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Die Lagune von Neukaledonien

15.-19.Juli 2025, Neukaledonien/Baie de Prony/Îlot Casy, Tag 4.063/-67, 29.142 sm von HH

Neukaledonien hat die größte Lagune der Welt. 24.000 Quadratkilometer. Das ist so groß wie Mecklenburg-Vorpommern. Da man sich nichts darunter vorstellen kann: das entspricht der Fläche von 200 Millionen Familienpizzen. Pizzakruste von Paris bis Istanbul. Ziemlich groß also. :mrgreen:
Diese Fläche ist Herberge von 1.600 Kilometer Riff. Nummer zwei in der Welt nach dem großen Barriere-Riff in Australien.

Das wollen wir uns genauer ansehen und verlassen die Marina. Weit fahren wir nicht. Um zu testen, ob alles gut funktioniert, werfen wir den Anker in einer beliebten Bucht gleich um die Ecke von Nouméa. Heute ist keiner da, wir liegen alleine und verbringen bei totaler Flaute eine ruhige Nacht am Anker. Unser erstes Ankermanöver nach ein-dreiviertel Jahren. Ein sehr schönes Gefühl in einer geschützten Bucht sanft zu wiegen.

Am nächsten Morgen hält die Flaute an. Wir beschließen, das auszunutzen und motoren 30 Meilen Richtung Süd-Osten. So einfach gegen die vorherrschende Windrichtung Strecke zu machen, das kommt nicht so häufig vor.
Die Fahrt ist abwechslungsreich vor imposanter Kulisse.

Inselchen vor der beeindruckenden Kulisse der Hauptinsel.

Hier macht das Umherschippern Spaß.

In der großen ‚Baie de Prony‘ schnappen wir uns eine Mooring vor der kleinen Insel ‚Casy‘. Was für ein idyllischer Platz. Wieder sind wir ganz alleine. Dazu kommt, dass sowohl Casy als auch die Westseite der Bucht unbewohnt sind. Nur unser Ankerlicht scheint in tiefschwarzer Nacht.

Bequem kommen wir mit unserem aufblasbaren Kajak — unserem ‚Waka‘, polynesisch für Kanu — an Land. Es gibt einen Wanderweg einmal um die Insel herum. Der ist stellenweise etwas überwuchert und durch Erosion weggespült, aber noch zu finden.
Die ‚Îlot Casy‘ hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Zuerst war sie 1850-1860 Marinestützpunkt. Dann wurde sie von den Angestellten des Straflagers, was sich auf dem Festland befand, bewirtschaftet. Etwas Gemüseanbau und eine komplette Entwaldung fanden bis 1900 statt. Gefolgt von Probe-Grabungen, die nach Nickel suchten. Diese Buddelei hat hässliche Wunden in die Insel gerissen. Der Rest ist wieder komplett bewaldet.

Der Steg im Hintergrund ist halb morsch. Aber es gibt genug Strand zum bequemen Anlanden.

Das Dinghi kann an Deck bleiben.

Stellenweise sind die Wege stark überwuchert.

Liebliche Ostseite.

Probegrabungen nach Nickel haben ihre Spuren hinterlassen. Ist die Erosion mal in Gang …

Araukarien wachsen schlank und senkrecht.

Der letzte Versuch auf der Insel zu wohnen, war eine kleine Eco-Lodge. Der Betreiber gab seinen Gästebetrieb allerdings 2004 wieder auf und verließ die Insel.
Ihm gehörte ein Hund namens Mouss. Und Mouss dachte gar nicht daran, mit ihm zu gehen und die Insel zu verlassen. Mehrere Versuche seines Besitzers schlugen fehl. Mouss sprang immer wieder von Bord und schwamm zur Insel zurück.
Schließlich wurde er alleine auf der Insel zurück gelassen. Er ernährte sich von Ratten, Krebsen und lernte Fische zu fangen. Schnell wurde er zum Liebling von Seglern, die vor Casy ankerten. Mouss machte sich selber zum Inselguide und führte Besucher über die Pfade. Immer vergewisserte er sich, dass man ihm auch wirklich folgte. Er soll so gewitzt gewesen sein, dass er tat, als ob er sich verirrt habe, wenn ihm die Spazierrunde zu kurz erschien.           Als Belohnung für seine Dienste gab es Hundefutter und Reis. Mouss war der heimliche Star von Casy.
Seine Beliebtheit führte so weit, dass genug Geld gesammelt werden konnte, um einen fliegenden Tierarzt zu bezahlen als Mouss nach fünf Jahren krank und schwächlich wurde. Regelmäßig schaute bis zu Mouss Tod ein Arzt bei ihm vorbei. Schließlich starb Mouss 2017 – eine kleine Gedenktafel am Strand hält sein Ansehen in Erinnerung.

