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FedEx Panama

Mi., 07.02.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1348, 12.404 sm von HH

Seit über einer Woche ist FedEx Panama jetzt überfällig. Das Tracking bekommt jeden Tag einen anderen Status. Kreativ sind sie ja bei FedEx: ‚Ware wartet auf Import Freigabe‘, ‚Zoll-Verspätung‘ und jetzt ‚Verschiffungs-Ausnahme‘.
Das ist sozusagen der Joker bei FedEx, der ‚Ben Gurion‘ unter den Ausreden. Der sticht alles.
In der FedEx Welt kann das von ‚Paket ist von Laster gefallen‘ bis zu ‚Lager ist abgebrannt‘ alles bedeuten.

Wir haben uns sagen lassen, dass FedEx in Panama City keine Lust hat, wegen eines Paketes hier raus zu fahren. Da wird schön gesammelt bis es sich lohnt.
Ich bin fest überzeugt, genau so ist das!

Wir haben beim Lieferanten nachgefragt, ob der nicht FedEx USA beauftragen könnte bei FedEx Panama nachzuforschen – prompt ändert sich der Status: ‚Lieferung Morgen‘.

Achim wird noch bekloppt durch die Warterei. Aber er nutzt die Zeit. Er schuftet jeden Tag sechs, sieben Stunden mit seinen Kabeln rum. „Schlimmer als arbeiten“, ist sein neuer Lieblings-Satz. Atanga hat bestimmt schon fünf Zentimeter weniger Tiefgang, weil er so viele Kabel-Leichen geborgen hat.

Alle Kabel, die ‚viel Strom durch den Blitz gesehen haben‘, sind raus. Alle nutzlosen Kabel sind gefunden und gezogen.

Allein den „Positions-Leuchten-Überwachung“ wieder in Ordnung zu bringen, dauert endlos.
Am Schaltkasten außen ist ein kleines Segelboot abgebildet. Wenn das Top-Licht eingeschaltet ist, leuchtet auf dem kleinen Schiffchen eine kleine Diode am Top des Schiffes. Total praktisch, man sieht sofort, auch bei gleißendem Sonnenlicht, ob und wenn ja, welche Lampe angeschaltet ist.
Diese Dioden in dem Schiffchen hat es durch den Blitz weg gebrannt. Dreizehn Kabel führen in den „Positions-Leuchten-Überwacher“. Mit nur drei verschiedenen Farben (liebe Elektro-Industrie – jeder Tuschkasten kann da mehr) und sind nicht beschriftet.
Jedes Kabel wird abgeklemmt, durchgemessen und ermittelt, wo es hinführt.

Im Grunde gilt das für jedes einzelne Kabel, was sich nun noch im Schaltkasten befindet.
Die sind jetzt organisiert und beschriftet. Was noch fehlt, ist eine Bündelung und Fixierung im Schaltkasten (Anm. der Red.: Auf diesen Satz hat Achim bestanden).

Die Arbeiten kommen langsam zum Ende, er ist bereit für das neue Zeug.
Für Morgen hat er sich schon mal nichts vorgenommen, da kommt ja die Lieferung. :lol:

Schaltkasten - jetzt aufgeräumt und mit beschrifteten Kabeln

Schaltkasten – jetzt aufgeräumt und mit beschrifteten Kabeln

Schaltkasten von außen mit Schiffchen

Schaltkasten von außen mit Schiffchen

 

P.S.: Es gibt auch was Positives: Das Wetter ist besser, deutlich gut, um genau zu sein. Die Sonne schein, kein Regen mehr und ein dauerhafter Passat-Wind fegt durchs Schiff. Wir liegen mit dem Hintern nach Osten, so dass 24 Stunden ein kräftiger Zug den ganzen Schimmel zum Schweigen zwingt.

Der Shelter Bay Marina Bus

Sa., 03.02.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1344, 12.404 sm von HH

Ich bin ja froh, dass es diesen Bus gibt, aber ein Quell der Freude ist er nicht. Langsam beginne ich ihn zu hassen.

Der Mini-Bus schafft 25 Personen und befördert neben Menschen auch Kakerlaken hin und her.
„Die laufen einem über die Füße“, aufgeregt warnt mich eine Amerikanerin gleich vor der ersten Fahrt. „Typisch Ami, immer übertreiben“, denke ich so bei mir. Ich sehe keine.
Vorsichtshalber stelle ich meinen Rucksack nicht auf die Erde.

