Coromandel

25./28.Okt.22, Neuseeland/Coromandel, Tag 3068-72, 24.688 sm von HH

Unsere Anti-Regentänze haben was genützt – bei strahlendem Sonnenschein laufen wir unseren ersten Campingplatz an. Wir landen in Coromandel, auf einer Halbinsel östlich von Auckland. Ein Ferienwohnungs-Paradies für die Großstadt geplagten Aucklander. Unsere Wahl wählt auf einen Campingplatz im Norden von Coromandel Town – etwas außerhalb gelegen. Nur ein paar verstreute Wohnhäuser stehen im Umfeld. Eine kleine Bucht direkt vor der Haustür in der man bei Ebbe prima wattwandern kann.

Shally Beach – verstreute Inseln und Inselchen am Horizont

Wattwanderung durch unzählige Muschelreste

Da wir noch unsicher sind, wie lange wir bleiben wollen, bezahlen wir unseren Platz erstmal für zwei Nächte. Achim fragt die Dame an der Rezeption, ob es wohl problemlos möglich wäre, um eine weitere Nacht zu verlängern. Die Frau lacht immer noch. Wir auch. Der Campingplatz ist leer. Drei Wohnmobile stehen verstreut herum und eine Cabin scheint belegt zu sein. Absolute Vorsaison.
Wir sind die einzigen mit Zelt. Das gibt uns schon zu denken, aber tapfer schlagen wir die Heringe in den Rasen. Und wir haben aufgerüstet: zusätzlich zu unserem bewährten Drei-Mann-Zelt von der letzten Tour im Hochsommer haben wir uns einen Pavillon gegönnt. Standardmäßig wird der Pavillon mit einem abknöpfbaren Windschutz-Seitenteil geliefert und wir haben uns noch ein zweites Seitenteil extra dazu gekauft.

Shally Beach Campsite – fast leer bis auf ein paar Verrückte

Dann beim Aufbau die Enttäuschung. Der Pavillon hat zwei große Öffnungen und die beiden schließbaren Seiten liegen sich gegenüber. Wer denkt sich denn sowas aus? Wir wollten uns schön winddicht über Eck abschotten und nun dies. Am Abend stellen wir dann fest, dass das Dach trotzdem einen guten Schutz vor herabfallender Kälte bringt. Wir können immerhin bis 20:00 Uhr draußen sitzen. :mrgreen:

Unser Pavillon – mit Windschutz auf gegenüber liegenden Seiten – Nonsens

Dann zieht es an. Schnell ab ins Zelt und in den Schlafsack schlüpfen. Zwei zusätzliche Wolldecken und unsere selbst aufblasenden Isomatten (tolle Teile) sollen uns vor dem Erfrierungstod bewahren. Elf Grad werden vorhergesagt. Achim setzt gleich auf lange Unterwäsche, ich wähle einen normalen Schlafanzug mit T-Shirt-Oberteil. In der Nacht wache ich auf, weil mein Kopfkissen von der Matte gerutscht ist. Achim hat in der Zwischenzeit beide Decken über sich gezogen und ist nicht mehr zu erkennen. Mich wärmt der 80er Jahre, mal für ein Festival gekaufte, Schlafsack grade eben gut genug. Aber in Nacht zwei wechsle ich ebenfalls auf komplett lange Unterwäsche (endlich kommt der High-Tec-Segel-Musto-Funktionskram mal zum Einsatz) da nur noch 10 Grad Nachttemperatur versprochen werden. Wir überleben also die ersten drei kalten Nächte in Coromandel und werden für unsere Tapferkeit tagsüber mit viel Sonne belohnt.

Da wir fast alleine sind – nutzen wir ganz bequem Grill und Küche – erspart uns das gebückte Kochen auf der Erde

Camping-Idylle – mit steigenden Temperaturen steigende Idylle

Wir besuchen auf der Ostseite berühmte Felsformationen, die nur bei Ebbe zu erreichen sind. Bizarre Felsen und ein Bogen wurden vom Meer ausgewaschen und bilden tolle Motive vor türkis Wasser und weißem Strand. Ein hübscher Ort, leider etwas überlaufen, trotz Nebensaison. Die Felsen ohne Handy-Stick vor die Linse zu bekommen, bedarf etwas Geduld.