Wir bleiben drei Tage und laufen mal rechts, mal links herum über diese hübsche Insel.

Ruhiges Wetter alle vier Nächte. Die Moorings scheinen in gutem Zustand und schützen die Korallen.

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Fenua auf Kanak-Art

11.Juli 2025, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.059, 29.095 sm von HH

Seit über 2000 Jahren ist Neukaledonien besiedelt. Vor dem Kontakt mit Europäischen Siedlern benutzten die Ureinwohner für ihre verschiedenen Stämme keine einheitliche Bezeichnung.
Die Bezeichnung ‚kanaka maoli – einfacher Mensch‘ wurde von den Missionaren eingeführt und unterschiedslos auf alle Bewohner der verschiedenen Inseln angewendet.
Kanak ist hawaii-polynesischen Ursprungs, bedeutet Mensch und die Bewohner Neukaledoniens haben diese Bezeichnung für sich beibehalten.
Aus der Quelle stammt auch das in Deutschland verwendete Schimpfwort für Südosteuropäer, Araber und Nordafrikaner. Seit den 90er Jahren wurde die herabsetzende Benutzung des Wortes  ‚Kanaker‘ umgedreht und zunehmend als Selbstbezeichnung verwendet. Der Hash #100%Kanaker ist oft ironisch, aber auch selbst aufwertend gemeint. Die deutsche Beschreibung ‚Ruhrpott-Kanaker‘ für  Arbeiter und einfache Menschen wird dann tatsächlich in seine ursprüngliche Bedeutung zurück geführt.

42 Prozent der Bevölkerung in Neukaledonien sind Kanak. Sie sind melanesischen Ursprungs – wie die Bewohner von Fiji –  haben sich aber in den letzten Jahrhunderten viel stärker als die Fijianer mit polynesischen Seefahrern vermischt. Und das sieht man. Ihre Haut ist heller, die Haare weniger kraus als in Fiji. Dazu kommt, dass mindestens über zehn Prozent der Bevölkerung in Neukaledonien Polynesier sind. Das bringt Fenua nach Neukaledonien. Fenua bedeutet ‚Heimat, Land und Zugehörigkeit‘.

Die Stoffläden sind ähnlich bunt wie in Tahiti. Allerdings dominieren in Nouméa grafische Muster. Die Stoffe sind weniger blumig. Auf dem Markt sitzen auch keine Lei-Flechterinnen, die Blütenkränze für den Kopf oder zum Umhängen fertigen. Nur selten sieht man eine Frau mit Blume hinter dem Ohr. Den Polynesiern geht das leichter von der Hand.

Stoffe in Nouméa. Es gibt neben den grafischen Mustern auch die polynesischen Motive mit Hibiskus und Philodendron-Blatt.

Die Kanak-Damen tragen ein Einheits-Kleid. Sackartig fast. Fotos aus dem Stadtmuseum zeigen, dass dieser Look mindestens seit 150 Jahren etabliert ist.  Durch Missionare gefördert.  Junge Mädchen laufen modern mit T-Shirt und enger Hose. Aber es scheint mir, sobald sie verheiratet sind und Kinder haben, dass der Griff zum Einheitskleid selbstverständlich ist.
In dieser Beziehung sind die Polynesier lockerer unterwegs.

