Fiji nach Australien – Tag 13 – Gestörte Nachtruhen

24.Okt.23, Pazifik, Tag 3433, 28.140 sm von HH

Inzwischen haben wir keine Strömung mehr gegen uns. Im Gegenteil! Wir werden prächtig geschoben und schaffen ein etmal von 147 Meilen. Und das mit einem Püschi-Plüsch-Wind von drei bis vier Windstärken. Das klingt nach einer geruhsamen Nacht, aber nix da. Es ist mehr Aktion an Bord angesagt als bei Starkwind. In der Nacht dreht der Wind weiter auf Norden – unser Ziel-Kurs ist mit der ausgebaumten Genua nicht zu halten. Wir wechseln auf die Fock. Dann schläft der Wind ein. Wir nehmen die Segel runter, die Maschine tackert. Ein paar Stunden später ist der Wind ist wieder da, jetzt passt es wieder mit der Genua besser.
Einer alleine kann diese Manöver nicht fahren, weil das Ruder der Windsteueranlage aus dem Wasser geholt werden muss. Und unsere einzige ernst zunehmende Regel an Bord lautet: Keiner verlässt das Cockpit, wenn der andere schläft. Also wird der jeweils andere geweckt, wenn es gar nicht anders geht.

Und dann ist da noch dieser verträumte Fischer. Der fährt schon eine Weile im Zick-Zack neben uns her. Mal in die, mal in die andere Richtung. Zwischen zwei und vier Meilen Abstand.
Dann kreuzt er unseren Weg. Nicht schlimm, beobachte ich so vor mich hin, die Sache geht sich aus. Das AIS zeigt mir, dass der dichteste Punkt unserer Annäherung in acht Minuten 250 Meter betragen wird. Ich luve sicherheitshalber, soweit unsere ausgebaumte Genua das zulässt, noch etwas an. 500 Meter Abstand sind noch besser, finde ich.  Da wechselt der Verrückte unvermittelt den Kurs und fährt uns direkt vor den Bug. Mit großen Augen starre ich auf den Plotter: „Noch vier Minuten…Abstand 43 Meter“, kalkuliert das AIS. Hei, das ist knapp. Gut manövrieren kann ich nicht, wohin auch, mir gehen die Ideen aus. An den Funk geht er sowieso nicht. Der Kahn hat nicht mal einen Namen, sondern wird nur als Nummer 3741 geführt. Da wecke ich doch mal eben schnell den Skipper. Besser vier Augen können später berichten, wie es zu dem bedauerlichen Unfall kam.

Achim hat sofort die zündende Idee (jetzt weiß man auch, warum er der Kapitän ist und nicht andere Crewmitglieder :mrgreen:  ). Er schaltet die Decksbeleuchtung an. Sogleich liegt Atanga im gleißenden Licht auf dem Ozean. Der Fischerman ist zwar bekloppt, aber nicht blind. Sofort wechselt er den Kurs zurück. Und Achim wechselt ins Bett zurück.
Etwas viel Aufregung, da braucht man schon eine Weile, um wieder einschlafen zu können. Kein Wunder, dass wir heute Morgen wieder mit Ringen unter den Augen umherlaufen.

 

Gesegelte Meilen: 147
Rest Meilen: 28 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen oder nur 20 bei wenig Wind)
Bereits gesegelte Meilen: 1463

Position: 24°17,3 S  — 153° 22,4 E

PS Diesen Bericht veröffentliche ich bereits vom Kontinent aus mit Marina WiFi ;-)
Wir sind sicher angekommen. Aus Gründen (der Skipper war’s … hehehe) ist der Bericht von See aus nicht hoch geladen worden.