Hübsche Blicke durch einen Bogen

Ausgewaschene Felsen geben einen tollen Anblick vor weißem Strand

Cathedral Cove in Coromandel

Am nächsten Tag entscheiden wir uns für mehr Abgeschiedenheit und suchen uns einen Wanderweg im Coromandel-Forrest-Park mit schöner Aussicht am Ende. Eine etwas rutschige Strecke, wenig gegangen und vom DOC (Naturschutz-Park-Verwaltung) kaum gewartet, wie umgestürzte Bäume auf dem Weg anzeigen. Das Wetter ist bombastisch. Tolle Sonne, aber nicht zu heiß. Groß-ar-tig!

Wanderung komplett abseits vom Hauptstrom – wir treffen Niemanden

Immer wieder stoßen wir auf ehemalige Stollen – eigentlich überall auf Coromandel

Coromandel Town – hoch im Norden der Halbinsel

Den dritten Tag – wir können es kaum glauben – scheint weiterhin die Sonne. Bereits um 8:00 zum Frühstück steigt die Temperatur auf 20 Grad. Das ist neu, normalerweise dauert das bis mittags. Groß-ar-tig!
Heute fällt die Wahl auf einen etwas bekannteren Track. Einen historischen Goldtrack. Auf Coromandel wurde vor 160 Jahren Gold gefunden. Und zwar Gold in großen Mengen. Eine Mine, die heute noch in Betrieb ist, galt in den 1920er Jahren als eine der erträglichsten der Welt. Überall wurde gebuddelt und gegraben. An der Schlucht Karangahake stehen noch ein paar Überreste aus alten Goldgräber-Tagen. Mit großem industriellen Aufwand an Loren, Schienen, Mechanik und Chemie wurde das Gold aus dem Berg getrieben. Zum ersten Mal in Neuseeland kam hier Zyanid und Quecksilber bei der Goldwäsche zum Einsatz. Das Erz wurde vor der ersten Verarbeitung geröstet, um es leichter weiter verarbeiten zu können. Der Methode fielen alle Bäume im kilometerweiten Umfeld zum Opfer. Umweltschäden in großem Maßstab wurden in der Schlucht angerichtet. Heute ist die Schlucht ein Idyll, welches langsam alle Überreste vom Goldrausch unter sich begräbt. Leider ist die Hälfte des Tracks gesperrt, so dass uns nur die kurze Strecke durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel zur Verfügung steht.

Schon fast großindustriell wurde damals nach Gold gebuddelt

Ein paar Überreste der alten Anlagen sind noch vorhanden

Schienen und Loren aus vergangenen Zeiten

Der Wanderweg führt durch einen 600 Meter langen Eisenbahntunnel

Bereits seit fast hundert Jahren wird hier nicht mehr nach Gold gesucht

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Fertig für eine Nordinsel-Tour

Mo.,24.Okt. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 3067, 24.696 sm von HH

Das Lackprojekt ist abgeschlossen und von der Crew für gut befunden worden. Die drei Wochen bei Dina und Andries im Haus haben grade eben so ausgereicht. Wir lieben es, wenn ein Plan gelingt. ;-)
Im Salon- und Pantrybereich sind jetzt tatsächlich die meisten Flächen frisch lackiert. Nur dort wo nie jemand angrabbelt und nie die Sonne hin scheint, war der Lack noch in Ordnung. Dort ist er so geblieben. Es war zum Teil allerhöchste Zeit. An einigen Stellen hatte das Furnier schon fast einen irreparablen Schaden.

