Reifenplatzer (Stopp 4 – Gibb River Road)

13.-15.06.24,  Australien/WA/Manning, Tag 195-197 Roadtrip, 14.440 km total, Tages km 115

Tag 5-7

Wir fahren nur eine Etappe von gut hundert Kilometern. Unser Ziel ist das Manning Roadhouse auf halber Strecke der Gibb. Die Preise für Diesel (2.96 $ ungefähr 1,80 Euro) sind schwindelig hoch – über einen Dollar mehr als der niedrigste Preis für den wir bisher getankt haben. Auch der kleine Shop verlangt das Doppelte für Milch und Konserven.

Staubiges Roadhouse auf der Hälfte der Gibb.

Hier können wir erstmals unseren gesammelten Müll los werden. Im Outback herrschen klare Ansagen.

Wir buchen uns für zwei Nächte auf dem sieben Kilometer entfernten Campingplatz ein. Beim rückwärts fahren, passiert der Super-Gau. Peng! Es gibt einen lauten Knall, der noch fünfzig Meter weiter die Camper von den Stühlen reißt. Wir gucken uns im leicht schief stehenden Wagen entgeistert an. Die Gibb River Road ist ein Reifenfresser. Das liest man überall. Es wird sogar geraten, dass man zwei Reservereifen mitführen sollte.
Allerdings fahren echte Cowboys ihren Reifen auf den Schotterpisten platt. Doch nicht auf dem Campingplatz! An einem stehen gebliebenen Baumstumpen! :mrgreen:

Hinten links klafft seitlich ein großes Loch im Mantel. Ein irreparabler Schaden, soviel ist klar. Alles weitere läuft dann ganz gut. Terry von gegenüber hat Keile, um das Auto vor dem Wegrollen zu hindern. Die Radmuttern lassen sich problemlos lösen. Peter von nebenan borgt uns eine Platte, die Achim unter den Wagenheber legen kann. Der Wagenheber funktioniert tadellos. Der Reservereifen hat Luft und Profil und passt zum Reifen, der sich schon auf der Achse befindet. Peter kann sogar mit einem Drehmomentschlüssel dienen, um die Muttern genau richtig wieder anzuziehen.
Eine Stunde nach Knall steht der Bundy wieder waagerecht.

Der Reifen ist hin

Das Radkreuz an Bord ist keins. Die Muttern kommen aber freiwillig.

Sogar unser wichtig gekaufter Klappspaten bekommt endlich seinen ersten Einsatz. Es ist etwas uneben am Tatort.

 

Genau betrachtet haben wir viel Glück im Pech. Es gibt keinen besseren Ort für einen Reifenplatzer.  Bei weniger als drei Stundenkilometer Fahrt bestand keine Sekunde Gefahr für Leib oder Auto. Und auf dem Campingplatz wird man beim Reifenwechsel auch nicht alle fünfzehn Minuten in eine Staubwolke gehüllt.
Das Oberglück will, dass wir vor nur 35 Kilometern an dem einzigen Reifenhöker der Gibb vorbei gefahren sind.

So möchte man nicht eingestaubt werden beim Reifenwechsel. Dieseltransport auf der Gibb.

Da müssen wir Morgen wohl vorstellig werden. Beim abendlichen Lagerfeuer nicken alle zustimmend. „Ihr braucht einen neuen Reservereifen. Ohne weiter zu fahren, ist keine gute Idee“.

Schicksale verbinden – wir werden jeden Abend eingeladen am Fire Pit von Denise und Peter dabei zu sein. Die Feuer sind keine romantische Deko, sondern verhindern ernste Erfrierungen. Nach Sonnenuntergang wird es bitterkalt.

Am nächsten Vormittag fahren wir zu Nav. Einen gebrauchten Reifen hat er nicht für uns. „Alte Karre. Alte Maße. Ihr habt einen 16er Reifen. Üblich sind 18er“. War ja klar. Aber immerhin hat er einen Neuen, den er uns mit Dollarzeichen in den Augen anbietet. 420 Dollar! Haben wir eine Wahl? Nein.
„Er ist nur 70 Dollar teuer als in der nächsten Stadt“, versichert Nav.*** „Den bekommt ihr überall, um eine Achse mit dem gleichem Reifentyp zu bestücken“. Bargeld lacht. Seine Kreditkartenmaschine sei kaputt. Wir haben genug dabei, da die Campingplätze in den Nationalparks häufig nur Umschlag-Boxen haben.

