Montag, 24.11.25; Neukaledonien/Nouméa; Tag 4.195
Unsere Nähmaschine hatte ja den gerissenen Antriebsriemen (Atanga berichtete Eine Maschine in Menschengestalt). Vor Ort ist ein Ersatz nicht zu bekommen. In Deutschland war das kein Problem: Ein Nähmaschinen-Internetversand liefert innerhalb von drei Tagen für 40,00 Euro.
Unsere erstklassige Hilfe in der Heimat (Herzchen in den Augen) macht ein Päckchen fertig und schickt den Riemen nach Neukaledonien. Kostenpunkt 29,00 Euro
für weniger als einhundert Gramm – ohne Tracking. Lieferzeit eine bis vier Wochen, je nachdem, wen man fragt.
Sieben Wochen nach dem Versand haben wir kaum noch Hoffnung.
Ich schreibe dem Zoll, der Post und DHL eine Mail. Alle drei Stellen antworten freundlich, aber niemand hat unser Päckchen gesehen. Ein weiteres Mal wollen wir nicht 69,00 Euro riskieren. Wir gehen vor Ort auf die Suche nach einer neuen Nähmaschine. Ein Kleingeräte-Geschäft bietet vier Maschinen zur Wahl. Unbekannte Marken, eher Kleidchen-Maschinen. Nichts dabei, was wir wollen.
In einem Stoffladen werden wir fündig. Zur Auswahl steht Singer oder Singer. Das Regal ist zwar leer, aber die Aussteller präsentieren acht verschiedene Maschinen. Drei ‚Heavy Duty‘-Maschinen darunter. Auf Nachfrage erfahren wir, dass sich die Maschinen beim Zoll befinden und in zwei Wochen im Geschäft stehen sollen.
Neun Wochen und drei Tage sind seit dem Versand des Ersatzriemens vergangen.
Die Maschinen stehen mittlerweile im Stoffladen. Die Singer „Cosplay 6335“ gefällt uns. Diese Maschine gibt es nicht auf dem europäischen Markt, aber ihr baugleiches Gegenstück erhält gute Bewertungen. Das überzeugt.
Neun Wochen und fünf Tage sind seit dem Versand vergangen.
Wir bekommen eine Vorführung unseres Wunschmodells. Wir sind angetan und schlagen zu. Die Maschinen kommen aus Australien. Einen Stecker-Adapter ‚Australien-Frankreich‘ legt das Geschäft standardmäßig gleich dazu. Französische Stecker sind ähnlich wie deutsche, damit können wir an Bord etwas anfangen.
Natürlich zahlen wir zu viel (567 Euro). In Neukaledonien zahlt man immer zu viel. In Neuseeland würde dieselbe Maschine 350 Euro kosten. Egal. Wir machen einfach von unserem neuen Lieblingssatz gebrauch: Das stellen wir Neuseeland in Rechnung.
Handhabung, Zubehör und erste Nähversuche begeistern mich. Die Neue macht richtig Spaß. Kaum, dass fünfzig Jahre zwischen der Produktion von zwei Nähmaschinen liegen, ist die Technik tatsächlich weiter gegangen.
Allein der Spulenwechsel! Alles geht auf einmal wie von selbst.
Zehn Wochen sind seit dem Versand vergangen.
Wir holen die alte Maschine aus ihrem Lagerplatz unter der Sitzbank im Salon. Die uralte Transportkiste unserer Pfaff 260 behalten wir. Die Singer findet gut Platz darin. Ich behalte noch den besseren Naht-Trenner und eine schöne Schachtel für die Spulen. Die alte Pfaff wandert in den Karton der Neuen. Achim schleppt das 15 Kilo schwere Teil zu den Mülltonnen. Uns blutet das Herz. Das war schon ein zuverlässiges Monster. Aber wir müssen uns trennen. Irgendwann geht uns schlicht der Platz aus.
An den Tonnen sieht man häufig Obdachlose, die nach Verwertbarem suchen. Daher hat es sich unter den Bootsbesitzern eingebürgert, brauchbare Dinge neben die Tonnen zu stellen.
Unsere Maschine ist nach zwei Stunden weg. Den kaputten Riemen haben wir auf die Maschine gelegt, um niemanden in die Irre zu führen. Als Ersatzteillager taugt die Maschine bestimmt noch. Irgendjemand wird das erkennen und so kommt das gute Stück noch zu seiner letzten Bestimmung.
Zehn Wochen und drei Tage sind seit dem Versand vergangen.
Achim schlendert kurz vor Feierabend am Marinabüro vorbei. „Atanga, Atanga, es ist Post für euch da!“ Das darf doch nicht wahr sein. Wir halten den Antriebsriemen in den Händen.
Wir beruhigen uns: „Jetzt bloß nicht verschütteter Milch hinterher heulen.“ Oder auch: „Es war ja nicht nur der kaputte Riemen. Das Biest hatte auch so seine Macken. Denk nur daran, dass das Fußpedal manchmal so komisch gesummt hat. Und nach langer Standzeit ist die Maschine von alleine losgelaufen. Ganz in Ordnung war sie ja nicht mehr …“.
Um nur drei Tage haben wir es komplett verhauen. ![]()
Ich lasse mir von dem miesen Timing meine Singer nicht vermiesen. Ich bin happy und habe gut zu tun. Reparaturen aller Art, neue Mückennetze für die Luken und Kissenbezüge stehen als erstes auf der Liste.
Und Achim? Achim versucht seit geraumer Zeit, Gitarrensoli zu spielen, die für seine Gitarren nicht geeignet sind. Sagt er zumindest. Zwei Bünde zu wenig, sagt er. Eine E-Gitarre wäre fein, träumt er vor sich hin. „Ist aber Quatsch“, räumt Achim von alleine ein.“ Zu groß. Dazu bräuchte der Verstärker auch noch Platz.“.
Sprach’s – und wird im Internet fündig: eine Reise-E-Gitarre. Ansprechend klein, aber hässlich wie die Nacht. Der Verkäufer ist bereit, zu uns aufs Boot zu kommen. Achim und er werden sich schnell handelseinig. Die unansehnliche Gitarre wechselt den Besitzer.
Es sind jetzt drei (in Worten drei) Gitarren an Bord, plus eine Ukulele. Langsam wird es eng. Uns geht der Platz aus.
Gelten für Gitarren Sonderregeln? Oder was ist hier los? Wer die Pfaff genommen hat, kann doch sicher auch noch eine Gitarre gebrauchen? ![]()

Reise-E-Gitarre – die Verkaufsanzeige.
Wirklich sehr klein. Achim spielt ohne den Armaufsatz – das gefällt ihm besser. Ein Schnäppchen für 220 Euro – aber die Optik …

Tonstudio Atanga. Der Verstärker wird an die Gitarre angeschlossen. Nur Achim kann sich über Kopfhörer hören (über den Laptop gibt es noch Soundeffekte dazu. Das hat er sich fein ausgedacht).
Ich höre davon im Salon nur ein leises ‚Pling-Pling‘.





























