Archiv der Kategorie: Abschied

Drei Elemente am Freitag den 13.

Fr., 13.Nov.15, La Palma, Tag 531, 2.895 sm

Tag 4 an Land

Auch ohne, dass es oben drüber steht, ist klar zu erkennen, heute ist Freitag der 13.

Luft
Es fängt damit an, dass Calima weht. Calima ist ein kräftiger, heißer Wind aus der Sahara, der nicht nur die Temperaturen auf den Kanaren um 10 Grad ansteigen lassen kann, sondern auch noch eine Menge Staub mitbringt.

Es ist heute also affenheiß, deutlich heißer als die letzten Tage und wir schwitzen uns beim Polieren den Wolf.

Erde
Der Staub, den Calima mitbringt ist unangenehm, aber nichts gegen den Typen, der schräg gegenüber ein Schiff sandstrahlt.
Das hat er gestern auch schon gemacht, aber da gab es keinen Calima und der Wind kam aus der richtigen Richtung.
Die Plane, die er als Staubschutz gespannt hat, ist löchrig wie ein Fischernetz.
Dazu fegen die Böen prima in die Plane, so dass wir komplett eingenebelt werden. Als die ihm die Plane dann endgültig weggefetzt ist, fängt er an den Sand zu schaufeln und zu sieben.
Ein Wüstensturm ist ein Witz dagegen, was auf uns zufliegt. Wir sammeln kleine Wanderdünen an Deck. :mrgreen:

Wasser
Was wünscht man sich nach einem schweißtreibenden, staubigen Job mehr als eine schöne Dusche? Es gibt dann wohl nichts Angenehmeres…

Hätten wir auch gerne gehabt, aber ab Nachmittag ist zeitweise Stromausfall und Wasser gibt es auch keins. Bis zum nächsten Morgen nicht.
An Bord können wir auch nicht duschen, da wir ja an Land stehen. Somit bleibt uns nur eine kleine Katzenwäsche aus dem Eimer. ;-)
So schmutzig und stinkig passen wir aber gut zum Rest des Schiffes. Es sieht katastrophal unter Deck aus. Über allem liegt eine feine Staubschicht, hier und da vermischt mit größeren Brocken.

Damit nicht genug.
Heute ist das, erst gestern bestellte, Lager für unsere Welle eingetroffen.
Das klingt gut. Leider ist das Lager einen Tick zu groß. Die exakte Größe ist wohl nicht lieferbar, somit wird das zu große Ding an der Drehbank passend gemacht. :roll:

Am Montag allerdings erst. Das finde ich nun wiederum so schlecht nicht, denn dann ist Freitag der 13. schon einen Augenblick her.

 

Auch die längste Reise beginnt mit dem 1. Schritt (posted by sabine)

sagt Lao Tse.

Unser erster Schritt hat uns heute 7 sm (13 km) weit nach Wedel getragen.
Da durch die Nordseewochen (eine Regatta) Helgoland bis Pfingsten rappelvoll sein wird, haben wir eine Woche Zeit die Elbe herunter zu trödeln. Und da das Hochwasser bei unserer Abfahrt bereits schon weit fortgeschritten war, haben wir es heute nur hierher geschafft.

An Alle, die uns in den letzten Tagen und Wochen so herzlich begleitet und verabschiedet haben, die liebsten Grüße auf diesem Weg.
Vielen Dank für Eure Unterstützung, Geschenke, Hilfe, Ratschläge und Angebote jeder Art (von Übernachtung und Autoverleih bei Heimbesuchen bis Besuche irgendwo in der Ferne), danke für eure eMails, SMS (besonderer Dank an die mit dem Wunsch von göttlichem Beistand), die bezaubernden Gästebucheinträge (online und analog), Briefe (hallo Melli ??), Fotoalben und sonstigen Überraschungen.
Wir werden euch alle sehr vermissen, freuen uns aber, wenn ihr unsere Reise online mit verfolgt und etwas an unseren Erlebnissen teilnehmen könnt.

Wir sind nicht aus der Welt, wenn es mir aber heute auch das Herz zerreißt.