Zufahrt zum einzigen Reifenhöker auf 700 Kilometer.

Bei Nav werden Sie geholfen.

Noch haben wir nichts von der nahe gelegenen Schlucht gesehen. Wir verlängern den Campingplatz um eine Nacht. Die Schlucht liegt unglücklicher Weise auf der anderen Flussseite. In Manning reicht es nicht bis zum Po nass zu werden. In Manning muss man schwimmen. Der Campingplatz bietet drei Fässer der Länge nach aufgeschnitten zum Transport von Rucksäcken und Wanderschuhen.
Es soll auch hier Freshies geben. Die Regel hier für Begegnungen mit Krokodilen sind einfach: „Nicht auf sie zu schwimmen!“  :mrgreen:

Ich habe leider keinen Bikini dabei. Mit dem Badeanzug ist es mir zu viel Getüttel. Also schwimme ich kurzentschlossen in Shorts und BH zur anderen Seite. Die Australier sind rustikal, die können das ab, bedenkt man, in was für Outfits sie morgens über den Campingplatz zur Toilette schlurfen.

Herrlich zum Schwimmen. Wenn man mal drin ist, geht es. Geschätzte 22 Grad.

Die Wanderung zum Wasserfall ist himmlisch. Bergauf, bergab führt es durch eine abwechslungsreiche Savanne. Am Ende wartet ein toller Wasserfall. Wer will – die meisten wollen – kann auch hier schwimmen und sich den Rücken vom Wasserfall massieren lassen.

Der Eindruck täuscht – wir sind nicht allein – es herrscht Hochsaison in der Kimberley. Die Campingplätze sind gut gebucht.

Nach der Regenzeit blüht es überall. Die Kimberley ist so anders als die rote Pilbara mit ihren Mienen.

Um zum Wasserfall zu kommen, muss man ganz schön kraxeln.

Picknick am Wasserfall

Ziel der Wanderung.

 

 

***Als wir Tage später wieder Internet haben, findet Achim heraus, dass der Reifen nicht sooo häufig ist, wie versprochen und eher hundert Dollar preiswerter. Was soll’s?

36

Von Krokodilen und nassen Hintern (Stopp 1bis 3 Gibb River Road)

09.-12.06.24,  Australien/WA/Silent Grove, Tag 192-194 Roadtrip, 13.686 km total, Tages km 141,135,157

Tag 1

Die sagenumwobene Gibb River Road beginnt zahm. Kein Wunder, sind die ersten 120 Kilometer tatsächlich asphaltiert.
Da wir schon ein paar Meilen aus Broome hinter uns haben, legen wir an Kilometern dreißig unseren ersten Stopp auf einer noch aktiven Rinderfarm ein. Geboten werden endlose Stellplätze auf gemähter Wiese. Dazu gibt es abends ein Lagerfeuer und zum Frühstück geiern ein paar Hühner und Pfauen nach verlorenen Krümeln. Bauernhof-Idylle pur.
(38 Dollar inkl. heißer Duschen)

Campfire in Birdwood Down

Wo die Hühner ihre Eier legen-bleibt ihr Geheimnis

 

Tag 2 und 3

Am nächsten Vormittag biegen wir am Ende der Asphaltstrecke auf Schotter ab. Nach zwanzig Kilometern erreichen wir den Windjana Nationalpark. Grade als wir die Gebühren in einen Umschlag legen wollen, kommt der Ranger auf uns zu. Nach einem kurzen Plausch fragt er Achim, ob er bereits über 60 sei. Dann gäbe es einen Senior-Rabatt von fünf Dollar pro Nacht, auch ohne Australischen Rentnerausweis. ‚Alt ist alt‘, seine Devise. Ein Blick in mein Gesicht: „Du bekommst auch Rabatt.“ Ich bin nicht sicher, ob ich mich darüber freuen soll. :lol:

Windjana Gorge Campground mit toller Kulisse

Um den Campingplatz herum gibt es einen Wanderweg auf der Ebene. Die Savanne ist betörend bei Sonnenuntergang.