In Woche 2 sehe ich dann beim Einsteigen das erste Mal eine huschen. Huch.
Noch wähne mich sicher, immer schön den Rucksack geschlossen halten und die Taschen auf dem Sitz.
In Woche drei scheint es Nachwuchs gegeben zu haben. Viele kleine Kakis sind nun unterwegs.
Die Taschen auf dem Sitz zu halten, ist ein Witz. Die kleinen Racker sind echte Pioniere. Krabbeln frech und munter über die Lehen, Sitze und an den Scheiben hoch.
Schuhe klatschen, verhaltenes Quicken hinter mir. Dann ein kräftiges ‚Pffffft‘. Im gut besetzten Bus sprüht eine verzweifelte Frau die Chemie-Keule aus der Dose auf die Tierchen.
Muss ja nun auch nicht sein, das giftige Zeug einzuatmen (warum hat sie überhaupt so eine Dose dabei, frage ich mich).
Wieder ein Schrei und erneutes Sprühen. Ich bitte darum mit dem Sprühen aufzuhören. Das Zeug stinkt wie Hölle und die Kakerlaken sind wahrscheinlich seit Jahren resistent dagegen.

In Woche vier ist wieder Ruhe im Bus. Vielleicht hat der Fahrer mal gründlich durch gewischt.  Ich glaube wieder dran, dass ich es schaffen kann, keines der Biester mit an Bord zu schleppen.

Abgesehen von den Kakerlaken ist die Tour unglaublich langweilig.
Zu 45 Minuten Fahrt kommt häufig noch das Doppelte an Wartezeit vor der Fähre dazu.
Ein echtes zwei-Minuten-Highlight bekommt man, wenn der Fahrer den Weg über die einspurigen Dreh-Brücken vor den Schleusen nimmt. Auf der Atlantikseite sind die auf Meeres-Niveau, auf der Gatun-Seite oberhalb der Schleusen, dann kann man mal einen Blick in die neuen, großen Schleusen erhaschen. Das war’s dann aber auch schon.
Oft sind diese Brücken gesperrt, weil grad das Schleusen-Tor geöffnet wird. Dann wartet man ebenfalls locker eine halbe Stunde.

Die neue Schleuse mit richtig großen Schiffen

Die neue Schleuse mit richtig großen Schiffen

Vormittags fährt der Bus um 7:45 Uhr. Mit Glück ist man eine Stunde später im Einkaufs-Komplex angekommen. Die meisten Läden haben dann noch geschlossen, außer dem Supermarkt.
Um 11:00 Uhr fährt der Bus zurück. Zwei Stunden Zeit für den Kauf von ein paar Lebensmitteln, hm, irgendwie zu lang und vorher bummeln, geht ebenfalls nicht, weil viele Läden erst um 10:00 Uhr öffnen. Und zum Bummeln laden die Plastik-Zeug-was-keiner-braucht-Läden auch nicht wirklich ein.

Also fahre ich meistens nachmittags. Der Bus startet um 13:00 Uhr. Wenn alles gut läuft, ist man noch vor 14:00 Uhr da und um 15:00 Uhr geht es bereits zurück.
Dauert es vor der Fähre mal wieder etwas länger, heißt es Gas geben. Plötzlich beträgt die Einkaufszeit nur noch 45 Minuten. Der Bus wartet nicht und der Fahrer muss deutsches Blut in den Adern haben, auf die Minute pünktlich wird abgelegt.

Profi-Einkäufer steuern direkt die Fleisch-Theke an. Hier verplempert man die meiste Zeit.
Erst mal eine Nummer ziehen. Auf den Bänken vor der Theke sitzen meisten drei, vier Kunden und warten. Der Schlachter hinterm Tresen hat die Ruhe weg, ist ja nicht sein Problem, wenn man den Bus verpasst.

In meiner Anfänger-Zeit habe ich nur eine Nummer gezogen.
Noch fünf Nummern vor mir, in der Zeit sollten doch Gemüse und Milchprodukte heranzuschaffen sein. Bloß die Nummer nicht aus den Augen verlieren. Den Einkaufswagen lasse ich beim Fleisch-Tresen und gehe immer mal wieder zurück.
Ewig leuchtet die 89, es geht nicht voran. Meine Kreise werden größer, ich arbeite schon mal die Non-Food Regale ab. Die 89 steht. Ich geh noch mal weg. Zwei Minuten später leuchtet die 95.
Nun stehe ich blöd da, mit meiner 94 in der Hand. Wie kann das sein? Der Trödel-Schlachter schafft doch keine vier Kunden in zwei Minuten.
Nach drei Wochen bin ich dahinter gekommen, wie viele potentielle Fleisch-Kunden es machen: Sie ziehen bei jedem Vorbeikommen an der Fleisch-Theke eine Nummer.
Sind sie gerade beim Mehl und ihre Nummer wird aufgerufen, egal, sie haben ja noch drei weitere Nummern in der Tasche. Mach ich jetzt auch so.

