Ile Saint-Joseph

Auf ihrem Blog Reisespatz hat Sabine zur Blogparade ‚mein schönstes Naturerlebnis auf Reisen‘ aufgerufen.
Mit unserem einmaligen Erlebnis auf den Teufelsinseln möchte ich mich daran beteiligen.
Dieser Besuch hallt noch immer in mir nach, so schwer beeindruckt war ich von der Ile Saint-Joseph.

 

Mo./Di., 14./15.Mrz.16, Iles du Salut/Franz. Guyana, Tag 653/4, 5.583 sm von HH

Die kleine Ile St. Joseph ist nur mit dem Bagne, dem Bagno, dem Bunker bebaut.
Eine grausame Menschenfresser-Anstalt in der die Gefangenen gebeugt, gebrochen werden sollten.
In zwei mal drei Meter große Betonverschläge pferchte man die Häftlinge.
Satt Decken hatten die Räume nur ein Metallgitter durch das sie von den patrouillierenden Wärtern beobachtet werden konnten.

Sprechen und Rauchen war verboten. Ebenso, wie tagsüber das Bett zu benutzen. Dies wurde an der Wand hoch geklappt und der Sträfling konnte sich nur auf den Betonboden setzten.
Die Ernährung war katastrophal und der Banco war unter den Gefangenen gefürchtet. Die Insel hatte wegen der hohen Sterblichkeit den Beinamen ‚trockene Guillotine‘.
Entweder man überlebte den Aufenthalt nicht oder war physisch und psychisch kaputt (bis auf Papillon, natürlich).

Heute ist dieser Bunker, sorry, wunderschön.
Die üppige tropische Natur nagt seit 70 Jahren an dem streng geometrischen Gebäude.


Das macht sie auf eine so malerische, herrliche Art und Weise, dass wir uns nicht satt sehen können. Viel wird gegen nicht die Zerstörung durch die Pflanzen unternommen. Gerade das macht aber den unwiderstehlichen Reiz aus.
In einigen Zellenbereichen werden Bäume, die sich ansiedeln, beschnitten. Dort wo man einen rechtzeitigen Schnitt verpasst hat, machen sich Urwald-Riesen breit. Die Tage von diesem Gefängnis sind wohl gezählt.

Trotz aller Schönheit ist die Atmosphäre in den schmalen Gängen düster, ja fast bedrohlich. Unheimlich.
Wir können uns freuen, dass die Wände keine Geschichten erzählen können. Für die Grausamkeiten, die hier stattgefunden haben müssen, reicht zum Glück die eigene Phantasie nicht aus.

Neben dieser Ruine beschert uns St. Joseph einen der schönsten gelegenen Friedhof unserer Reise. Dieser war nur für die Beerdigung der Wärter vorgesehen.
Die verstorbenen Gefangenen wurden einfach ins Meer gekippt. Unter Palmen, direkt am einzigen Strand der Inseln fanden hier die Wärter ihre letzte Ruhe. Die Gräber sind fast alle namenlos.
Der Zahn der Zeit hat kaum noch eine Beschriftung übrig gelassen. Die Daten, die wir noch lesen können, sind mehr als 120 Jahre alt.

Der Strand besteht nicht aus Sand, sondern komplett aus gemahlenen Muschelstückchen.
Im April kommen Schildkröten nach Französisch Guyana, um ihre Eier zu legen.
Wir stoßen auf unserem Rückweg auf zwei kämpfende Schildkröten. Bauch an Bauch führen sie an der Wasseroberfläche einen plumpen Tanz auf. Immer kurz vor dem Ertrinken. ;-)

Eine ganze Weile kämpfen sie lautlos miteinander (ich hab mal gehört, dass Schildkröten bei der Paarung alles andere als leise sein sollen), dann lassen sie von einander ab und jeder der Turtles taucht seines eigenen Weges.

5 Gedanken zu „Ile Saint-Joseph

  1. Petra und Andreas

    Vielen Dank für die schaurig-schönen Bilder. Wirklich ganz toll.
    Achim in den Zellen gefällt mir gut ;-)
    Der „Zellenwächter“ würde schon ausreichen, um Andreas madig zu machen!
    LG

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  2. Sabine

    Ihr lieben Mädels, danke für Eure netten Worte.
    Wir geben unser bestes…
    Von den Zellenwärtern gab es dort 100te. Durchmesser mit Beinen so ca. 10 cm. :shock:

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