Do., 8.Sep.16, Atlantik, Tag 831, 6.957 sm von HH
Unser harmloses vor sich Hinduempeln hat am Vormittag ein jaehes Ende: Vor uns tut sich was Grosses, Schwarzes auf. Als es daraus blitzt, ist klar, darum segeln wir einen Bogen.
Das ist technisch kein Problem, wir fallen etwas ab, verlassen unsere Planroute und halten auf das Ende der Gewitterfront zu. Wie fast die gesamte Zeit auf diesem Toern der Schwachwinde sind wir mit ungerefftem Gross und Vorsegel unterwegs.
„Sollen wir besser reffen?“ frage ich halbherzig. Schliesslich haben wir in den letzten Tagen alle Squalls mit bis zu 30-35 Knoten Wind gut gemeistert.
Dementsprechend winkt Achim ab: „Wir fahren ja dran vorbei.“
Winddreher sind zu erwarten, daher koppeln die Windsteueranlage aus und steuern von Hand. Den Job uebernehme meistens ich. Dass man am Ruder stehend ordentlich nass wird, stoert bei konstant 30 Grad nicht so sehr. Die 20 Minuten halte das gut aus.
Am besten arbeitet man es in Badehose oder Bikini ab, dann bleiben wenigstens die Klamotten trocken. In Regenzeug schwitzt man sich nur den Wolf.
Vor dem Wind kommt der Regen. Viel Regen.
Schnell bin ich auf der windzugewandten Seite nass. Alles noch Spass.
Zum Regen gesellt sich Wind. Viel Wind.
Schnell wird klar, dass wir wohl etwas viel Segelflaeche oben haben. Wir entscheiden vor dem Wind abzulaufen. Das bedeutet, dass der Wind von hinten kommt und alles nicht so schlimm wird.
Ein guter Plan. Im Prinzip.
Jetzt kommt der Regen von hinten, so dass ich bald komplett durchnaesst bin.
Mit mehr Regen kommt mehr Wind. Wir donnern mit sieben Knoten durchs Wasser.
Dass es hinter uns blitz und donnert, foerdert das Wohlbefinden nicht.
Verdammte Axt, wo zieht das Unwetter hin?
Achim macht mir Mut: „Das Unwetter kommt aus Osten, zieht also nach Westen ab.“ „Sicher??“ „Ich bin nicht Kachelmann….“
Die Front will nicht weichen. Der Wind dreht, ich versuche so gut es geht zu folgen.
Achim refft das Vorsegel. Die Front bleibt. Sie scheint uns zu folgen. Mittlerweile fange ich zu frieren an.
Das Oelzeug, seit Monaten nicht mehr in Gebrauch, ist ziemlich eingebaut. Da kommt man nicht eben mal dran.
Wir beschliessen, viel zu spaet, das Gross doch zu reffen. Dafuer muss ich die Nase in den Wind drehen. Atanga erweist sich als zickig. Ist aber nicht ihr Fehler. Mit zu kleinem Vorsegel und vollem Gross dreht sie nicht komplett in den Wind. Achim geht an den Mast und mueht sich das Gross zu reffen. Gefuehlt, Stunden spaeter, ist es geschafft. Endlich Ruhe im Schiff, alles gut.
Fehler Nummer 1: Reffe dann, wenn der erste daran denkt!
Fehler Nummer 2: Schwerwetter-Oelzeug ist auch in den Tropen griffbereit zu halten.
Die Frage, wer eigentlich die Idee mit der Rally hatte, haeuft sich.
Moin-Moin
Kleine Segler-Weisheit am Rande:
Kommt der Wind vor dem Regen – kannst Du dich laessig Schlafen legen.
Kommt der Regen vor dem Wind – zurre alles fest geschwind.
Aber dass wisst Ihr ja jetzt selbst.
Uebrigens: einer der besten Segel-Blogs ueberhaupt.
Fair winds and blue sky
Pit
S/V CASSIGA
Lieber Pit,
super Spruch…den kannten wir in der Tat noch nicht.
Hätt’ste Dich mal eher mit solchen Weisheiten gemeldet.
lg
Sabine