Wir haben einen stillen Beobachter

 

Wir sind früh dran und spazieren gleich am Nachmittag hinunter zur nahegelegenen Schlucht. Ein Traum, der jeden Designer von Landschaften neidisch macht. Um die Spannung noch zu erhöhen, soll es Krokodile  im Lennard River geben. Von den Australiern werden sie liebevoll ‚Freshies‘ genannt, da sie nur im Süßwasser vorkommen. Sie haben eine auffallend schmale Schnauze und werden maximal drei Meter lang (die Männchen).

Windjana Gorge

Stimmung nach Sonnenuntergang in der Schlucht

Früher Sonnenuntergang in der Schlucht

Windjana Gorge

Brolga-Kranich – bis 1,50 Meter hoch

Eifrig halten wir Ausschau. Und tatsächlich, auf einer Felseninsel im Fluss liegen ein paar träge Exemplare. Die Verhaltensregeln für Freshies sind einfach: „Halte dich fünf Meter entfernt und nicht ärgern, dann sind sie absolut harmlos“. So weit, so der Grundsatz. Schaut man ihre Zähne an, so könnten die auch Krawall bedeuten.

Unerreichbar auf einer Felseninsel die ersten Freshies

Am nächsten Morgen ist es noch frisch, als wir erneut in der Schlucht auftauchen. Das gegenüberliegende Flussufer ist gepflastert mit Krokodilen. Noch steif in den Knochen von der kalten Nacht versuchen sie sich dort aufzuwärmen.

Auf der anderen Seite stapeln sich die Freshies – da möchten wir näher ran

Genau-da-möchten-wir-hin!.

Wir rutschen die sandige Böschung am Ende der Schlucht hinunter und suchen uns eine seichte Stelle, um über den Lennard zu kommen. Nach einem größeren Bogen erreichen wir tatsächlich die andere Seite. Vorsichtig schreiten wir voran. Jetzt bitte kein Krokodil übersehen. Nicht, dass wir ihm den Fluchtweg ins Wasser abschneiden und die Theorie der Harmlosigkeit einer bissigen Realität weichen muss.
Leider hat unser Umweg etwas zu lange gedauert, die Sonne brennt schon heiß und die meisten Crocs sind bereits im Wasser verschwunden, als wir ihren Strand erreichen.

Am Ende der Schlucht suchen wir uns einen Weg auf die andere Uferseite.

Die Windjana Schlucht liegt vor uns

Kroko-Pfote

Wir folgen dem Fluss noch zwei Kilometer weiter

Normalerweise hat nicht jeder Stock im Wasser Augen – im Lennard River aber schon

Am Nachmittag beim dritten Besuch in der Schlucht ist es dann so einfach. Ich stolpere fast über ein Tier, was am Wanderweg-Ufer liegt. Ungerührt von unserer Anwesenheit hebt es nur träge ein Augenlid. Cool. Was für eine Begegnung.

Und dann stolpern wir fast über die harmlosen Tiere

 

Die lieben Kleinen lassen sich gar nicht stören

Sie lüpfen höchstens träge die Augenlider

Und der Kroko – der hat Zähne

Zwei Krokodile liegen wie gemalt vor der wunderschönen Windjana Gorge

(17$ Eintritt/35$ Übernachtung – erstes Camp im Nationalpark mit Duschen)

Tag  4

Nach zwei Tagen ziehen wir weiter. Ab jetzt ist die Gibb River Road unbefestigt.
Schon von weitem kann man die Staubwolken entgegenkommender Fahrzeuge sehen. Und es sind reichlich Wagen. Die phantastische Landschaft der Kimberley Region ist verlockend. Dass man dabei viel Staub schlucken muss, schreckt die Kolone der Rentner, die um Australien ziehen, nicht ab.

