Cozumel – Trauminsel?

Mo., 10.Apr.17, Mexiko/Cozumel, Tag 1045, 9.996 sm von HH

Die wichtigste Urlaubsinsel Mexikos will uns nicht gefallen. Schlicht gesagt, ist sie öde.
Flach, knapp 50 km lang und mit dem Yucatan-üblichen Buschwerk bewachsen.
Kein Berg, keine Cenotes, kein Wasserfall.
Die wahre Schönheit Cozumels liegt unter Wasser verborgen.

Wir sitzen mit Beate und Reiner im Mietauto und befahren die einzige Straße, die es auf Cozumel gibt. Busse verkehren leider nicht. An den schönsten Strandabschnitten stehen Hotels oder private Tore verwehren den Zugang.
Im Süden und Osten wo die Dünung ungeschützt an den Strand rollt, hört die Bebauung auf. Ein paar windschiefe Bretter-Kneipen stemmen sich gegen den Wind.

Der Strand ist naturbelassen.
Baden nur möglich, wo vorgelagerte Korallen vor gefährlichen Strömungen schützen. Mexikanische Familien rücken mit Tellern und Schüsseln an. Als Sonnendach dient ein altes Spannbetttuch. Echte Profis. Sie wissen wo es am schönsten ist auf Cozumel.
In der Karwoche haben viele Mexikaner Urlaub. Die ‚heilige Woche‘ wird für einen Kurztrip genutzt.

 

Bis zur Ankunft der Spanier war Cozumel eine wichtige Pilger-Stätte für die Maya.
Sie beteten hier ihre Regenbogen- und Fruchtbarkeits-Göttin an.
Seefahrende Maya richteten Handels-Zentren ein – für Honig und Chicle-Saft (dem Ur-Produkt für Kaugummi, bevor er chemisch hergestellt wurde).

Bis 1519 Hernán Cortés die Insel betrat.
Der mächtige Eroberer hörte auf der Insel von einem ‚bärtigen Mann‘ und fand in ihm seinen Landsmann Geónimo de Aguilar.
Dieser war sieben Jahre zuvor bei einem Schiffbruch ans Festland von Yucatan gespült worden. Die Maya nahmen ihn gefangen und hielten ihn auf Cozumel als Sklaven.
Als er von Cortes befreit wurde, soll er ‚vor Entzücken geweint‘ haben.

Eine Begegnung von historischer Bedeutung.
Aguilar, der Maya Sprache mächtig, begleitete Cortes fortan als Dolmetscher.

Als Cortés das erste Mal Azteken-Land betrat, war Aguilar für ihn zunächst wertlos.
Die Azteken sprachen ‚Nahuatl‘.
Aber Cortés hatte Glück. Unter zwanzig Sklavinnen, die er von einem besiegten Maya-Stamm als Geschenk erhalten hatte, befand sich Malinche. Malinche beherrschte sowohl ‚Maya‘ als auch ‚Nahuatl‘.
Zusammen mit Aguilar bildete sie fortan ein Dolmetscher-Dream-Team für Cortés.

Cortés machte Malinche zu seiner Geliebten. Bald lernte sie selber Spanisch und machte Aguilars Dienste überflüssig. Sie übersetzte nun allein die Worte Cortés und fügte eigene Worte hinzu. Da sie immer an seiner Seite war, wurde Cortés von den Azteken ‚Capitan Malinche‘ genannt, weil sie Malinche als ihren Gebieter wahrnahmen.

„Diese Frau war ein entscheidendes Werkzeug bei unseren Entdeckungsfahrten. Ohne sie hätten wir so manche Unternehmung nicht durchführen können“, so ein Soldat aus dem Heer von Cortés.

Dass Cortés nur zwei Jahre brauchte, um Mexiko zu unterwerfen, ist Geschichte. Dass eine ehemalige Sklavin einen guten Teil dazu bei getragen hat, sehr beeindruckend.
Malenches Ansehen ist gepalten im modernen Mexiko. Die einen sehen in ihr eine der umstrittensten Frauen der Weltgeschichte, eine Verräterin am eigenen Volke.
Die anderen halten sie für eine Art ‚Mutter der Nation‘. Da ihr Sohn mit Cortés einer der ersten gezeugten Mestizen gewesen ist.

Fazit der Geschichte: Lerne Sprachen! Das reitet Dich aus jeder Scheisse raus.
 

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