Im Salon und der Pantry sind jetzt ungefähr 80 Prozent aller Oberflächen neu lackiert

Alle Kanten und schrabbeligen Flächen sehen fast aus wie neu

Heute kommen unsere Gastgeber wieder und wir haben uns für die letzte Nacht etwas frech bei ihnen eingenistet. Wir haben sie etwas überrumpelt und vor vollendete Tatsachen per whats app gestellt: „Wir holen Euch um 17:00 Uhr vom Flughafen ab und verlassen am nächsten Morgen um dann das Haus.“
An Bord stinkt es nach Lack und so richtig schlagfest sind Tische und Kanten auch noch nicht. Außerdem sind ja auch viele unserer Klamotten und Waschzeug gar nicht an Bord. Da lohnt ein Umzug für eine Nacht nun wirklich nicht. :mrgreen:

Morgen früh geht es also los. Einmal rund um die Nordinsel herum. Zum überwiegenden Teil wollen wir zelten, außer in hohen Lagen nicht. Da mieten wir uns eine Cabin. Was im Sommer gut geklappt hat, treibt uns jetzt etwas die Sorgenfalten ins Gesicht. Nachts gehen die Temperaturen noch auf zehn Grad runter und es regnet auch noch häufig. Ob zelten dann so die tolle Idee ist?

Das Auto ist jedenfalls gepackt. Im Tetris-System haben wir alles in Kartons gebackt und so lange hin und her geschoben bis es passte. Letztes Mal hatten wir einen Koffer für unsere Kleidung mit. Darin herrschte bereits nach drei Tagen das Chaos – meine Unterwäsche begraben unter Achims Hosen. Nichts war wieder zu finden. Und ständig hat was auf dem Deckel gelegen. Diesmal also Kartons. Sehr rustikal, um es vorsichtig auszudrücken.

Fünf Wochen Rundreise sind geplant. In der Zeit kann der Lack aushärten und der Polsterer unsere Salon-Polster neu beziehen. Die haben wir vor zwei Wochen zu ihm gebracht und er hat versprochen, dass sie fertig sein werden.
Wir halten es noch einmal mit dem A-Team und lieben es, wenn ein Plan gelingt.

Rundreise Nordinsel – geplant ist die Tour im Uhrzeigersinn

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Von Tahiti nach Neuseeland – das Video

So.,16.Okt. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 3060, 24.696 sm von HH

Heute vor genau einem Jahr sind wir in Tahiti gestartet, um nach Neuseeland zu segeln.
Ein Jahr, um ein Video zu erstellen :roll: unglaublich lange – aber gute Dinge wollen eben Weile haben.
Und ich glaube, das Warten hat sich gelohnt. Deswegen ist er auch etwas länger geworden.

Mit dem Video schneiden, kam die die Erinnerung zurück, wie heftig der Törn wirklich gewesen ist. Das Vergessen hatte schon Sand darüber gestreut. Wir hatten „hochhaushohe“ Wellen und die Hälfte der Tage sechs Windstärken oder mehr.
Wir haben auf dem Törn ein wenig den Hintern versohlt bekommen, würde ich sagen.

Viel Spaß beim Schauen und bitte nicht seekrank werden. ;-)

#26 Rauer Törn von Tahiti nach Neuseeland – 2423 Meilen mit bis 39 Knoten Wind

 

Für alle, die damals nicht dabei gewesen sind, hier exemplarisch der Text von Tag 16 der Überfahrt:

Chronik einer Reise:
20:00 Uhr – Wind NNO, 16 Knoten, Kurs 270°, Zielkurs 229°, blöd, aber wir müssen erst noch eine Insel umfahren. Seit 500 Meilen liegt sie immer wieder auf unserer Kurslinie, egal wie der Wind auch weht. Mit dem letzten Büchsenlicht hat der Skipper eine Eingebung und besteht auf das dritte Reff im Groß zur Nacht. Ich haue mich aufs Ohr.

22:00 Uhr – Wind NNO, 14 Knoten – meine Nachtwache beginnt. Durch das eine Reff zu viel im Großsegel kommen wir nur langsam voran.

24:00 Uhr – Wind NNO, 22 bis 25 Knoten – der Skipper steht auf und fragt, ob alles okay sei, er könne nicht schlafen, es wackelt zu sehr. Er kriecht zurück in die Koje.

03:00 Uhr – Wind NNO, 24 bis 27 Knoten – Achims Nachtwache beginnt. Ich habe ihm eine Extra-Stunde Schlaf gegönnt – mein Buch ist gerade so spannend.