Nach zwei Stunden biegen wir ab zur nächsten Schlucht. Der Weg wird schlechter. Erste Flüsschen sind zu durchqueren. Zum Glück kommt uns am ersten Wasserlauf ein Auto ohne Schnorchel entgegen, so dass wir wissen, hier können wir durch ohne dass die arme Beifahrerin die Wassertiefe testen müsste. :mrgreen:

Mitstreiter machen es vor

Okay – Anlauf

Spannend

Nach ein paar Bach-Querungen erreichen wir die ‚Bell Gorge‘. Der schönste Bade-Pool mit Wasserfall in den Kimberleys, so heißt es. Nach zwei Kilometer Wanderung stehen wir vor einem malerischen Wasserlauf. Die Sache hat nur einen Haken: wer den mehrstufigen Wasserfall sehen will, muss über den Fluss.

Da wo die anderen laufen, wollen wir rüber und links runter zum Wasserfall

Barfuß treten wir zur Überquerung an. Achim vorweg. Flitsch! Schon ist es passiert. Der Chef rutscht weg und landet im Bach. Die Steine sind so dermaßen glitschig, dass es kein Halten gibt.
Wir treten den Rückzug an und beobachten die anderen Besucher. Nur wer echte Wasserlaufschuhe hat, kommt unbeschadet ans andere Ufer. Okay, haben wir nicht. Kurzentschlossen stiefeln wir mit unseren Wanderschuhen rüber, bevor es noch Knochenbrüche gibt.
Wir schaffen auch den Rückweg ohne Malheur und sind bereits fast wieder trocken als wir am Auto ankommen. Geht doch. ;-)

Mit so tiefen Wasser haben wir nicht gerechnet

geschafft

(Silent Grove Camp – 17$ Eintritt/40$ Übernachtung – kein Rabatt diesmal)

 

Wetter Talk

Der Wetterbericht in der Kimberley glänzt durch Abwesenheit von Ereignissen. Wetter findet praktisch nicht statt.
Keine einzige Wolke am Himmel. Natürlich kein Regen. Kein Morgentau und kein Wind. Vormittags mag es mal einen Windhauch geben, sonst herrscht absolute Windstille. Nachts ist es so leise, dass der Tinnitus piept wie am Spieß.

Nur die Temperaturschwankungen sind erwähnenswert. Tagsüber gute dreißig Grad, nachts fünfundzwanzig weniger. Und wie schnell es sich erwärmt. Um 6:00 Uhr wird es hell und ist eisig kalt, aber bereits um 7:30 Uhr fliegen die dicken Klamotten. Abends mit umgedrehten Vorzeichen das gleiche.

57

Gibb River Road – wir kommen!

08.06.24,  Australien/WA/Broome, Tag 191 Roadtrip, 13.686 km total

Selbst  für Australische Verhältnisse gilt die Gibb River Road als schwierig. „Leben prägendes Abenteuer“ oder „kultigste Schotterpiste Australiens“ lauten die Hinweise. Die ‚Dirt Road‘ ist 660 Kilometer lang und war früher eine Route auf der Rinder getrieben wurden. Während der Regenzeit ist die Straße nicht passierbar und gesperrt. Ein später Regen vor zwei Wochen hat alles durcheinander gewürfelt. Ein paar Flüsse stehen noch 40 Zentimeter hoch auf dem Fahrweg. Trotzdem, die Gibb ist als machbar deklariert. Vierradantrieb ist Pflicht.

Die Abzweigungen der Road führen zu den Hauptattraktionen: Schluchten, Wasserfälle und Wildbäche mit Krokodilen. Nimmt man alle Nebenstrecken mit, so kann man die zu fahrenden Kilometer leicht mehr als verdoppeln. Es gibt einfache Campingplätze und drei, vier Stationen an denen wir Wasser und Diesel nachbunkern können. Vielleicht kann man dort auch ein Brot ergattern.
Wir haben zehn bis vierzehn Tage für die Gibb geplant. Das Auto ist bis unters Dach mit Essen für diese lange Zeit vollgestopft. Eine kleine Herausforderung. Wie einfach ist dagegen eine Atlantik-Überquerung zu organisieren? Unser Kühlschrank an Bord ist doppelt so groß und vom Stauraum brauchen wir gar nicht erst sprechen.
Morgen geht es los. Internet ist Mangelware unterwegs, so dass es sein kann, dass wir uns erst in zwei Wochen wieder melden können. Bleibt dran! :-)

