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Kings Canyon und Regen in der Wüste

08.09-11.09.24, Australien/NT/Kings Canyon, Tag 283-286 Roadtrip, 22.684 km total, Tages-km 210

Unser Weg führt uns weiter über die Straße, für die wir fünf Dollar Gebühr zahlen mussten. 160 Kilometer Schotterpiste mit Wellblech-Geschüttel vom Übelsten. Als Trost ist die Landschaft wundervoll und wir treffen auf einen Dingo. Der Kerl liegt auf der Straße im Schatten und lässt sich nicht stören als wir anhalten. Er macht einen kranken Eindruck. Aber Dingos sollen immer etwas struppig und verhungert wirken.

Lohnenswerter Weg über die Schotterstraße.

Typische Dingo-Zeichnung – weiße Pfoten.

Dromedare. Nach Schätzungen leben 400.000 bis eine Million Dromedare in Australien. Sie wurden früher (das erste Dromedar kam 1840 nach Australien) als Lastentiere genutzt und dann in die Freiheit entlassen. Es scheint ihnen zu gefallen, sie vermehren sich prächtig. Zu prächtig. Es wurden 2009 schon mal 160.000 Tiere abgeschossen, da sie sich als Pesttiere zu sehr ausbreiten.

Noch mehr Dromedare …

Irgendwann überholt uns ein Pickup. Viel Verkehr ist nicht los, fünf, sechs Auto kommen uns entgegen. Nach einer Stunde Fahrzeit holen wir den Pickup wieder ein. Er steht schief auf der verkehrten Seite vom Weg. Wer im Outback am Straßenrand steht, kann sich sicher sein, dass ein vorbeikommendes Fahrzeug anhält. Ist alles okay, reicht ein Daumen hoch, dann fährt der andere weiter. Wir sehen kein Zeichen.
Achim lässt die Scheibe runter: „Braucht ihr Hilfe?“ Die beiden Aborigines-Männer nicken. Sie haben einen Plattfuß und bekommen die Radmuttern nicht gelöst. Die Radmuttern sind so abgenudelt, dass kein Werkzeug mehr greift. Wir können vor Ort nicht helfen. Aufkleber auf dem Auto zeigen, dass die zwei für den Campingplatz arbeiten, der neunzig Kilometer entfernt liegt. Das ist auch unser Ziel. „Könnt ihr im ‚Discovery Park‘ dem Manager David Bescheid sagen, dass er uns abschleppt?“                       „Klar. Braucht ihr sonst noch was?“ Die Antwort verblüfft uns: „Wasser!“ Was eher zu doofen Touristen passt, sollte doch den Aborigines nicht passieren. Zu wenig Wasser dabei zu haben.
Jeder verflixte Prospekt und Ratgeber empfiehlt, dass man mindestens sechs Liter Trinkwasser pro Erwachsenen dabei haben soll, wenn man in einsame Regionen fährt. Wenn wir so abgelegen unterwegs sind, haben wir achtzig Liter dabei (trinken, kochen, Abwasch, Hände waschen, Dusche vielleicht). Reserve auf die Reserve (Achim), vielleicht will auch der Kühler mal Wasser haben und getreu dem Motto ‚haben ist besser als brauchen‘. :mrgreen:
Wir haben also reichlich Wasser übrig und können die Jungs versorgen. Zwei Stunden später erreichen wir den ‚Discovery Park‘ und David macht sich auf den Weg.

Die beiden Jungs bringen eine Waschmaschine zum Campingplatz. Sie sind weder mit Funk noch Satellitentelefon ausgerüstet. Knapp mit Wasser unterwegs. Aber vielleicht kennen sie noch alte Tricks der Vorfahren, wo man in der Wüste Wasser findet …

Der Campingplatz liegt am Touristen-Magneten ‚Kings Canyon‘, hat vor Ort das Übernachtungs-Monopol und ist sauteuer. 70 Dollar für einen unpowered Platz belegen den Spitzenplatz. Zu unserer Verblüffung erhalten wir dreißig Prozent Nebensaisonrabatt, wenn wir drei Nächte buchen. Wir schlagen ein.

