Herzlich Willkommen 2022

Fr., Silvester 21, Neuseeland/Rawene, Tag 2774, 24.688 sm von HH

Bereits der achte Jahreswechsel seit wir unterwegs sind. Die ersten vier Jahre gab es noch ausschweifige Feiern mit befreundeten Crews oder Urlaub machenden Freunden.
Das fünfte Jahr waren wir auf See, auf dem Weg auf die Osterinsel. Das sechste Jahr wieder auf See, diesmal Richtung Gambier. Letztes Jahr sind wir auf den Gesellschaftsinseln (Huahine) angekommen. Bei strömenden Regen und viel Wind. Da mussten wir an Bord bleiben – wieder keine Feier.
Und dieses Jahr im Zelt! Um 21:00 Uhr wird es dunkel, die Temperaturen ziehen an, die zweite Schicht Fleece kommt zum Einsatz. Vorsorglich haben wir die Flasche Sekt schon vor zwei Stunden getrunken. Im Dorf herrscht Totenruhe. Wir kennen hier keinen Hund. Es gibt also um halb zehn keinen einzigen Grund mehr noch wach zu bleiben. Der Schlafsack ruft. Den Jahreswechsel verschlafen wir.

Wir wünsche Euch allen über die Welt verteilt ein wundervolles Jahr 2022. Bleibt optimistisch, neugierig und genießt jeden Augenblick.

PS: Ich hinke mit unseren Zelt-Berichten etwas hinter her. Ich weiß. Das liegt daran, dass wir an eine Sache beim Einpacken und Organisieren nicht gedacht haben: Strom. :roll:  Wir können zwar unsere Geräte laden über den Zigarettenanzünder im Auto, wenn wir fahren. Sogar zwei Teile auf einmal. Aber wir fahren gar nicht viel. Somit haben immer die Handys vorang an der Steckdose. Der Akku vom Laptop ist leer, der erste Akku vom Fotoapparat ebenfalls. Fotos hochladen somit nicht möglich.

Bleibt noch die Option in der Gemeinschaftsküche den Toaster aus der Steckdose zu ziehen und statt dessen den Laptop einzustecken. Aber daneben stehen und der Akkulampe beim Laden zuzuschauen? Hmmmm … gähn.
Ich glaube grundsätzlich, dass der Mensch an sich nicht schlecht ist, aber einen Laptop unbeaufsichtigt zu lassen? Nein, ich weiß nicht so recht. Wurde uns doch in Mexiko bereits beim ersten Kontakt mit einem Gemeinschafts-Kühlschrank das Bier gemoppst.
In ein paar Tagen sind wir wieder auf Atanga zurück, dort gibt es genug Strom und die Berichte über den sensationellen Norden folgen.

 

Hokianga im schönsten Silvester-Sonnenschein

Hokianga im schönsten Silvester-Sonnenschein – der Chef guckt nur brummig, in echt war er gut drauf. ;-)

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Weihnachten in Baylys

Do., 23./24.Dez.21, Neuseeland/Baylys, Tag 2766/7, 24.688 sm von HH

„Zu Weihnachten musst du einen Campingplatz reservieren“, haben sie gesagt. „Alles ausgebucht“, haben sie gesagt. Ich höre auf diese Warnungen und reserviere. Wir sind die einzigen Gäste auf dem Platz in Baylys!  ;-)
Wir verbringen Heiligabend komplett alleine. Das ist hübsch romantisch. Neben der Romantik hat es noch den Vorteil, dass wir die Küche nebst Kühlschrank für uns alleine haben. Die gesamten Einrichtungen sind schon etwas älter, aber blitzsauber. Sogar die Lappen in der Spüle und Geschirrhandtücher mag man benutzen.
Der Campingplatz ist privat geführt und gehört einem Zusammenschluss von sogenannten Holiday-Parks an. Diese sind teurer als die staatlichen DOCs und befinden sich häufig am Rand von Wohngebieten. Nicht so schön gelegen, steriler – durch organisierter, mehr typisch Campingplatz. Eine Nacht auf einem DOC kostet für zwei Personen 30 NZ$ (ca.18 Euro). In Baylys müssen wir 50 NZ$ bezahlen. Dafür sind die heißen Duschen kostenlos (immerhin 4 Dollar auf dem DOC) und wir brauchen auch kein Eis zu kaufen, da unsere Vorräte in den Kühlschrank kommen. Auch ein Gasgrill steht zur freien Benutzung und bei schlechtem Wetter gäbe es ausreichend Überdachungen mit Sitzgruppen.