Gibb River Road in blau. Der asphaltierte Highway Richtung Osten ist die rote Linie. foto credit: mounthart.com.au

 

In den letzten sieben Tagen konnten wir uns wieder eingewöhnen. Allerdings hat die Rückkehr nach Broome überraschende Veränderungen parat. Bei der Abfahrt mussten wir uns noch im Pool abkühlen und hatten vier Wasserflaschen am Start, die wir abwechselnd im Camp-Gefrierschrank durchfrieren lassen haben. Jetzt-ist-es-plötzlich-bitter-kalt. Gefühlte 9 Grad, berichtet ‚Broome Weather‘.

Die Matratze vom Dachzelt (luxuriöse 3 cm) liegt auf einer Metallplatte. Achim steckt als Mumie in seinem Schlafsack. Wolldecke zusätzlich oben drauf. Ich mag so eingesperrt nicht schlafen und benutze den Schlafsack nur als Decke. Dann kann ich ein jederzeit ein Bein raus strecken und etwas überschüssige Hitze ableiten.
Das geht jetzt nicht mehr – die Kälte von unten kriecht in die Knochen. Da wir jetzt zwei Wolldecken haben (vorausschauend eine aus DE mitgebracht), können wir die alte Decke großzügig als Unterlage verwenden. Dazu passt Ski-Unterwäsche statt dünnen Pyjama. Das reicht zunächst. Prima.  Wir brauchen unbedingt Schafsfelle, so die Idee. Der Winter hat ja noch nicht einmal begonnen. Aber wo bekommt man in einem Kontinent mit 125 Millionen lebend Schafen die Felle her? Bisher haben wir erst zweimal einen Shop gesehen, der welche verkauft.

Kleinstadt Broome – sehr touristisch, aber gemütlich und hübsch im Zentrum. Die Touris kommen massenweise eingeflogen.

Der Anfang vom Cable Beach – trotz gebuchten Campingplätzen ist es nahezu leer am Strand.

Tagsüber ist es noch immer sommerlich warm. Aber die Tage sind kurz und die Sonne steht tief. Der Winter ist nah.

Cable-Beach in Broome. der hat seinen Namen, weil von Broome aus das erste Telegrafenkabel von Nordwest Australien nach Indonesien (Java) verlegt wurde.

Broome und die nördlich liegende Halbinsel Dampier punkten mit Farb-Explosionen.

So sieht die Küste von oben aus. Abfotografiert in einem Shop im Zentrum foto credit: yanè.com.au

Spektakuläre Farben. Nicht die eigene Drohne, sondern nur Bilder in einem Shop. Macht nichts, Landschaft mit der Drohne fotografiert, hat man ja auch nie mit den eigenen Augen gesehen.

Die zweite Veränderung ist der gefüllte Campingplatz. Vor fünf Wochen war der nur ein Viertel belegt, jetzt heißt es ‚fully booked‘ – ausgebucht bis auf den letzten Platz. Die Hauptsaison im Norden hat begonnen. Achtzig Prozent sind die berühmten ‚grauen Nomaden‘. Rentner, die mir ihrem Wohnwagen um die Insel reisen. Dachzelte gibt es praktisch keine mehr zu sehen.
Mal schauen, wie sich das auf der Gibb River Road ändern wird. Dort mit dem Wohnwagen zu fahren, mag nicht jeder.

Broome Campground – fast komplett ausgebucht

Dieser kleine Laubfrosch wohnt auf dem Campingplatz im Abfluss von der Wäscherei. Zusammen mit seinen drei Freunden.

46

Tolle Wochen in Deutschland – und eine Rückreise zum Abgewöhnen

03.06.24, Australien/WA/Broome, Tag 186 Roadtrip, 13.686 km total

Deutschland war großartig. Danke an Alle! Ihr ward großartig. Euch zu treffen war uns ein Vergnügen. Wir kommen wieder, versprochen.

Nur dreimal wurde daran gedacht ein Foto zu machen. Nächstes Mal muss das besser klappen.