04:00 Uhr – Wind NNO 26 bis 30 Knoten – Ich stehe wieder auf. Es wackelt unglaublich hinten in der Koje. Ich kann nicht einschlafen. Das, final doch nicht weg geklappte, Bimini (wird schon nicht so schlimm werden) flattert Nerv tötend im Wind. Wir machen es uns gemeinsam „gemütlich“ im Salon.

4:15 Uhr – das Bimini wird provisorisch mit einem Tampen „ruhig gestellt“.

4:30 Uhr – Wind NNO 28 bis 32 Knoten, Kurs 270° – Achim geht raus. Atanga luvt jetzt häufig stark an. Wir wollen aber an der Insel vorbei. Jemand muss die Windsteueranlage händisch unterstützen. Ich halte ihn mit dollen Geschichten bei Laune.

5:00 Uhr – Wind NNO dauerhaft über 30 Knoten – es ist schwärzeste Nacht. Gnädig bleibt die Wellenhöhe verborgen. Ab und an sieht man eine Schaumkrone in Augenhöhe vorbei rauschen. Schön, dass wir das überflüssige Reff im Groß haben.

5:30 Uhr – ich löse Achim im Cockpit ab. Er hält mich mit dollen Geschichten bei Laune. „Wir können von Glück reden, dass es nicht auch noch regnet“, posaune ich in die Nacht.

6:05 Uhr – es fängt an zu nieseln 6:15 Uhr – Regen 6:25 Uhr – es gallert, prasselt, pisst aus allen Rohren. Segelstiefel wären jetzt schön. Mangels wasserdichter Schuhe sitze ich mit nassen Socken im Cockpit

6:30 Uhr – Wind NNO Böen bis 37 Knoten, wir sind an der Insel vorbei und können abfallen so weit es geht – Das Schott zum Niedergang ist zugezogen. Achim hockt im Trockenen. ab und an bekomme ich ein ‚tapfer‘ durchs Seitenfenster zugerufen. Es ist nicht mein Lieblingswetter :mrgreen: und sehr viiiiel Wind. Die Systeme sind beherrschbar, was mich freut. Angst, nein, aber es ist gruselig. Ich passe einen Augenblick nicht auf, wir luven hart an. Dann ein Fahrfehler, statt abzufallen, luve ich noch weiter an, eklig, aber überlebbar. Es dämmert.

7:00 Uhr – Wind NNO dauerhaft über 30 Knoten – Achim löst mich ab. Wellenberge rollen hinter uns her.

7:30 Uhr – Wind NNO 25 bis 28 Knoten – es erscheint uns wie ein laues Lüftchen. Es gallert weiterhin wie aus Eimern

8:00 Uhr – Wind Nord 20 Knoten

8:20 Uhr – Wind West 15 Knoten – Wind steht gegen Welle. Das Meer sieht aus, wie mit übergroßen Pickelhauben überzogen. Atanga wird zum Rodeo Pferd. Wir bocken, wackeln und schaukeln von einer Seite zur anderen. Gegenstände fliegen durch den Salon, die eigentlich gut verlascht gewesen sind.

8:45 Uhr – Wind Süd-West 12 Knoten – hallo, genau da wollen wir hin. Dem Skipper muss man den Mund mit Seife auswaschen. Es fällt jetzt häufig das böse F-Wort.

9:30 Uhr Wind Süd-West 5 Knoten – Maschine an. Kurs Opua. Müdigkeit macht sich breit. Werden wir alt? Vor 30 Jahren konnte man doch auch locker eine Nacht durchmachen.

12:00 Uhr – Wind NNO 10 Knoten, Regen, Regen, Regen 12:05 Uhr – 15 Knoten, 12:10 Uhr – 20 Knoten – Maschine aus, Kurs Opua 12:20 Uhr – 28 Knoten, Atanga läuft stabil, Schotten dicht, wir gehen nach unten und das Wetter kann uns mal.