Camping-Gemeinschaftsküche in Baylys

Heiligabend

Platz ohne Ende – ein Campingplatz für uns alleine

Wir haben für zwei Nächte reserviert. Baylys ist ein kleines Dorf an der Westküste. Untouristisch – hierher kommen nur Dauercamper. Der hübsche Ort hat auch nichts zu bieten,  außer Strand. Einhundert Kilometer goldener Sandstrand. Schwimmen ist gefährlich, Wellenreiten auch. Gegen die starken Unterströmungen kommen auch gute Schwimmer nicht an. Dafür kann man endlose Strandspaziergänge unternehmen. Ab und an kommt einem bei Ebbe ein Auto entgegen. Die ideale Abkürzung, um von Dort zu Dorf fahren, die am  Küstenrand verstreut zu finden sind.

Die Küste von Baylys

Einhundert Kilometer Autobahn

Auflaufendes Wasser

Steilküste hinter dem Strand

Es ist so viel Gischt in der Luft dass es nebelig wirkt – Fernsicht Fehlanzeige

Eine kleine Unterbrechung im endlosen steinlosen Sand – ein angespülter Baumstumpf

Neben den Strömungen lauert noch eine weitere Gefahr. Am fast Muschel freien Strand finden wir mehrere blaue Gasblasen der Portugiesischen Galeere. Bei den meisten Blasen sind die giftigen bereits Tentakel abgerissen. Diese haben bis zu 1000 Nesselzellen pro Quadratzentimeter und verursachen heftige Schmerzen. Sogar barfuß auf abgestorbene Tentakel zu treten, kann übel enden.

Portugiesische Galeere

 

Am zweiten Tag reisen dann doch noch drei Familien an. Alle kennen sich. Insgesamt zehn Kinder und die Schlaganfall geschädigte Oma im Rollstuhl. Halbe Hausstände werden aus großen Trucks geräumt und halbe Zeltstädte aufgebaut. Heiligabend spielt keine Rolle in Neuseelnad, typisch für anglo-orientierte Länder. Aber am 1. Weihnachtstag ist bereits morgens um sieben Uhr der Teufel los. Der eigens mitgebrachte Gasgrill arbeitet auf Hochtouren. Würstchen und Fleisch für fünfzehn Leute werden gebrutzelt und die Kinder sitzen vor einem riesigen Stapel Geschenke. Der Duft zieht über den Campingpatz. Weihnachten mal ganz anders. Wir haben unseren Kohlegrill im Gepäck  – der ist leider verboten. Feuerschutz angeordnet in gesamt Northland. Okay, bei uns gibt es somit statt gegrilltem Lamm eine Konserve  – selbst eingekochtes Gulasch zu Weihnachten. :-)

Viel Weihnachtsdeko sieht man nicht in NZ – kein Wunder – die Tage sind lang – die Sonne geht spät unter

aber die ein oder andere Deko-Verwirrung ist dann doch zu finden – bevorzugt an den Briefkästen

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Camping

Do., 23.Dez.21, Neuseeland/Urititi, Tag 2766, 24.688 sm von HH

Unser erster Campingplatz ist ein DOC-Platz (Department of Conservation). Diese staatlich geführten Campingplätze haben den Vorteil, dass sie häufig an den schönsten Plätzen mitten in Naturschutzgebieten liegen. Idyllisch mitten im Nirgendwo. Der Nachteil der DOC’s sind weit entfernte Einkaufsmöglichkeiten und rudimentäre Ausstattung bezüglich Sanitäranlagen, Gemeinschafts-Küchen oder Grillplätzen. Wir kochen auf unserem Coleman, der sich hervorragend macht. In einer Kühlbox schwimmen drei Kilo Eis. Für vierundzwanzig Stunden bleiben Käse und Butter fest und sogar für ein kühles Bierchen ist noch Platz.

Weit schaffen wir es nicht am ersten Tag. :mrgreen: Unser DOC ist nur 60 Kilometer von Whangahrei entfernt. Der Campingplatz liegt direkt hinter Dünen, die an die Nordsee erinnern. Hinter den Dünen taucht ein schier endloser Strand auf. Im Norden kann man noch schwach die Industrie von Whangarei erkennen. Im Süden verliert sich der Strand in einer Kurve. An den Zugängen vom Campingplatz tummeln sich zwei Dutzend Leute am Wasser. Nach ein paar Schritten liegt der sprichwörtliche menschenleere Strand vor uns.
Wir laufen los. Möwen, Austernfischer und unglaublich viele Muscheln aller Art. Kulinarisch auffällig die vielen Hüllen von Jacobsmuscheln. Yummi.