Die Axt im Schiff ersetzt den Tischler

Do., 01.Feb.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1342, 12.404 sm von HH

Achims Achilles-Sehne ist getroffen: Tischlerarbeiten.
Das liebt er nicht.

Die neuen Geräte (die ja bestimmt bald kommen) haben andere Maße als die alten Dinger.
Also passen die ursprünglichen Löcher in unserer hölzernen Navi-Ecke natürlich nicht mehr.
Größer sägen, kein Problem. Blöd, wenn die neuen Geräte erheblich kleiner sind. Das Loch muss zu, soll dabei aber optisch auch noch was hermachen.

In Panama City soll es Handwerker für alle Gewerke geben, erzählt man uns. Allerdings will ein Kühlschrankfritze allein für die Anfahrt 120 USD haben. Da wird ein Tischler nicht weniger nehmen. Dann muss der mindestens zweimal kommen und schon kostet eine neue Holzblende 400 USD. Irgendwo hört es ja auch mal auf.
Außerdem hat Achim nicht die Geduld auf einen Mañana-Handwerker zu warten, er möchte alles fertig haben, wenn die Geräte (die ja bestimmt bald kommen) geliefert werden.

Aber woher Holz nehmen, was optisch zur Navi-Ecke passt? Um uns herum ist Tropenwald, da wird sich doch wohl irgendwo ein Teak-Baum finden.
Es fügt sich einfacher. Das neue Ladegerät fällt ebenfalls größer als das alte aus. Damit es überhaupt an seinen angestammten Platz im Schrank verschraubt werden kann, muss in den Einlegeboden ein großes Loch geschnitten werden. Zufällig haben die Einlegeböden im besagten Schrank ein perfektes Teak-Funier. Zwar schon etwas schrabbelig und mit Bohrloch, aber es passt farblich perfekt zur Navi-Ecke.
Aber hallo, Glück muss die Sau haben.

Das untere Loch muss kleiner werden

Das untere Loch muss kleiner werden

Jetzt braucht der Tischler-Meister nur noch ( :lol: ) ein passendes Stück aus dem Einlegeboden heraus, nun, nennen wir es operieren.
Abends muss ich ihm den Mund mit Seife auswaschen, da er zu viele schmutzige Wörter benutzt.
Trotz Schablone will das Puzzle-Stück nicht richtig passen: „Mein Teil ist perfekt gesägt. Es liegt am Loch. Das Loch hat Schuld.“
In der Tat ist das Loch vorne etwas größer als hinten, da die Loch-Wand schräg ausgesägt wurde.

jetzt nur noch das Loch für das neue Gerät (was ja sicher bald kommt) hinein sägen

jetzt nur noch das Loch für das neue Gerät (was ja sicher bald kommt) hinein sägen

Und nun mit Loch für das neue Gerät

Und nun mit Loch für das neue Gerät

 

Final kann sich das Ergebnis aber sehen lassen. Wird das neue Gerät eingepasst, dann ist nicht mehr viel vom neuen Puzzle-Teil zu sehen.

Und Morgen sind die Löcher für die Navigation im Cockpit dran. Hart-Kunststoff diesmal. Die Lochsägen an Bord passen grad eben auf den Millimeter genau. :-)

Die toten Augen von London müssen größer

Die toten Augen von London müssen größer

Kabel, Kabel, Kabel

Mi., 31.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1341, 12.404 sm von HH

Nach hinten hin sind alle Kabel grau.
Diesmal liegen sie hinter unserer Wand-Vertäfelung im Schlafzimmer versteckt. Dicht an dicht in ein Rohr gestopft. Da kann man ziehen wie ein Berserker, das gewünschte Kabel zuckt nicht mal.

Raus soll das Kabel, was zum Kurzwellen-Tuner führt. Der ist ganz hinten im Schiff in der Backs-Kiste montiert und sein Plastikgehäuse durch den Blitz zersplittert. Im Inneren des Tuners hat es mehrere Schalt-Elemente gesprengt.

Wenn Achim am Tuner-Kabel zieht, bringt das richtige Kabel die Nachbarn ebenfalls zum Wackeln. Einmal stramm gezogen, muss ich in dem kleinen Loch das verdächtige Kabel wieder lockern. Achim zieht erneut, der Gegner ist erkannt. Jetzt „nur“ noch das Kabel aus dem Rohr zerren.
Nebenbei wird die Hälfte der Kabel als überflüssig identifiziert. Das schafft Platz.