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Fiji nach Australien – Tag 12 – Schub von hinten

23.Okt.23, Pazifik, Tag 3432, 27.993 sm von HH
Um 20:00 Uhr ist erneut Schluss mit Wind. Die Maschine muss herhalten. Der Gegenstrom, der uns neulich ausgebremst hat, ist eindeutig ein Tidenstrom. Alle paar Stunden wechselt er seine Richtung. Wobei an Bord – der vielleicht nicht ganz objektive – Eindruck besteht, dass der Strom mehr stoppt als Schwung nach vorne gibt. Diese Nacht ist aber alles prima. Mit bis zu sieben Knoten werden wir Richtung Australien geschoben. Das schafft Meilen vom Konto runter. Nach sechs Stunden ist der Wind wieder da. Statt aus Süd-Ost nun aus Nord-Ost. Genauso schwach wie zuvor. Mehr als 12 Knoten sind es auf keinen Fall. Ohne Schaukelei segeln wir mit vier Knoten durch die Nacht. Gegen Mittag dann wieder Flaute. Die Maschine hämmert (Und der Skipper freut sich, dass er noch einen Ölwechseln in Fiji vorgenommen hat).
Australien ist ja berüchtigt für seine giftigen Tiere an Land und im Wasser. Die ungesundesten Geschöpfe der Welt leben in Down Under. Nicht ganz wenige Menschen würden deshalb niemals Australischen Boden betreten. Wir haben grade zwanzig Meilen die eingezeichnete Grenze (wahrscheinlich wirtschaftliche Nutzung) zwischen Australien und Fiji überfahren, da tauchen die ersten giftigen Geschöpfe auf. Plötzlich treibt alle fünfzig Meter auf dem glattgezogenen Wasser ein Segel der Portugiesischen Galeere neben Atanga. Das eskaliert ja schnell hier. ;-)

Gesegelte Meilen: 101 Rest Meilen: 167 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen oder nur 20 bei wenig Wind) Bereits gesegelte Meilen: 1316 Position: 24°09,8 S — 155° 52,2 E

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Fiji nach Australien – Tag 11 – Der Pazifik, der Friedliche

22.Okt.23, Pazifik, Tag 3431, 27.892 sm von HH
Der Wind ist wieder schwächer – nur noch drei Windstärken. Und er kommt einen Ticken zu östlich, so dass wir wieder etwas vor dem Wind kreuzen müssen. Die imposante Dünung der letzten zwei Tage hat ebenfalls Normalmaß erreicht. Die, durch den achterlichen Wind zwangsweise entstehende Rollerei, hält sich tatschlich in Grenzen. Wir haben nichts auszustehen, außer dass es etwas länger dauert. Seit Stunden schaffen wir weniger als vier Knoten im Schnitt.
Mit so viel Schwachwind hatten wir auf diesem Törn nicht gerechnet. Das bringt die Pantry-Besatzung ins Schwitzen. Die war ja von zwölf Tagen Anreise ausgegangen. :mrgreen: Ein paar Möhren, Kartoffeln und Zwiebeln sind der letzte Rest an frischen Sachen. Der letzte Apfel ist gegessen.
Zuviel wollte ich nicht bunkern, da wir ja alles weg werfen müssen bei der Ankunft. Ein Balance-Akt, der ab Morgen zur Verordnung von Dosenpfirsichen führt. Und Leute, esst mehr Eier. Es sind noch reichlich Eier da! So wie es aussieht, noch drei Tage Segelarbeit plus Einfahrt in den Fluss an dem Bundaberg liegt. Bei viel Wind muss man einen hässlichen Umweg fahren um eine eigentlich vorhandene Einfahrt in das Riff. An dem flachen Durchbruch sollen sich unangenehme Kreuzseen bilden. Der Umweg scheint für uns erspart zu bleiben, wenn der Wind so schwach bleib. Diese Einfahrt in das Riff ist der Beginn vom Great Barrier Reef. Das klingt doch ganz und gar nach Australien. Die Aufregung steigt.
Gesegelte Meilen: 102 Rest Meilen: 295 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen oder nur 20 bei wenig Wind) Bereits gesegelte Meilen: 1215 Position: 24°1,0 S — 157° 54,4 E