Familie Willner

Bonus-Familie mit neuem Familienmitglied (Herzchen in den Augen)

Danke für den tollen Nachmittag

 

 

Mitgeholfen hat auch das Wetter – drei Tage Regen in vier Wochen. Frühsommerliche Temperaturen oben drauf. Für Hamburg nicht schlecht. Danke an die Wettergötter.

Unser 20 Quadratmeter Wohnklo (im Phnx Aparthotel im Herzen von Harburg) können wir unbedingt weiter empfehlen. Etwas laute Lage, dafür nur drei Minuten zu Fuß zum Supermarkt und zu einer nicht zählbaren Menge an Döner-Buden. Ebenfalls nur drei Minuten zur S-Bahn und Regionalbahn.

Hamburch – meine Perle!

 

 

Dankeschön auch ans Deutschland-Ticket. Von Uelzen bis Buxtehude, von Halstenbek bis Amelinghausen, plus Hafenfähre und unendliche Fahrten mit dem HVV. Alles für 49 Euro. Ein echter Schnapper. Verspätungen, ausgefallene Züge und Rauswurf aus der S-Bahn, weil Personen im Gleisbett gelaufen sind, inklusive. Alle Gerüchte über schlechten Service der Öffis können wir bestätigen, wir sind aber final überall angekommen.

Südsee-Feeling in Hamburg. Kein alter Moai von der Osterinsel, aber aus Original-Stein.

Alle wichtigen Dinge konnten wir abarbeiten: Artzbesuche, Impfungen auffrischen, eine neue Brille, neuer Pass und ganz wichtig – ein Rentenantrag. Mit einem jungen Mann bin ich nach Deutschland gereist, mit einem Rentner komme ich zurück. :mrgreen:

Auch das ist Hamburg. Ein Pony wie in Mexiko … ich glaube, die Dame hat das mit Absicht gemacht, der Rest ist nämlich gut. Statt schrägen, fransigen Pony zu schneiden, eine Seite einfach komplett abzuhacken. Ich hatte keine Lust auf ihr endloses Geplapper über DNA-Tests, die ihre Herkunft (60 Prozent Griechisch) ermittelt haben, einzugehen. :cry:

Und dann der Heimweg. :roll:
Es fing ganz gut an. Komfortable Abflugzeit am frühen Nachmittag. Es geht pünktlich los. Erträgliche Übergangszeit in Dubai. Ankunft am frühen Abend in Perth.
Der erste Holperstein: unser gebuchtes Hotel ist rottig. Okay, bei Ibis Budget erwartet man nicht viel, aber irgendeine Ablage im Zimmer wäre schon schön. Einfach, einfacher, Ibis. Statt Restaurant gibt es einen Automaten mit Chips und Schokoriegeln. Wir überleben, weil das Essen im Flugzeug gut und reichhaltig war. Nur drei Kilometer Entfernung zum Flughafen war das Buchungs-Argument.

Nach einem spartanischen Frühstück stehen wir um 8:00 Uhr in der Abflughalle für den letzten 2,5-Stunden-Flug nach Broome.
Eine junge Reporterin von 9News TV empfängt uns ganz aufgeregt und weiß zu berichten, dass die (eine?) Pumpe zum Auftanken der Flugzeuge ausgefallen sei. Wir verzichten darauf ins Fernsehen zu kommen, sondern gehen zum Schalter.

Die Anzeigetafeln lassen Schlimmes erwarten. Sogar ankommende Flugzeuge ✈️ werden umgeleitet. Ein Flug nach dem anderen wird gestrichen. Erste Rufe nach Kaffee-Gutscheinen werden laut. Aber die super freundlichen Angestellten von Quantas werden nicht müde zu erwähnen, dass der Fehler nicht bei der Airline liegt. Schuld sei der Flughafen. Reklamationen bitte an diese Adresse.

Im Internet steht, dass Perth Aurport darum bittet, dass keine Flugzeuge mehr mit Ziel Perth starten sollen.