Das war mal unser Schlafzimmer

Das war mal unser Schlafzimmer

Die Demontage schreitet allgemein gut voran. Aber alle Projekte dauern. Allein den Radar-Dom vom Mast zu holen ist ein Mehr-Stunden-Projekt. Das Teil wird riesengroß, wenn es mal so vor einem liegt. Unhandlich und rutschig.

Das Schiff verfällt zwischenzeitlich in schweres Chaos. Umdrehen, bewegen, gar leben und sich wohl fühlen ist ein Kampf gegen Windmühlen.

Mein Tanzbereich

Pantry

Pantry

 

Sein Tanzbereich. :lol:

ehemaliger Navi-Tisch

ehemaliger Navi-Tisch

 

Dazwischen befindet sich eine, mehr oder weniger, bewohnbare Grauzone.
Überall steht etwas herum. Kaputte Teile müssen wir aufbewahren. Sie gehören faktisch der Versicherung und die entscheidet, was damit passieren soll.

Die Versicherung hat bereits letzte Woche ihr ‚okay‘ zur Bestellung der Ersatzteile gegeben.
Ein 60 Kilo Paket ist auf dem Weg. Der größte Teil kommt aus den USA von einem großen Marine-Ausstatter (Defender). Lieferzeit fünf Tage, heißt es bei der Bezahlung.
Ich lache mich schlapp, während Achim optimistisch zweimal täglich das Tracking verfolgt.
Am Montag lache ich nicht mehr, unser Zeug hat bereits den Status ‚imported in Panama‘: Lieferung erfolgt planmäßig am Mittwoch.
Heute Morgen wird mein belastetes Lieferung-nach-Panama Weltbild wieder gerade gerückt: ‚Auslieferung verspätet‘. Ohne Angabe von Gründen und ohne Angabe, wie lange die Verspätung sich zieht.

Unser Kühlschrank ist da

Fr., 26.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1336, 12.404 sm von HH

So habe ich mir das nicht vorgestellt.
Ich hatte ‚plug and play‘ erwartet.

Dass das halbe Schiff zerlegt werden muss, war nicht zu erwarten.
Fast alle Kabel, die unter der Decke entlang Richtung Kühlschrank führen, sind rot.
Es gibt so viele schöne Mädchenfarben: Mauve, Fuchsia, Koralle. Warum nutzt die Kabelindustrie das nicht? Das beraubt die Menschheit um so schöne Sätze wie „Ich verlege heute die lavendelfarbenen Kabel“.

Welches der roten Kabel mag das richtige sein?
„Zieh doch einfach am Kühlschrank-Ende und ich beobachte, welches Kabel wackelt“, versuche ich zu helfen.
Ein tötender Männerblick: „Alle Kabel sind mit einer Plastikspirale zusammen gebündelt, damit man ja nicht an einem Kabel ziehen kann. Und damit das auch wirklich nicht funktioniert, ist zusätzlich alle vierzig Zentimeter das Bündel mit Isolierband umwickelt.“
Ich höre auf mit klugen Tipps.

Damit Achim das richtige Kabel finden kann , muss die Decke in der Pantry runter.
Damit die Decke runter kommt, muss der Haltegriff neben dem Niedergang ab.
Damit der Haltegriff abgeschraubt werden kann, muss eine weitere Holzleiste weg. Die ist geschraubt und geleimt und gerade in Santa Marta frisch von mir lackiert.
Damit er das Isolierband vom Bündel puhlen kann, muss ein weiteres Deckenelement im Salon runter.

Viele, viele böse F-Wörter später hat Achim das richtige Kabel gefunden.

Wohnlichkeit jetzt auch in der Pantry

Wohnlichkeit jetzt auch in der Pantry

Na, wo ist den das rote Kabel?

Na, wo ist den das rote Kabel?

Die Küchen-Decke, mein ewiger Feind bei der Fett-Spritzer-Suche, liegt offen neben mir. Jetzt kommt Schwager Jürgen mit seinen tollen Ratschlägen ins Spiel: Ich kann den Feind putzen, ohne mir über Kopf die Arme zu verrenken.
Es ist eben nichts so schlecht, dass es nicht für irgendetwas gut wäre.

Achim prökelt derweil weiter. Er versucht das richtige Kabel aus der Spiralen-Umklammerung zu ziehen. Keine Chance. Ohne die Spirale zu entfernen, wird das nichts.

Schlappe 24 Stunden später läuft der Kühlschrank und die Deckenplatten sind wieder an ihren Platz. Nebenbei wurden noch ein paar Kabel von ‚Lüfter Küche‘ und ‚Lüfter Deckshaus‘ entfernt. Keiner von uns hat je diese Lüfter zu Gesicht bekommen.
Also, es geht voran. :-) Jetzt mit kaltem Bier zum Feierabend.