So. 27.Nov.16, Grenada – St. George’s, Tag 911, 8.319 sm von HH
Ein Begriff, der häufig unter Motorrad-Fahrern Verwendung findet.
Die Puristen, die Naked-Bike-Fahrer machen sich so über überladene Motorräder wie ‚Gold Wings‘ oder überfrachtete Harleys lustig: Vollverkleidung, Rückwärtsgang, Plüschteddy und Sitzbank-Bezug in Tigeroptik für Muddi, die hinten drauf thront.
Dieser Tag fällt der Begriff (für den es sogar ein Akronym ‚GBKB‘ gibt) an Bord sehr häufig. Schuld daran sind die Kreuzfahrer, die sich vor St. George’s die Klinke in die Hand geben. Die Kreuzfahrer-Saison in der Karibik ist eröffnet…jeden Tag liegen zwei der glitzernden Kleinstädte an der Pier vor der Altstadt. Die blinken und funkeln wie übergroße Weihnachtsbäume.
Traumschiff
Meist kommen sie mit Sonnenaufgang oder im Laufe des Vormittags an. Wir haben den First-Class-View auf die Buden, die 14 Tage Karibik-Rundreise mit ‚All-Inklusive‘ anbieten.
Im wesentlichen fahren alle ähnliche Routen: Barbados, Grenada, ABC, Jamaika, Martinique, St. Lucia, Barbados.
Nachts wird gefahren und morgens befindet man sich in einem neuen Hafen. Strecken auf See werden als ‚Erholungstag auf See‘ bezeichnet. Buchbar sind neben preiswerten Innenkabinen auch Außenkabinen mit Balkon. Einige Balkone haben gemäß Katalog ‚eingeschränkte‘ Sicht, durch vorgelagerte Rettungsboote.
Die Kabinengröße für den normalen Geldbeutel beträgt ungefähr 25 qm. Inklusive Bad.
So, und jetzt kommen wir ins Spiel. Achim sagt, ich soll aufhören nach den Luxus-Dampfern zu geiern.
Mit den Quadratmetern könnten wir locker mithalten und eingeschränkte Sicht hätte ich bei meinen ‚Erholungstagen‘ ebenfalls nicht. „Alles Außenkabine“, sagt er.
Mein Argument, dass auf der Queen Mary ein Extra sei, dass abends das Bett aufgeschlagen wird und ein Betthupferl wartet, wischt er beiseite. „Dein olles Laken kriegst Du ja wohl noch selber angehoben“.
Die Verweildauer für die Cruiser ist kurz. Mit Sonnenuntergang legen die Pötte bereits wieder ab. Je nach Niveau der Cruise-Line mit penetrantem 10-fach Gehupe und einer Beschallung übler 80er-Jahre Musik über die ganze Bucht oder einem gepflegten 3-fach Signal.
Bis zu 2.500 Menschen verleben gemeinsam ihren Urlaub im schwimmenden Hotel. Wenn die alle gleichzeitig von Bord strömen, dann tut das dem 7.000 Seelen Ort nicht nur gut.
Konnte ich im August noch normalen Schritts durch die Straßen gehen, so heißt es nun: „Achtung, Kreuzfahrer, orientierungslose Person kreuzt ihren Weg“.
Die Gäste, die nicht durch die Stadt flanieren, werden auf dem Wasser bespaßt. Sonnen- und Strandhungrige werden nach Grand Anse gefahren, einem weitläufigem Strand am Ende der Bucht. Im 10-Minuten-Takt düsen die Barkassen durchs Ankerfeld. Wissen die nicht, dass es gilt, Sog-und Wellenschlag zu vermeiden?
Zwiebeln rollen schon quer durch die Bude.
Schön finden wir auch die organsierten Schlauchboot-Ausflüge. Ein Leit-Boot fährt vorweg und acht bis zehn Schlauchboote wie die Lemminge hinterher.
In aller Fairness muss man sagen, dass der Trip wahrscheinlich total cool ist, wenn man noch nie im Leben Schlauchboot gefahren ist – 15 PS Außenborder, mit Lenkrad und Sitz…da kann der Atanga-Skipper schon mal neidisch gucken.
Allabendlich betrachten wir die Cruiser und diskutieren, ob wir tauschen wollten oder nicht. Unseren schlichten Dampfer gegen die aufgerüschten Luxus-Schiffe mit Mega-Buffet.
Mir wäre es zu wenig Verweildauer an einem Ort, aber den Betthupferl, den hätte ich schon gerne.