Der Übergang von Jeans auf Kleid. Die Freundin ist schon im Einheitslook. Die Kleider haben immer Spitzenbordüren.

Wir bummeln in der Stadt umher. Musik ertönt. Moment mal, das kennen wir doch. Der Rhythmus, das Lied. Es klingt wie die Tanzgruppe von Hao, aus den Tuamotu. Wir biegen um die Ecke. Tatsächlich. Sogar die Kostüme sind in der Art der Tänzer von Hao – mit viel Haut zu sehen.

Die Tanzgruppe mit vielen jungen Mädchen und Frauen vertritt Französisch Polynesien.

Junge Tänzerin der ‚Association Tamara‘.

Und da sind dann auch die typischen Polynesischen Tattoos wieder da.
Tätowierungen sind nicht sehr verbreitet unter den Kanak.

Eine Bühne ist aufgebaut. Es folgt Gruppe auf Gruppe. Es werden verschiedene Inselstaaten im Pazifik repräsentiert. Viele der Tänzer nehmen auch an pazifischen Festivals, wie der Heiva in Tahiti teil.

Gruppe MauMau Fenua. Da ist es wieder – das Fenua.

Ein kleiner Knirps der Gruppe MauMau Fenua.

Die Gruppe der etwas älteren Damen kann keine guten Noten bekommen. Sie haben nicht geübt. ;-) Weder kennen die Ladies den Text, noch können sie synchron zusammen tanzen.
Ein echter Straßenfeger. Fast das gesamte Publikum verlässt die Veranstaltung.

Die Damen von ‚Beaute Divine‘ müssen noch üben.

Bunt – bunter – Fenua

 

Wir wollen auch schon gehen, aber dann kommen die kräftigen Jungs von ‚Fako Galo Gataa‘, die mit kräftigem Gesang und kriegerischem Tanz die Zuschauer zurück locken.

Als letztes tritt ‚Fako Galo Gataa‘ auf. Sie vertreten den Inselstaat ‚Wallis und Fortuna‘.
Kräftige Herren.

Kraftvoll

Sehr züchtig die Damen.

Feuertänzer zum krönenden Abschluss.

Wir stoßen etwas verspätet auf die Vorstellung. Ein paar Gruppen haben wir schon verpasst. Es ist seht schade, dass in der ganzen Stadt kein Hinweis auf solche Veranstaltungen zu finden ist. Die Geburtstagsfeier von Nouméa haben wir auch schon versäumt, weil wir es nicht wussten.
Ein echter Auftrag für das Tourismus-Ministerium.

Wir haben im Marina-Office Prospekte bekommen über die Attraktionen von Neukaledonien als ‚Edition 2016/2017‘. Da hat wohl jemand ein paar Exemplare zu viel in den Druck-Auftrag gegeben. Man darf gespannt sein, wann die aufgebraucht sind. :mrgreen:

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Quer durch die Wüste – ein Video aus Australien

05.Juli 2025, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.053, 29.095 sm von HH

Das Wetter hat von suboptimal auf räudig gewechselt.
Entsprechend verbringen wir viel Zeit auf Atanga. Die beste Gelegenheit einen Film über unsere Zeit in Australien zu schneiden. Unser verrücktestes Abenteuer unserer Rundreise, die Fahrt durch die Simpson-Wüste mitten im roten Zentrum.

Vor 5.000 Jahren sind die Aborigines durch die Simpson-Wüste gelaufen.
1936 hat der erste Weiße die Simpson zu Fuß durchquert.
1962 ist das erste 4WD Auto durch die Simpson gefahren.
2024 haben die Willners erfolgreich das ‚Simpson Crossing‘ geschafft – jetzt auch als Film. :mrgreen:

#31 Simpson Desert Crossing in Australien – fünf Tage durch die Wüste mit 4×4

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Neukaledonien bringt Australien-Gefühle zurück

25.Juni 2025, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.043, 29.095 sm von HH

Wir mieten uns ein Auto. Das kleinste Model, was im Angebot ist. Ein gummibereifter Einkaufswagen: einen Hyundai Grand i10. Eine große Karre brauchen wir nicht, so unsere Vermutung. Wir verlassen die Stadt auf zweispurigen Ausfallstraßen. Schnell wird es ländlich und bereits nach fünfzig Kilometern kommen wird durch das letzte Dorf. Mit den Menschen verschwindet der Asphalt.