Nur ein paar Dünen trennen den Campingplatz vom Wasser

Ein ganzer Strand nur für uns

Nach ein paar Kilometern stoßen wir auf einen Truck am Strand. In Neuseeland ist es überall erlaubt mit Autos ans Wasser zu fahren. Das kann man sich erlauben, wenn man eine Bevölkerungsdichte unter 20 Einwohner pro Quadratkilometer hat (DE 232 Einwohner). Der Truck entpuppt sich als Fischer-Auto. Vom Heck des Wagens verschwindet eine dicke Angelsehne im Meer. Langsam wird diese über eine elektrische Winde wieder eingeholt. Der „Angler“ erklärt uns, dass er mit einem Torpedo die Angelschnur ungefähr drei Kilometer ins Meer geschossen hat. Der Torpedo spult so lange Schnur von der Rolle, wie sein Akku hält. Danach werden die zwanzig Haken mit der Winde wieder eingeholt. Normalerweise macht er zwei Schüsse am Tag, erklärt uns der Kiwi, er habe in zehn Jahren noch nie seine Haken und auch keinen Torpedo verloren.
Heute sei aber sein letzter Angeltag bis mindestens Februar. „Die Aucklanders fallen jetzt in Northland ein“, sagt er. Bewohnen für sechs Wochen ihre Ferienhäuser und kommen auf die Campingplätze. Sie würden mit ihren Angelbooten seine Schnur durchfahren. „Die Aucklanders“, er schaut grimmig. Ein Schimpfwort, wie uns scheint.

Autos am Strand – in Neuseeland erlaubt

Angeln auf Neuseeländisch

Der Torpedo mit dem die Angelschnur aufs Meer geschossen wird

 

Die erste Nacht im Zelt ist besser als erwartet. Das Wetter ist einmalig und selbst nachts wird es nicht zu kalt. Da der Campingplatz mit vielleicht nur zehn Prozent seiner Kapazität belegt ist, gibt es keine Schlangen an der Dusche oder den Toiletten. Die Toiletten sind Plumpsklos. Hebt man den Deckel der Klobrille an, kann man – wenn man mag – fünf Meter tief in einen Schacht starren. Schemenhaft sind die Überreste menschlicher Exkremente auszumachen. Durch zwei Schornsteine wird der Schacht belüftet und wird dadurch zu einer perfekten, nahezu geruchsfreien, Anlage. Jedes Dixi-Klo bereitet mir mehr Abscheu. Damit das Belüftungssystem funktioniert, muss nur der Toilettendeckel nach Nutzung geschlossen werden, um einen Unterdruck zu erzeugen. Da der Schacht so tief ist, wird nicht an Hinweisen gespart, dass Kleinkinder zu beaufsichtigen sind. Da unten kann man Ochsen verschwinden lassen.

Camping-Romantik

Spaß beim Camping-Kochen

Frühstück am ersten Morgen

Kein Krematorium – eine geruchlose Plumpsklo-Anlage

Nach zwei Nächten in Urititi ziehen wir weiter. Wir haben wegen der merkwürdigen Corona-Ampel, die in Neuseeland installiert wurde, entschieden nicht weiter in den Süden zu fahren. Mit Lockdowns ist man hier schnell bei der Hand. Da bleiben wir lieber fern vom Distrikt Auckland, welcher die Nordinsel teilt. Alle Ampeln auf rot bedeutet auch schon mal Fahrverbot und keine Rückkehr zum Schiff.

Wir queren also auf die Westseite oberhalb von Auckland rüber. Auf halber Strecke stoppen wir im Kauri-Museum. Nach Besichtigung der lebenden Kauri-Bäume sind wir sehr interessiert. Die Beschreibung, was es zu sehen gibt, ist dünn. So recht wird gar nicht klar, was das Museum bietet. Der Eintritt ist happig. Fünfzehn Euro für ein paar alte Holzscheiben und ein paar Brocken Baumharz, so unsere Befürchtung. Wir zögern, werden dann aber von einem Angestellten überredet. Zum Glück – wir sind ganz begeistert.

Das Museum entpuppt sich als eine tolle Informationsquelle über Kauris im Besonderen, aber auch über die Entwicklung der Holzindustrie in Neuseeland. Ein altes Sägewerk ist aufgebaut, die Größe der Kauris und ihre schwere Ernte wird anschaulich demonstriert. Von uns ein klares „Ja“ zum Museum.