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Fiji nach Australien – Tag 10 – Winddreher

21.Okt.23, Pazifik, Tag 3430, 27.790 sm von HH
Die Nacht ist unverändert bescheiden. Der Wind kommt Weiterhin aus Südwesten mit drei, vielleicht vier Windstärken. Nur weil wir am Wind segeln, stehen die Segel. Immerhin können den Kurs halten und ersparen uns unerwünschte Extrameilen durch Kreuzschläge. Und keine nächtlichen Manöver nötig. Wir können unsere Freiwachen mal wieder durchschlafen. Puh. Die Ringe unter den Augen danken es.
Und dann endlich, mit deutlicher Verspätung, am Morgen kommt der versprochene Winddreher. Auf einmal haben wir den Wind von achtern. Aus Schräglage wird Genusssegeln – innerhalb von einer halben Stunde. Dazu legt der Wind noch ein Brikett drauf. Seit fünf Stunden zieht uns die ausgebaumte Genua mit fünf Knoten nach Westen. Die Sonne lacht, die Herzen sind froh, noch 400 Meilen bis „Buffalo“.
Es soll so bleiben, sagt die Vorhersage. Daumen drücken. Dann wären wir in vier Tagen da.
Gesegelte Meilen: 88 Rest Meilen: 407 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 1113 Position: 23°21,2 S — 159° 32,6 E
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Fiji nach Australien – Tag 9 – Neptuns Scherze

20.Okt.23, Pazifik, Tag 3429, 27.702 sm von HH
Über fünfzig Stunden segeln wir jetzt schon am Wind. Es ist anstrengend. Und unseren Schönheitsschlaf bekommen wir auch nicht, weil uns nachts ständig irgendwelche Störungen zu Segelmanövern zwingen.
In dieser Nacht schläft der Wind wieder ein. Wir nehmen die Segel runter und werfen für fünf Stunden die Maschine an. Im Morgengrauen ist der Wind wieder da. Er kommt jetzt einen Tick südlicher, so dass wir Zielkurs anlegen können. Mit Fock und Großsegel ungerefft müssten eigentlich mit vier Knoten voran kommen. Aber es hält uns etwas an der Stoßstange fest. Müde 2,5 Knoten bekommt der Kahn auf die Schiene. Gegenströmung! Wie gemein ist das denn bitte? Meine Prognose war, dass wir in zwölf Tagen in Australien sind. Zum Glück habe ich nicht gewettet.
Am Vormittag bringt ein Wolkenfeld für ein paar Stunden mehr Wind. Schon sprüht wieder Gischt ins Cockpit. Schräglage und Unbequemlichkeit für mindestens sechs Knoten Speed und wir trödeln mit 4,5 Knoten vorwärts. Ein wenig sinnvoller Einfall von Neptun. Wir sollten ihm mehr Schnaps geben. Oder noch besser, ihn selber saufen. :mrgreen:
Und damit wir uns so richtig schlecht fühlen, holt von hinten ein anderes Segelboot auf. Die Kiwi-Crew kommt auf 250 Meter an uns heran. Ein kurzer Funkkontakt und wir sind wieder allein. Der Kat ist deutlich schneller als wir. Die lange und hohe Dünung rollt noch immer aus Südwesten unter uns durch. Mit dem Katamaran als Reverenz kann man jetzt richtig gut sehen, wie erstaunlich hoch sie ist. Im Wellental bleibt nur noch die Mastspitze sichtbar.

Gesegelte Meilen: 98 (in 13 Stunden – wir haben für eine Stunde sie Uhren zurück gedreht. Eine Stunde müssen wir noch, um auf Bundaberg-Zeit zu kommen) Rest Meilen: 495 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 1025 Position: 23°16,8 S — 161° 29,4 E

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