Sehr hübsche Ausblicke an der Küste entlang. Alles sehr bergig.

Hinter dem letzten Dorf kommt uns tatsächlich ein Auto mit Sand-Flag entgegen. Typischer australisch geht nicht. ;-)

Der lehmartige Belag ist schlüpfrig, wo er noch feucht ist. Er ist roter als er je in Australien sein könnte. Als wir eine überflutete Furt durchfahren müssen, fühlen wir uns noch mehr nach Australien zurück versetzt. Wir haben nur das falsche Auto. ;-) Es wird bergig und die Straße schlechter. Immer häufiger müssen wir nun durch schmale Bäche fahren. Damit haben wir nicht gerechnet.

Es ist nicht sehr tief. Wir fahren erstmal weiter ,umdrehen können wir dann immer noch.

Bitte kein Regen am Nachmittag. Zurück kämen wir dann wohl nicht.

Roter als Australien – auch hier ist Eisen in der Erde dafür verantwortlich.

Glasklare Bäche und Flüsse entwässern die Berge ins Meer.

Wo der Bundy über Welchblech-Piste wie durch Butter gefahren wäre, trauen wir uns nicht mit der Nuckelpinne durch Schlaglöcher zu heizen. Wir kommen nur langsam voran und beschließen, die einzige Querung durchs Inland zu wählen, statt weiter im großen Bogen an der Küste zu bleiben.
Es ist Hochwinter und bereits um 17:30 Uhr wird es dunkel.

Der Süden von Neukaledonien. Die rote Strecke sind wir gefahren. Geplant war der große Bogen ganz nach Osten auf der einzigen Straße Die schlechten Straßen halten uns länger auf als erwartet.

Die Straße könnte auch in Australien sein.

Rote Erde

Spitzkegelige Berge. Der Bewuchs ist nicht gerade üppig. Die rote Erde enthält viele Metalle (Nickel, Chrom, Magnesium uns andere). Die Böden sind nährstoffarm und toxisch für viele Pflanzen. Deshalb gibt es in Neukaledonien sehr viele endemische Arten.

Ganz im Süden über eine extreme Holperpiste erreichen wir Prony. Das Dorf wirkt verlassen. Wir schlendern an Hütten vorbei. Niemand lässt sich blicken. Alle Fensterläden sind verrammelt. Am Ende des Dorfs lassen wir uns von zwei Hunden vertreiben und gehen zum Auto zurück. Prony wurde 1867 für den Betrieb von Holzwirtschaft gegründet. Ein paar Jahre später hat man es zur Strafanstalt umgewandelt. Es wurde in den 60er Jahren aufgegeben, aber 1990 restauriert. Heute soll hier ein Campingplatz sein, den wir nicht gefunden haben.
Wer will kann hier auf Schatzsuche gehen, denn ein beim Glückspiel erfolgreicher Häftling, der in Prony starb, hat das Versteck für seinen Gewinn mit ins Grab genommen.

Prony ist verlassen. Aber die zwei Hunde, die uns verscheucht haben, wirkten gut genährt. Es muss also Bewohner geben.

Überreste einer Lagermauer in Prony.

 

Die Abkürzung durch die Mitte führt uns an einen großen Stausee. Ab hier kommen uns auch wieder andere Fahrzeuge entgegen. Die Straße ist asphaltiert. Aber unser weißer Leihwagen sieht schlimm aus. Überzogen mit roten Spritzern. Mir fällt eine Information aus dem Mietbüro ein, der ich keine sonderliche Aufmerksamkeit gewidmet habe: „Autowäsche von 33,00 bis 100,00 Euro.“
Warum hängt sowas in der Autovermietung? Beim Blick auf das Auto wird uns einiges klar.

