Viva la Virgen

Steffi, von der SY Yemanja  hat zu einer schönen Blog Parade aufgerufen:
Feste um die Welt.
Da man auch mit alten Beiträgen teilnehmen darf, möchte ich das mit
dem nur alle fünf Jahre stattfindenden Spektakel der Bajada auf La Palma gerne machen.
11.01.2016

So., 12. Jul.18, La Palma, Tag 407, 2.587 sm

Als wir uns heute das zweite Mal auf den Weg machen, um bei der Ankunft der Jungfrau vom Schnee dabei zu sein, ist alles so wie es sein soll.
Trotz der frühen Stunde sind wir diesmal nicht allein unterwegs. Wie konnten wir letzte Woche nur ernsthaft annehmen, es sei der richtige Tag. Völkerscharen pilgern durch die Stadt.

In der Kirche auf der Plaza España wartet der Thron auf die Ankunft seiner Jungfrau.
Hier ist alles festlich geschmückt.
Die Flächen zwischen dem roten Teppich sind mit frischem Heu bestreut. Ein Weg aus Hortensien-Blüten, Fleißigem Lieschen, Heu und Kiefern-Nadeln weist der Jungfrau den Weg. Das sieht sehr hübsch aus – das Beste daran ist jedoch der betörende Duft des frischen Heus. Eine wunderbare Idee.

Nicht nur der Eingang zur Kirche hat sich heraus geputzt.
Auch die Gäste sind schick in Schale geworfen. Das beste Sonntagskleid kommt ans Tageslicht, vielfach ergänzt um den passenden Hut. 40.000 Besucher finden ihren Weg Richtung Kastell.

Bajada de la Virgen de las Nieves

Die Jungfrau betritt die Stadt am Barranco, der zwischen Kastell und Schiff liegt. Das Schiff ist ein Nachbau von Kolumbus Karavelle Santa Maria. In früheren Zeiten stand an dieser Stelle schon mal ein Zweimaster.

An der Spitze des Zuges marschieren diverse Träger für Fahnen, Wappen, Banner und Kruzifixe. Dazwischen der obligatorische Spielmannszug und im Wiegeschritt wird feierlich die Jungfrau in ihrer goldenen Sänfte herunter getragen.

Sobald die Jungfrau das Schiff erreicht, verfallen Schiff und Kastell in einen „Dialog“.
Überlieferte Verse, der Befragung nach Name und Absicht gehen hin und her. In der modernen Zeit per Lautsprecher über die Stadt getragen.
Das Schiff hat eine weibliche und das Kastell eine männliche Stimme. Begleitet von unzähligen Böllerschüssen, sowohl aus den Kanonen des Kastells als auch vom Schiff.

Die Jungfrau hört sich das in ihrer Sänfte geduldig an. Auch die Zuschauer lauschen gespannt. Zwischendurch wird geklatscht oder gemeinschaftlich „viva“ gerufen. Wir verpassen die richtigen Stellen, wann gerufen werden muss, sind somit stumme Zeugen der Ankunft.

Direkt nach dem „Dialog“ verlassen wir den Platz und räumen das Feld von hinten auf, um den Zug beim Einmarsch in die schmalen Gassen zu erspähen.
Mit uns kommen zwar ein paar Tausend weitere Besucher auf die Idee, wir finden dennoch einen guten Platz.

Unter dem Einsatz von viel, seeehr viel Weihrauch wird die Virgen gemächlich durch die Stadt getragen. Menschen werfen Blumenblüten von den Balkonen und es herrscht eine andächtige, ehrfürchtige, aber fröhliche Spannung. Keiner drängelt, keiner schubst.

Mit dem Handy fotografierende Mönche nehmen der Prozession die züchtige Strenge. Ihre weltlichen Turnschuhe unter der Kutte tragen ebenso dazu bei.
Ein junger Träger eines Wappens bricht, ganz menschlich, unter der Last des Teils in den Knien ein und hat seine liebe Mühe, dass nichts im Straßenstaub landet. Sehr sympathisch.

In die Nähe der Kirche, wo die Jungfrau für die nächsten vier Wochen stehen wird, gelangen wir nicht. Zu groß ist hier der Andrang dabei zu sein.
Aber Tage zuvor hatten wir uns ihren glitzernd blank geputzten Sitzplatz schon einmal angesehen.

 

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