 

der Skipper kann sich kaum halten

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Das Lackier-Projekt

Mo.,10.Okt. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 3054, 24.696 sm von HH

Als wir im Juli bei Dina und Andries als Air B&B Gäste übernachtet haben, kam Dina plötzlich mit einem Vorschlag auf uns zu: sie würden im Oktober für drei Wochen in den Urlaub fahren. Ob wir nicht Lust hätten das Haus zu bewohnen, damit es nicht leer steht die ganze Zeit.
Sofort fing es an zu rattern. Wir haben doch noch das Projekt ‚schöner wohnen‘, sprich im Schiff muss noch alles lackiert werden, was nicht ausgebaut werden kann. Im Oktober ist bereits Frühling, es sollte dann wärmer sein und somit dürfte der Lack über Nacht gut trocknen. Und keine fünf Minuten Fahrweg. Und dann das schöne große Haus …
Wir haben keine Viertelstunde gebraucht und zugesagt.

Haus mit Aussicht und kurzer Weg zu Atanga – die könnte man vom Fenster aus sehen – wäre der Baum in der Mitte nicht im Weg

Zwei Tage vor dem vereinbarten Termin gab es eine Nachricht von Dina. Ob wir es wohl einrichten könnten noch einmal vorbei zu kommen? Sie würde uns gerne von Paul erzählen. Paul entpuppt sich als Air B&B Gast, der im zweiten Gastzimmer (mit eigenem Bad) untergebracht ist. Wir würden Paul gar nicht merken, versichert uns Dina. Sie hätte ihm alles gezeigt und wir hätten mit ihm nichts zu tun. Am Sonntagabend reist er an und übernachtet nur zweimal zwei Tage im Haus, da er in Whangarei einen neuen Job übernehmen würde. Pflegeleicht sei Paul. Da sind wir wohl ein wenig geleimt worden. Wir sind nicht begeistert, aber was soll’s.

Wie angekündigt trifft Paul am Sonntagabend ein. Ein großer Mann mittleren Alters. Er hält nicht lange hinter dem Berg: „Hi! How are you? Ich habe einen  125.000 Dollar Tesla. Den würde ich gerne unter dem Carport-Dach parken.“ Wir gucken verdaddert. Wie ist der denn drauf? Unter dem Dach steht bereits unser 3.900 Dollar Toyota. Und unser Fiedl steht auch gerne im Trocknen. Weiß Paul das etwa nicht? :mrgreen:
Achim und Paul begutachten den Tatort. „Du könntest den Wagen von Dina und Andries umparken“, schlägt Paul vor. Achim hat zwar die Schlüssel, weil er die beiden mit dem Auto zum Flughafen gefahren hat. Aber Achim lehnt das ab. Andries hat ihm genau gesagt, wo sein und unser Auto stehen sollen. Nach etwas hin und her parkt Paul dann seinen Tesla schräg hinter Fiedl. Thema durch.
Dachten wir. Am nächsten Tag kommt eine SMS von Dina mit der Bitte, ihre eigene Familienkutsche anderswo zu parken. Paul, die alte Petze. ;-)

Statt zwei Tage bleibt Paul dann fünf. Er verschwindet immer schnell in seinem Zimmer und stört nicht weiter unseren Hausherren-Frieden. Am Freitag packt er seine Sachen und hinterlässt einige Spuren. Verschmierte Sauce und Salatreste im Kühlschrank und die nur von ihm benutze Nespresso-Maschine mit einem verklebten Milchschäumer und Behälter. Uns wurde das Haus anvertraut, also fühlen wir uns auch verantwortlich und putzen hinter Paul her. Mit viel Einweichen werden auch die Milchschläuche der Maschine wieder sauber.
Nie, niemals könnte ich Air B&B Vermietung machen.

Großes Haus – Dolby Surround – Netflix – und Küche mit allem Zipp und Zapp

Das Lackier-Projekt läuft hervorragend. Man könnte meinen, wir hätten das so geplant. Leider kann ich nicht alles auf einmal lackieren. Die Enge im Schiff lässt das nicht zu. Zu leicht reiße ich mit dem Hintern wieder ein, was ich vorne aufgebaut habe. Somit zieht es sich. Fünf, sechs Schichten sollen es schon sein.
Aber die Hälfte ist heute fertig geworden und zwei Wochen haben wir noch.
Was für ein Glücksfall mit dem Haus, besser könnte es nicht laufen. Auch wenn Paul heute wieder kommt. Mal sehen, wie lange er diesmal bleibt. Milch ist jedenfalls keine mehr im Kühlschrank :lol: .