Stausee ‚Lac de Yaté‘. Er wurde zur Stromgewinnung für Nouméa angelegt und dient aber auch als beliebtes Ausflugsziel.

Durch die genommene Abkürzung sind wir recht früh zurück in Nouméa. Wir klappern ein paar Baumärkte ab und kommen kurz vor Büroschluss an der Autovermietung vorbei. Da wir noch weiter zum Supermarkt wollen, beschließen wir den Wagen bis Morgen früh zu behalten. Aber man kann ja mal fragen, was es mit der Autowäsche auf sich hat. Nicht, dass das ein teures Erwachen gibt.

Achim parkt in der Einfahrt der kleinen Garage. Ich bleibe im Auto sitzen, während er ins Büro geht. Nach einem kurzen Moment lässt sich ein Mitarbeiter der Fuhrpark-Wartung auf den Fahrersitz fallen. Seinem Redeschwall entnehme ich, dass er den Wagen kurz aus dem Weg fahren will. Der Zündschlüssel steckt. Ich deute an, dass er fahren soll. Er parkt das Auto an der Seite und fragt mich, ob ich französisch spreche. „Un tout petit peu – ein ganz klein wenig.“ Er freut sich und lacht. Was kannst Du? Ich zähle auf:  Ich möchte ein Baguette; wo ist die Kuh?; Rom ist die Hauptstadt von Italien!
Meine Antworten scheinen ihm zu gefallen, er schüttet sich aus vor Lachen und steigt aus. Da kommt gerade Achim zurück, zeigt stumm auf das schmutzige Auto und macht ein trauriges Gesicht. Unser Mann versteht sofort. Er greift beherzt zum Hochdruckreiniger und ein paar Minuten später sieht der Wagen wieder aus wie neu. Er klopft Achim auf die Schulter, winkt mir noch einmal zu.
Kinder, wie wichtig doch Fremdsprachen sind und dass man immer die richtigen Sätze parat hat. :mrgreen:

Da haben wir ja mal richtig Schwein gehabt, denn die Mitarbeiterin im Büro hat Achim erzählt, dass die Autos nur normal verschmutzt zurück gegeben werden dürfen. Rote Erde zählt nicht dazu. Davon war nie die Rede. Etwas fies bei den Straßenverhältnissen. Achims Einwand, „dann dürft  ihr Autos in Neukaledonien aber gar nicht vermieten“, quittiert sie mit einem Schulterzucken. Nicht meine Regeln.
Aber wir hatten einen schönen Ausflug!

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Noch immer Nouméa

24.Juni 2025, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.042, 29.095 sm von HH

Wir liegen gut in der Marina, denn das Wetter darf als suboptimal bezeichnet werden. Auf die  Trockenzeit müssen wir wohl noch vier Wochen warten. Im Augenblick regnet es fast jeden Tag. Da fühlen wir uns in der Stadt besser aufgehoben als in der Lagune.

Wir sind weiterhin nur zu Fuß unterwegs. Ein Auto zu mieten, scheiterte die letzten zwei Wochen an den Schulferien. Alle Wagen ausgebucht, nur am Flughafen wäre noch einer verfügbar gewesen. Seit gestern sind die Ferien vorbei, wir haben ein Auto für Mittwoch reserviert.

Mit dem Bus zu fahren, ist uns bisher auch noch nicht gelungen. Letztes Jahr im Mai gab es heftige Unruhen in Nouméa. Die ‚Indépendantisten‘ fordern die Unabhängigkeit Neukaledoniens von Frankreich. Es kam zu bewaffneten Ausschreitungen und hunderte Geschäfte wurden in Brandt gesteckt und der öffentliche Nahverkehr eingestellt.

Die politische Lage hat sich wieder beruhigt, aber die Hälfte der Buslinien besteht nicht mehr. Das Info-Häuschen am Busbahnhof ist dauerhaft geschlossen. Dazu kommt, dass jede Fahrt 4,30 Euro kostet. Das soll den Locals zu teuer sein. Kaum jemand fährt mit dem Bus. Die Verbindungen sind auf den frühen Vormittag und Frühabends beschränkt. Sehr unglücklich für alle, unpraktisch für uns.

