im Internet gelesen, dass allein das Gewicht von Rindern das aller Menschen um das Doppelte übersteigt. :shock:
Die Fläche, die benötigt wird, um diese Rindviecher zu ernähren beträgt 33 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Ein Wahnsinn.
Die Tiere sollen ein zehnfaches an Nahrungsenergie benötigen, wie die Menschheit.
Zwischen sieben und sechszehn Kilo Futter benötigt man für ein Kilo Fleischertrag bei einer Mast von zwei Jahren. Wieder Wahnsinn.

Unser Weg führt uns weiter. Ein Stopp an einem kleinen Creek erweist sich als Flop.
Vor uns wurde dieser idyllische Platz schon von anderen Picknick-Begeisterten gefunden. Leider hat deren Müll es nicht mit nach Hause geschafft.
Wie schon so häufig gesehen, macht überall herumliegender Müll den Spaß zunichte.

Gefühlte Preise

So., 23.Okt.16, Franz. Guyana – St.Laurent, Tag 876, 7.629 sm von HH

Ich weiß noch, wie schockiert wir vor einem halben Jahr waren, als wir in Französisch Guyana das erste Mal einen Supermarkt betreten haben. Wie die Made in Frankreich
Alles zu bekommen, aber saftige Preise war das Fazit.

Du meine Güte, wie Sichtweisen sich doch verschieben können. :shock:

Geh ein halbes Jahr in der Karibik einkaufen und Du entscheidest, dass Französisch Guyana ein Billig-Land zum Einkaufen ist.

Nun ist die Buchhalterin mit mir durchgegangen.
Und daher gibt es ab sofort eine neue Rubrik: Wo ist es am teuersten

Bereits seit Januar sammel ich Preise in den Läden und habe im August aus Deutschland die entsprechenden Vergleichszahlen mitgebracht.
Das alles ist in einer Tabelle verwurstet.

Und siehe da, Französisch Guyana ist nur (!) um 36 % teurer als Deutschland und wir fühlen uns schon wieder wie die Made in Frankreich.