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Arbeitstempo

Fr.,13.Mai. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2904, 24.696 sm von HH

Nach der Regenpause und einem Wochenende geht es mit der Sauerei-Arbeit am Rumpf weiter. Zeitgleich wird mit den Arbeiten am Deck begonnen. Zuerst wird auch hier eine Schicht Glasfasermatte geklebt. Danach wird gespachtelt und hinterher geschliffen. Das Deck muss frei von Beulen und Dellen sein. Unter dem Flexi Teek wird man jede Unebenheit erkennen können.

Zunächst muss aber wieder alles abgeklebt werden. Da auf Grund der morgendlichen hohen Luftfeuchtigkeit erst um 10:30 Uhr am Rumpf begonnen werden kann, nutze ich die Wartezeit, um beim Abkleben an Deck zu helfen. Winschen,  Luken, Cockpit – alles muss geschützt werden. Nick und ich machen uns an die Arbeit. Ritssssch, ritssssch, ritssssch macht mein Klebeband. Ritsch    ….[pause]  ritsch   ….[pause]    ritsch    …[pause],   höre ich Nick. Ich will nichts behaupten, ach was soll‘s, ich behaupte es einfach ;-) , ich arbeite doppelt so schnell. Den jungen Mann lässt es ungerührt, dass die Eignerin direkt neben ihm sitzt und ranklotzt. Er lässt sich von meinem Tempo nicht anstecken. Er arbeitet seinen Stiefel. Ich kann das schwer ertragen und bin froh, als es mit den Arbeiten am Rumpf los geht. Hier wird rein gehauen. Peter spukt richtig in die Hände.

Alles abkleben – Gemeinschaftswerk

Nach fünf Tagen ist es geschafft. Atangas Rumpf sieht aus wie eine schlecht verzierte Erdbeertorte. Das wird natürlich noch glatt geschliffen. Aber Peter demonstriert uns, dass das Lösungsmittel im Spachtel sofort die Schleifscheiben dicht setzt. „Ihr könnt eine Menge Scheiben sparen, wenn ihr mit einem Abzieher die Oberfläche anraut.“ Wir hören auf diesen Rat. Sparen klingt gut, verschlingen doch die Jungs an Deck eine Menge Geld.
Und viel was Besseres haben wir am verregneten Wochenende sowieso nicht zu tun. Es ist eine echte Trottel-Arbeit: mit einer Klinge von 5 cm Breite eine Fläche von 45 Quadratmetern zu bearbeiten. Überhaupt kommen wir dahinter, dass Bootsbauer nicht unser Traumjob wäre. :lol:

 

Erdbeersahne-Torte – die wellen kommen noch weg

Große Fläche für kleines Gerät – nach einem Wochenende ist es erledigt

 

Während der Rumpf sich in einen rosa Traum verwandelt, geht es auch am Deck voran. Langsam, ganz langsam. Zwei Arbeiter wurden dafür eingeteilt. Der schon bekannte Nick bekommt Gesellschaft von John. Wer kennt das Video-Spiel ‚Siedler‘? Und die dort arbeitenden Holzfäller und Häuslebauer, die soviel unsinnige Wege laufen, dass sie Spuren im Waldboden hinterlassen? Das sind Nick und John. Leiter hoch an Deck. Upps, Klebeband vergessen. Leiter runter. Mal eben zum Shop gelaufen – eine Rolle Klebeband kommt auf Atangas Rechnung. Leiter wieder hoch. Doppel-upps, Schleifpapier vergessen. Es folgt der nächste Gang zum Shop …

Wir sind deutsch, wir sind pünktlich. Nick und John sind Neuseeländer. ;-)
Was soll ich sagen, es ist schwierig. Wir bekommen die beiden 8 Stunden am Tag berechnet, obwohl sie nur 7,5 Stunden arbeiten. Eine halbe Stunde Frühstückspause geht auf unsere Kappe. Die Arbeiter sollen während dieser Zeit keinen Lohn bekommen. Okay, wenn das so ist in Neuseeland, kannst nix machen.
Auf einmal ertönt ein Handyalarm von oben vom Deck. Achim geht nachschauen. „Frühstückspause“ heißt der Alarm, eingestellt drei Minuten vor 10:00 Uhr. Achim stellt den Alarm auf stumm, davon wurde hier heute niemand geweckt, weil Nick und John bereits vor fünf Minuten zur Pause gegangen sind. :mrgreen:

Viel machen können wir dagegen nicht. Die Neuseeländer sind sensible Seelen, Gemecker und direkte Kritik sollen sie schlecht vertragen können. Sie machen dann „zu“. Das entspricht nicht ganz unserem Naturell, aber wir trösten uns damit, dass A) die Arbeit ganz gut aussieht (soweit wir das beurteilen können) und B) die Stundenlöhne in Neuseeland echt niedrig sind. Ein Hilfsarbeiter wird uns mit 40 Dollar berechnet, ein „Geselle“ mit 58 Dollar und ein Vorarbeiter mit 72 Dollar. Das sind Stundenlöhne zwischen 25 und 45 Euro. Das ist sehr moderat. Und außerdem haben wir ja durch Eigenleistung schon so viel gespart, dass es jetzt auch mal ans Ausgeben gehen kann.
Also Freunde der Sonne, auf Atanga geht es vorwärts. Wir sind trotz allem begeistert.

Das Bild des Tages – Feierabend – da fehlte einfach die Zeit, um das Tape noch abzureißen

Eine Lage Matte und Spachtel – nass in nass gearbeitet

Es wird gearbeitet an Deck

Fortschritt bis nach hinten

Inzwischen (14 Tage später) wurde das ganze Deck geschliffen – demnächst folgt das Füllen der noch vorhandenen Unebenheiten – alles Stellen, die noch dunkelrot scheinen

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