Bereits am ersten Abend ziehen Wolken auf und nächsten Morgen regnet es. Nicht nur die versprochenen 2 mm, es gießt wie aus Kübeln. Vorgestern hatten wir noch 35 Grad, plötzlich frieren wir trotz diverser Klamottenlagen. Die Temperatur ist um fast 25 Grad gefallen.

In einer Welt voller Kardashians sei eine Willner. 
Mit dem Kauf von Crocs habe ich mich schuhtechnisch auf die dunkle Seite der Macht ziehen lassen. Aber ich muss es zugeben, auf dem Campingplatz sind sie einfach nur praktisch. Sie gehen sogar mit Socken. :mrgreen:

Leider ist der Campingplatz nur teuer, aber nicht schön. Eine Camp-Küche nicht vorhanden. Es gibt Unterstände, an denen man abwaschen kann. Alles sandig und verdreckt. Die Dächer zu hoch, keine Seitenwände, dort können wir nicht sitzen. Unter unserer Markise erst Recht nicht. Der Wind peitsch den Regen unter alle Überdachungen. Wir haben nichts Besseres und krabbeln ins Zelt zurück mit Keksen und Gummibärchen. Gegen Abend hört es auf. Wir kriechen zurück ans Tageslicht.

Schöner Stellplatz unter dem Regenbogen

Am nächsten Tag ist es noch immer kühl, aber Strahle-Wetter. Ideal für den Kings Canyon. Vor ein paar Tagen war der Weg bereits ab 9:00 Uhr morgens gesperrt – bei über 35 Grad hier so Sitte. Es gibt einen Track sowohl in den Canyon hinein als auch einen auf der Kante entlang. Ganz großes Wanderkino. Die sechs Kilometer Rundweg sind abwechslungsreich und spannend. Mal mit Mörderaussicht, mal kann man über Plateaus zwischen Türmen und Domen aus Sandstein entlang laufen.

Kings Canyon – oben auf der Kante kann man sechs Kilometer entlang wandern

Wenn man es einhundert Meter hoch geschafft hat ohne Sauerstoffzelt, hat man einen tollen Blick.

Der Weg ist besser als erwartet – es geht nicht nur an der Kante entlang.

Picknick an der Canyon-Kante.

Am Scheitel vom Canyon muss man wieder hoch – die schwierigsten Stellen sind mit einer Leiter versehen.

Der Canyon ist ein 100 bis 300 Meter tiefer Graben

Am Abend zeigen die Vorhersagen schon wieder Regen an. Das können wir am Uluru – unserem nächsten Ziel – gar nicht gebrauchen. Dort sind die Preise für den Zeltplatz noch höher. Der Parkpass, den man kaufen muss, gilt nur für drei Tage. Wir sitzen das schlechte Wetter am besten vor Ort aus. Also verlängern wir um zwei Nächte am Kings Canyon. Wieder mit Rabatt. Prima. Die Lage ist traumhaft und fast jeden Abend kommen Dingos vorbei.

Der Dingo hat auch noch zwei Brüder – die zeigen sich aber nur am Regentag ganz kurz. Dieser hat bei dem schlechten Wetter eine Mülltüte vor einem Caravan erbeutet.

Der Campingplatz-Dingo vor perfekter Campingplatz-Kulisse in der Abendsonne – good boy!

Dingos sind bereits vor tausenden Jahren verwilderte Haushunde. Sie werden keine 60 cm hoch und erreichen selten 20 Kilogramm. Normalerweise leben sie abseits vom Menschen und sind eher scheu. Werden Dingos gefüttert oder finden Abfall, verändern sie ihr Verhalten. Fällt ihre Futterquelle weg, können sie aggressiv reagieren. Und dann sind sie potentiell doch nicht ganz ungefährlich.

Auf dem Campingplatz sind die Mülltonnen hinter Wänden Dingo sicher verstaut. Überall hängen Schilder, ’nichts liegen lassen, nicht füttern‘. Das klappt nur mäßig. Und somit treibt sich ein Dingo ohne Scheu im Camp herum. Er ist friedlich, knurrt nicht, zeigt kein aggressives Verhalten.  Hoffentlich hält er sich dran, denn aufdringliche Dingos werden ‚entnommen‘ – destroyed, wie es ganz deutlich auf dem Warnzettel heißt.

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