Die Baumfäller von früher – noch mit Handsäge und Axt am Werk

Mit 14 bis 16 Ochsenstärken wurden die zerlegten Kauristücke transportiert

Kauri-Säge

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Frohe Weihnachten 2021

Do., 23.Dez.21, Neuseeland/Baylys, Tag 2766, 24.688 sm von HH

Wir wünschen allen Lesern, unseren Freunden und der lieben Verwandtschaft wundervolle Weihnachten. Habt trotz neuer C-Variante eine wunderbare Zeit. Wir wünschen der Welt, dass dieser Wahnsinn endlich ein Ende nimmt. Vor Ort ist ebenfalls von härteren Maßnahmen die Rede. :cry:

Aber es ist schön, dass Ihr alle immer mal wieder die Zeit findet, um bei uns vorbei zu schauen. Es freut uns, dass wir etwas Abwechslung und Unterhaltung auf Eure Handys und Laptops bringen können. Geteilte Freude wiegt doppelt.

Habt ein frohes Fest und wir senden die besten Grüße direkt aus der Hundehütte.
Achim und Sabine

Frohe Weihnachten 2021

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Impfpass, Boostern und Urlaubspläne

Di., 21.Dez.21, Neuseeland/Whangarei, Tag 2761, 24.688 sm von HH

 

Bei unserem vorläufig ausgestellten Impfpass läuft die Frist aus, ohne dass wir eine automatische Verlängerung erhalten. Das bedeutet für uns eingeschränkte Freiheit. Abhilfe muss her. Wir gehen ins nahe gelegene Impfzentrum und fragen nach, ob die hilfsbereiten Damen uns anhand der Nummer auf dem vorläufigen Impfpass im System finden können. Es gibt ein wenig hin und her, aber mit vereinten Kräften von vier Mitarbeiterinnen gelingt das Wunder.
Sie finden uns, eine „Akte“ wurde für uns angelegt. Aber einen Impfpass können sie uns trotzdem nicht ausstellen. Bäh.
Da wir nun schon mal im Impfzentrum sind, gönnen wir uns einen Booster. Achim nimmt ihn freiwillig – ohne Impfscheu oder Zweifel. Ich lass mich überreden: von Achim, von System, vom Druck. Im Prinzip denke ich nicht, dass ich ihn brauche, aber mich frei bewegen zu dürfen, möchte ich schon.
Frisch geboostert (Pfizer wie beim der ersten Impfung – keine Nebenwirkungen außer dem üblichen Tennisarm für 48 Stunden) gehen wir noch einmal in die Apotheke. Und dann, endlich, endlich, wir bekommen „myVaccinePass“ ausgedruckt.

Auf Campingplätzen darf man nur übernachten mit myPass. Den hamma nun, einem Urlaub mit Fiedl steht also nichts mehr im Wege. Im Camper zu nächtigen fällt ja flach, daher beschenken wir uns zu Weihnachten mit einer Campingausrüstung. Mit einem (3-Mann)-Zelt und Schlafmatten der Luxusklasse. Fünf Zentimeter selbst aufblasender Hightech. Die Matten kosten beinahe so viel wie das Zelt. :roll: Wenn wir schon auf der Erde umherkriechen müssen, dann wollen wir wenigstens bequem schlafen. Obendrauf kommen zwei Campingstühle und ein wackeliger Tisch.
Schlafsäcke sind noch im Fundus. Weder verschimmelt noch muffig ziehen wir die Dinger aus den Vorschiff-Luken. Großartig. Und sogar einen Kocher haben wir bereits.  Einen Coleman-Benzinkocher. Ein Panikkauf aus dem ersten halben Jahr als wir losgesegelt sind. Da hatte Achim noch Angst, dass die Küche kalt bleiben könnte, weil wir nicht immer und überall Gas zum Kochen finden würden. Als Not-Gerät sollte dann dieser Kocher dienen. Natürlich gibt es immer und überall eine Möglichkeit an Gas zu kommen. Daher lag der Coleman sieben Jahre unbenutzt neben den Schlafsäcken. Jetzt kommt er endlich zum Einsatz.

Ein erfolgreicher Testlauf mit Coleman

Die Ladefläche von Fiedl ist umgeklappt und vollflächig mit Körben, Kisten und Zeug vollgestapelt. Gleich geht es los. Zwei Wochen sind geplant. Die Werft schließt ebenfalls bis zum 5. Januar. Das passt gut, da geschieht am Schiff sowieso nichts weiter.

Mal sehen, ob wir das mit dem Zelten noch hinbekommen. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist grandios: 25 Grad, Sonne und eine leichte Brise. Nur nachts geht es runter auf 14 Grad. Achim packt gerade noch lange Unterhosen und eine Decke extra ein. Urlaub wie vor 35 Jahren. Das kann spannend werden. Vielleicht noch das rote Tiger Balm her kramen gegen steifen Rücken?

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