Dann auch für uns Gewissheit – heute wird es kein Flug mehr nach Broome geben. Nach endlosen Stunden Wartezeit werden wir auf 6:30 Uhr nächsten Morgen umgebucht.
Was tun? Mindestens zwei Stunden vorher am Schalter sein und mit der Aussicht, dass wir auf Hotelkosten und Taxi (250 Dollar) hängen bleiben werden, entscheiden wir, dass sich das nicht lohnt. Wir bekämen ja noch nicht mal das Frühstück im Hotel.

Airport Perth zieht inzwischen richtig die Spendierhosen an: zwei kleine Flaschen Wasser und ein Schokoriegel pro Person werden verteilt.
Davon kann man nicht überleben.
Achim leiert einer Quantas-Mitarbeiterin drei Gutscheine á 15 Dollar aus der Tasche. Zwei Cafés in der Abflughalle bieten Mini-Wraps und Muffins zu absurden Preisen an. Die Gutscheine reichen für den holen Zahn.
Wir leeren einen Rucksack aus und ich stiefel los zum zwei Kilometer entfernten Supermarkt. Achim passt auf das Gepäck auf.
Mit Abendessen- und Frühstücksversorgung – Gabeln leihe ich in einem der Cafés – geht es uns somit ganz gut.
Ganz am Ende der Halle finden wir Sitzbänke ohne Armlehen, so dass wir liegen können.Die Decke, die wir für kalte Nächte im Australischen Winter aus Deutschland mitgebracht haben, kommt früher zum Einsatz als erwartet. Inzwischen ist die Halle geleert, so dass das kostenlose WiFi auch wieder funktioniert. Wir haben es passabel, schlafen aber trotzdem schlecht und nur häppchenweise.

Gute Nacht

Am nächsten Morgen geht es planmäßig los. In Broome bringt uns ein Taxi zu unserem Auto. Russel und Familie haben gut auf unseren Bundy aufgepasst. Sie sind übers Wochenende nicht da, der Wagen steht wie verabredet vor der Tür.

Aber er springt nicht an. Ja, darf das denn jetzt wahr sein? Ist das fair? Ich hab doch extra Karma-Punkte gesammelt durch das Verteilen von Snickers an Mitschläfer in der Abflughalle. :cry:

Dass die Batterie nicht mehr ganz neu war, wussten wir, aber nicht, dass nach vier Wochen der Saft zu Ende ist.
Wir haben 30 Grad im Schatten, lange Hosen an und viel zu warme Klamotten. Dazu Trombosekniestrümpfe in Turnschuhen. Die Strümpfe wird man verbrennen müssen. :lol:
Wir werden leicht nörgelig, aber jetzt bitte nicht durchdrehen!
Es ist Sonntag, 11:00 Uhr Vormittag. Wir klappern die Nachbargrundstücke ab, ob wir jemanden im Garten entdecken, der ein Starthilfekabel hat.
Achim wird fündig. Ein junges Paar springt sofort auf, um uns zu helfen. Sie muss extra zu Freunden fahren, um ein Kabel zu holen. Er bietet uns Wasser an. Zehn Minuten später sind die beiden Autos verkabelt. Aber unsere Batterie sagt keinen Mucks. Die ist mausetot.
Für unsere Helfer stellt das kein Problem dar. Natürlich fährt sie mit Achim zum Batterie-Höker (God bless Australia – für seine Sonntags-Öffnungszeiten). Eine Stunde und 140 Euro später läuft unsere Karre wieder. Danke lieber Jason und Anni.

Jetzt brauchen wir uns „nur“ noch etwas zu essen kaufen. Müde quälen wir uns durch die Regale. Bloß nichts vergessen, damit wir Morgen nicht wieder los müssen.
Den Campingplatz hatten wir informiert, dass wir einen Tag später kommen. Die waren so freundlich unsere reservierten Tage um einen Tag nach hinten zu verschieben. Eigentlich ganz unüblich in Australien. No show, no money back, heißt es häufig. Dankeschön.

Wir poppen das Zelt auf und räumen den Koffer leer. Mehr geht nicht. Uns fallen im Sitzen schon die Augen zu. 68 Stunden haben wir von Tür zu Tür gebraucht.
Ich schlafe fast zwölf Stunden. Sogar Kurzschläfer Achim bringt es auf neun. Jetzt sind wir wieder fit und freuen uns auf mehr Australien. Weitere 12 Monate dürfen wir bleiben durch unsere Ausreise. Da geht also noch was – auf zu neuen Abenteuern.

