Ritt statt Feierlichkeiten, essen gehen oder Geschenke

imageHm, was als entspannter 90 sm (166 km) Törn bei angesagter Windstärke 3 geplant war, entpuppt sich als, nun nennen wir es vorsichtig, als total uncool.
Gutes vorweg: keine Schäden oder Verluste an Mensch&Material, kein Regen, erträglichen Nachttemperaturen, keine Seekrankheit… :-)
Beim Auslaufen um 10:30 noch moderater Seegang bei achterlicher Wind. Dieser nimmt zum Abend zu, so dass sich bis 20:00 eine fiese Welle von hinten aufgebaut hat, die uns 15 Grad mal auf die eine Mal auf die andere Schiffsseite rollen läst.
Aber trotzdem sind wir entspannt (das Schiff kann das, weiß die Crew), halten beide kurze Nickerchen und blicken der, heute dunklen, Nacht gelassen entgegen.
Allerdings haben wir die Rechnung ohne die Berufsschifffahrt gemacht:
Einer dieser Frachter wechselt ohne für mich vorhersehbar den Kurs direkt auf uns. Da wir den Wind mittlerweile fast von hinten haben und die Welle uns so rollen läst, ist ein Bullenstander gesetzt (verhindert das Schlagen des Großsegels ungewollt auf die andere Seite des Schiffes – das gilt es unbedingt zu vermeiden, da dies bei viel Wind großen Schaden anrichten kann). Allerdings verhindert er auch die Manövrierfähigkeit unserer Atanga.
Also in einer Turbo-Aktion den Skipper aus dem Schlaf gerufen und der muss mit noch kleinen Augen in schwarzer Nacht aus dem schützenden Cockpit raus aufs Mittelschiff und diesen Bullenstander-Tampen lösen. Eine hauruck Halse wendet weitere Kollisionsgefahren ab.

Nur 1,5 Stunden später gewährt uns ein weiterer Frachter nicht unsere Vorfahrt. Obwohl Joachim ihn mehrfach über Funk anruft, reagiert er nicht und wir müssen wir erneut Manöver fahren um seinem Kurs zu entkommen.
Da der Wind so kräftig ist, ab Mitternacht deutlich eine 6 (für Nichtsegler, bei Windstärke 3 trinkt man gemütlich Kaffee und liest ein Buch, bei 6 macht man keinen Schritt ohne sich festzuhalten und nichts bleibt an seinem Platz stehen oder liegen), erreichen wir nicht wie geplant im Morgengrauen Zeebrugge, sondern bereits um 1:30 Uhr. Und das trotz angezogener Handbremse (zwei Reffs im Großsegel und dichtgeholt).
Zeebrugge ist ein riesiger Handelshafen mit viel Verkehr, aber das Zurechtfinden und Aufspüren des Yachthafens im letzten Winkel des Geländes erweist sich als leichte Übung.
Ein Anlegerbier erfüllt uns morgens um 3:00 mit großer Befriedigung… Achim sagt, man wächst mit seinen Aufgaben…

… dann in dem Sinne danke für den netten 14. Hochzeitstag ;-)

3 Gedanken zu „Ritt statt Feierlichkeiten, essen gehen oder Geschenke

  1. Lars Rokitta

    Ich wünsche einen schönen und gelungenen Hochzeitstag. Eure Reise lässt mich von Beginn an träumen und mitfiebern. Der letzte Bericht von Sabine erinnert mich an ein sehr bekanntes Zitat von William Shedd: „Ein Schiff ist im Hafen sicher, aber dafür wurde es nicht gebaut“ In diesem Sinne ..alles Gute für die nächsten Meilen wünscht Euch Lars aus Dresden

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  2. Petra Fischer

    Hi Ihr Zwei,
    wenn auch verpätet, alles Gute zum Hochzeitstag, den Ihr Euch bestimmt etwas anders vorgestellt habt.
    Wir hoffen, der Champus hat dann besonders gut geschmeckt.
    Eure ersten Berichte vom Leben auf See jenseits von Helgoland haben wir uns interessiert durchgelesen und mit Dir, Sabine, gelitten (besonders ich).
    Bis bald
    Petra und Andreas

    PS: Wir befinden uns mittlerweile nördlich des Polarkreises!

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    1. Sabine

      Hi Pedi,
      der Schampanjer wartet noch immer…
      Wir haben den Tag heute mit einer super netten Besichtigung von Brugge nachgeholt…mit Pommes und Bitter Lemon

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