Countdown

Die letzten 7 Tage laufen. So wie es aussieht verabschiedet sich der Akku von meinem Laptop. Somit reihen wir uns nahtlos in die Normalitaet aller Segler ein. Irgend etwas geht immer nicht und die Beschaffung wird ja auch nicht leichter. Positiv daran kann man aber sehen, dass wir so immer etwas mehr oder weniger Sinnvolles zu tun haben. Die Ordnung auf dem Schiff nimmt weiter Form an. Die meisten Dinge haben ihren Platz gefunden…. stellt sich nur die Frage, ob wir uns auch daran erinnern, wo dieser Platz war.

Einfamilienhaus vs. Segelschiff

Wir wohnen jetzt fast eine Woche auf Atanga, aber neben der unendlichen Freiheit zieht auch ein Komfort-Verzicht mit ein:
Haus vs. Schiff
1.) 105 qm Wohnfläche vs. 24 qm Wohnfläche
2.) fliessend warmes/kaltes Wasser vs. kalt auch, warm nur, wenn Maschine gelaufen ist oder Landstrom-Anschluß vorliegt
3.) Zentralheizung in allen Räumen vs. gar keine Heizung max. ein kleiner Heizlüfter (aber nur bei Landstrom)
4.) Geschirrspüler vs. Handbetrieb, es sei denn der Skipper hat Bock dazu
5.) Waschmaschine vs. keine Waschmaschine (Maschine im Hafen suchen oder Waschsalon)
6.) In allen Räumen Schränke leicht zugängig vs. jeder (!) Schrank ist wie der heimische Tupperschrank, man bekommt einen Anfall, wenn man an etwas ran will oder auch, es kommt einem alles entgegen
7.) Kühlschrank vs. Kühlschrank als Toplader, das was man braucht ist grundsätzlich ganz unten und ganz unten ist 70 cm und 4 Lagen tiefer
8.) WC, Taste drücken, Wasser kommt, fertig vs. auch WC, allerdings nix drücken, Handbetrieb, also Pumphebel betätigen – mind. 25 Mal – sagt der Skipper, sonst bleibt Urinstein und sonstiges Zeug  in der Leitung und setzt diese zu
9.) Auto vor der Tür vs. alles zu Fuß, per Klapprädern mit 16 Zoll-Reifen oder öffentlichen Transportmitteln – für alle Einkäufe einschl. Getränke (!) Transport
10.) Strom, zu Hause kommt er aus der Steckdose vs. auch Strom, aber es werden einem die Ampere-Stunden vorgezählt
11.) Vattenfall vs. Solarpanele – bei bedecktem Himmel kommt da nix, Windgenerator -ohne Wind kommt da nix = Supergau windstiller, regnerischer Tag, dann bleibt nach Sonnenuntergang noch sich das Leben schön zu trinken….

posted by sabine

 

Erste Erfahrungen vom Leben im Hafen

ich hatte schon auf anderen Segler-Blogs gelesen, dass Wäsche waschen ein teures Logistik-Problem darstellt. Von unserem Schiff bis zur Waschmaschine sind es ca. 300 m. Ich also mit unserer Schmutzwäsche unterm Arm losgezogen, nach 2/3 des Weges ist mir eingefallen, dass ich ja auch Waschpulver mitnehmen muss. Also flink zurück. An der Maschine musste ich dann mit Entsetzen feststellen, dass einmal waschen 2,50 (!) EUR kostet. Ich hatte nur mit maximal 2,00 gerechnet, also flink zurück und das fehlende Geld geholt. Nach 3 Stunden habe ich dann meine fertige Wäsche holen wollen, aber nach Beendigung des Waschens wurde nicht von alleine geschleudert. Also Schleudergang eingelegt. Warten war mir zu doof, zum quatschen niemand in der Nähe, also flink zum Schiff zurück. Der final vierte Gang hat mir dann doch noch die saubere Wäsche gebracht. Das waren aber in Summe 1,6 km für nur eine Waschmaschinen-Ladung… ;-) posted by sabine