Ein paar graue Haare und Falten dazu … Danke Airport Perth.

64

Atanga macht Pause

01.05.24, Australien/WA/Broome, Tag 152 Roadtrip, 13.686 km total, 380 Tages-km

Wir fliegen heute nach Deutschland (Broome=>Perth=>Dubai=>Hamburg==> 36 Stunden, wenn alles glatt läuft) und sagen für einen Monat ‚Tschüss‘ auf diesem Kanal.

Wo lassen wir einbruchsicher das Auto mit unserem gesamten Hauststand? Diese wichtige Frage schien sich bereits im Feburar zu klären.
Eine verrückte Geschichte.
Wir stehen in Norseman in der Camp-Küche zusammen mit einem Mann in unserem Alter und einer jungen Frau. Achim schnappt das Wort ‚Broome‘ in ihrer Unterhaltung auf und spricht die beiden an.
Russel und seine Tochter sind auf dem Weg von Broome nach Wagga Wagga. Das ist eine Strecke von 5000 Kilometern. Die junge Dame möchte dort studieren, aber auf ihr Pferd nicht verzichten. Das steht am hinteren Ende vom Zeltplatz (pet friendly camp ;-) ), grast friedlich vor sich hin und wird im Pferdeanhänger einmal quer über den Kontinent gezogen. Klar, macht man ja auch so. Für die Aussies ist das keine echte Entfernung.

Die beiden kennen Wagga Wagga nicht. Sind dort noch nie gewesen. Aber wir. Haben genau auf dem Showground übernachtet, wo das Pferd zunächst untergestellt werden soll. Wir können also mit vernünftigem Wissen über die Örtlichkeiten zum Gespräch beitragen.
Wir erzählen dann unsere Geschichte und Achim fragt Russel, ob er wüsste, wo man in Broome ein Auto für einen Monat unterstellen könnte. „Bei mir! Gar kein Problem!“, kommt wie aus der Pistole geschossen. Na, das wäre ja ein Ding. Wir tauschen unsere Handynummern und trennen uns in entgegen gesetzte Richtungen.

Einen Monat vor Broome rufen wir Russel an, ob er sich noch erinnert. „Klar! Alles läuft wie besprochen, meldet Euch eine Woche vorher noch einmal.“
Das machen wir. „Ich bin im Augenblick in Queensland. Aber meine Frau Kerri ist zu Hause. Sie weiß Bescheid. Kommt vorbei und besprecht mit ihr alle Details. Ach ja, und vergeßt nicht, einen Karton ‚Coopers Mild Beer‘ mitzubringen. Das ist Tradition in Australien.“
Ja, weiß Russel denn nicht, dass auch in Deutschland Bier echte harte Währung ist? :lol:

Es läuft dann alles wie geschnitten Brot. Wir treffen auf eine hilfsbereite Kerri, die sich sehr über das Bier freut. Und unser Bundy steht sicher auf Privatgrund mit Hund und Zaun. Zum Überfluss werden wir noch am Flughafen abgesetzt.
Wir sagen ein fettes Dankeschön an Kerri und Russel. Was für eine Hilfsbereitschaft ohne Not. Toll. Die Welt ist voll mit außergewöhnlichen Menschen.

Beruhigt können wir nun in den Flieger steigen.
Wie es weiter geht, wenn wir wieder kommen, ist noch nicht endgültig entschieden. Wir haben jetzt etwas Zeit, die fünf Monate Roadtrip sacken  zu lassen.
Tschüss, Ihr Lieben – bis Juni.

Broome Campground – Dieser Platz hat den bisher besten Swimming Pool. Viele Zeltplätze haben einen, aber meistens sind das rechteckige Löcher. Wenig einladend. Dieser ist anders: Palmen, Inseln und ein kleiner Wasserfall.
Wenn wir aus Deutschland zurück kommen, haben wir hier für uns einen Platz reserviert.

66
3