Lackieren – schleifen – lackieren – schleifen

Der mühsam entferne Staub nach der Halle – da ist er wieder – nützt nix – so eine Gelegenheit gibt es nie wieder

Am frühen Nachmittag bin ich fertig – am nächsten Morgen ist alles schleiftrocken

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Der Mast wird gestellt

Mo.,03.Okt. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 3047, 24.696 sm von HH

So wie der Mast runter gekommen ist, so wird er auch wieder gestellt: mit Hilfe eines mobilen Krans. Für die Mast-Legearbeiten ordert Gerry, der Boat Yard Rigger, immer einen Kranwagen direkt von der Firma nebenan. Der kleine Kran scheint heute nicht verfügbar zu sein, also rückt mal richtig schweres Gerät an. Bis 220 Tonnen kann der Kran heben. Leicht, ganz leicht überdimensioniert. ;-) Unser Mast wiegt ungefähr 200 bis 300 Kilo – so genau weiß das keiner.

Etwas überdimensioniert der Kran – die Haken sind riesig

Zuerst werden – wie üblich – die Stützfüße ausgefahren und das gesamte Eigengewicht des Krans auf diese Stützen gelegt. Alle zehn Reifen schweben in der Luft. Die Stütze vorne rechts sinkt [singt] ein paar Zentimeter in den Schotter ein. Am Wochenende hatte es heftig geregnet.
Das gefällt dem Kran-Fahrer nicht. Kommando zurück. Die Räder werden wieder auf den Boden gesetzt, die Füße eingefahren und der Kran um einen halben Meter umrangiert. Ein neuer Versuch. Nein, wieder nichts. Vorne rechts sinkt es dem Fahrer zu sehr ein. „Du weißt schon, dass der Mast maximal 300 Kilo wiegt?“, fragt Gerry leicht genervt. Der Fahrer zeigt sich unbeeindruckt. „Das ist der normale Prozess, egal, was ich zu heben habe.“ Also Räder zurück auf den Boden, Stützen einfahren und noch einmal rangiert er den Kran um. Viel Platz hat er nicht zwischen den Booten, aber er schafft einen weiteren Meter. Diesmal passt es. Die Fuß findet festen Untergrund.

Die Stütz-Füße werden ausgefahren

Alle zehn Reifen schweben in der Luft – das Gewicht vom Kran selber liegt jetzt komplett auf den Stützen

Der zweite Stempel von der Stütze im weichen Untergrund

Der Kran-Führer lässt seinen Haken herab. Einen Meter über dem Mast stoppt er. Warum ist schwer zu sagen. Der Fahrer sitzt in seiner Kabine und starrt auf ein Display. Nichts tut sich. „Hoffentlich liest er nicht erst jetzt die Gebrauchsanweisung“.  Alle warten ungeduldig. „Das gibt aber trotzdem nur eine normale Rechnung“, warnt Gerry den Fahrer.
Dann endlich ist das Problem behoben. Es geht weiter. Vorsichtig wird der Mast an einer Schlaufe angehoben. Alle empfindlichen Teile müssen sorgsam mitgeführt werden, damit nichts kaputt geht oder verbiegt. Zentimeter um Zentimeter wird der Mast gehoben bis er endlich senkrecht steht und vom Boden abhebt.

Der Haken mit Gewichtsbombe schwebt ein – eine falsche Bewegung am Joystick und Atanga hat ein Loch im Rumpf

Einer hält den Baum in Waage – die anderen kümmern sich um die losen Teile, damit die nicht unkontrolliert um sich schlagen

Der Mast hat jetzt bereits abgehoben

Der Kran bringt den Mast über Atanga in Position und wird dort von Gerry, Lance und Achim in Empfang genommen. Es dauert einige Zeit bis alle Wanten und Stagen festgeschraubt sind. Erst dann darf der Fahrer seinen Haken ausklinken. Der Mast steht jetzt selbstständig und Atanga sieht wieder wie ein proper Segelboot aus und ein weiterer, wichtiger Schritt zurück zum normalen Bootsleben ist gemacht.

Nur noch ein paar Meter – noch ein bisschen den „Draht“ befestigen und Atanga sieht wieder aus wie ein richtiges Segelschiff

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