Das Marina-Leben hat mit dem bunten Gemisch von Langfahrtseglern aller Nationen nicht viel zu tun. Nur alle paar Tage sieht man einen Neuankömmling mit gelber Flagge.
Die meisten Boote gehören (weißen) Einheimischen und dienen vielfach als Wohnung.  In lockerem Business-Outfit wird von hier aus zur Arbeit gegangen. Oder das süße Rentnerleben genossen.
Um auf die Stege zu gelangen, erhält man vom Marina-Büro einen elektronischen Schlüssel. Leider öffnet der nur den eigenen Steg. Mal eben einen Besuch auf anderen Schiffen abzustatten, ist schwierig. Umso erstaunlicher, dass wir es schon geschafft haben, zwei nette Abende mit zwei verschiedenen deutschen Crews zu verbringen. Beide Boote sind allerdings schon wieder weg und in Australien.

Wir amüsieren uns auf verschiedene Weise. Ein Besuch im Stadtmuseum  gibt einen netten Überblick über die Zeit der Kolonialisierung Neukaledoniens. Abgerundet durch viele Filme – mit englischen Untertiteln – der frühen Jahre des letzten Jahrhunderts. Nett gemacht.

Das Stadtmuseum

Abends besuchen wir ein Konzert im Marina-Bistro. Eine Pink Floyd Tribute Band spielt. Wir mögen beide sehr gerne Pink Floyd. „Könnte gefährlich nahe an Blasphemie grenzen“, befürchtet Achim. Wir riskieren den Eintritt von 22,00 Euro pro Person und werden nicht enttäuscht. Die Kneipe ist voll und die Band wirklich gut.

Am Eingang vom Bistro – das Prisma ist tatsächlich aus Bindfäden gewoben. Eine gute Einstimmung.

Pink Flyod Fans wissen Bescheid

 

Der David Gilmour von Neukaledonien macht seine Sache super. 
Die Band ist eine Lokal-Größe und tourt nur in Nouméa umher.

10 Leute auf der Bühne. Allein vier Sänger im Chor und am Saxophon. Der Eintritt ist absolut gerechtfertigt. 8,50 Euro für ein Bier ist übertrieben. Aber wir hatten einen schönen Abend.

Als wir abends unterwegs waren, um essen zu gehen, haben wir festgestellt, dass uns Nouméa bei Nacht nicht sehr einladend erscheint. Es hängen relativ viele ‚Gestalten‘ in Haus-Nischen herum. Einige betteln, andere schauen grimmig. Die Unruhen letztes Jahr haben viele Arbeitsplätze vernichtet. Touristen bleiben seitdem aus. Viele Kreuzfahrtschiffe haben Neukaledonien aus ihrem Programm gestrichen.

Nur 41 Anläufe von Kreuzern im Jahr 2025 in Neukaledonien sind geplant. Im Jahr 2023 waren es fast dreimal so viele.

Verlierer sind die Ureinwohner, die Kanaken. Unser französischer Nachbar beschreibt die aktuelle Situation als ‚Gas-Gemisch kurz vor dem Entzünden‘.
Die Kanaken sind nicht besonders gut auf die weiße Bevölkerung – ungefähr ein Anteil von 30 bis 35 % – zu sprechen. Wobei sich die Ablehnung  im Wesentlichen auf Franzosen beschränkt. Als ich tagsüber von einer Gruppe junger Männer angesprochen werde und sage, dass ich kein Französisch spreche, wird mir sofort mit der Hand auf dem Herzen ein ‚welcome‘ auf Englisch entgegen gebrüllt.

Trotz dieser etwas unsicheren Situation fühlen wir uns (tagsüber) nicht unwohl. Je weiter wir uns vom Brennpunkt Markt und Busbahnhof entfernen, desto freundlicher werden die Menschen. ‚Bonjour‘ schallt es uns in den Wohngebieten entgegen. Stehen wir mit unserer Karte ratlos auf der Straße, wird uns sofort geholfen, den richtigen Weg zu finden.

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