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Besuch im Brügge

Weltkulturerbe und 2002 Europäische Weltkulturhauptstadt. Eines schon mal vorweg – in Brügge trifft man Reisegruppen aus aller Welt und in großer Zahl. Zur falschen Zeit ist es an einigen Plätzen schon recht voll. Dazu kommen dann noch die vielen Kutschen und Boote, die die Massen von Touristen durch die Gegend fahren…

Aber zurück zum Start. Früh morgens (es muss so gegen 09:30 gewesen sein), haben wir uns auf den Weg mit Tram und Zug von Zeebrügge nach Brügge gemacht. Natürlich haben wir den Zug in Blankenberge knapp verpasst und mussten dort eine Stunde auf den nächsten Zug warten. Kurz vor Mittag waren wir dann in Brügge. Das historische Zentrum von Brügge ist wirklich sehenswert, in sehr gutem Zustand und aus gutem Grund ein Publikumsmagnet. Tolle Bauwerke, jede Menge Shops mit Schokolade und Pralinen, Spitze und sonstigem Tüdelkram. Um der Belgischen Pommes Tradition Rechnung zu tragen, haben wir uns auch an einer großen Portion frisch zubreiteter Pommes gelabt.

Wir haben uns also ausgiebig umgesehen und als wir uns zurück zum Bahnhof machen, stellten wir fest, dass wir den Zug zurück nach Blankenberge knapp verpassen werden. Also ins Bistro und noch mal eine Stunde rum gebracht.

…für Morgen ist dann mal wieder große Wäsche angesagt, d.h. wir werden unser Schiff mal wieder in einen Wäschedampfer verwandeln….

Ritt statt Feierlichkeiten, essen gehen oder Geschenke

imageHm, was als entspannter 90 sm (166 km) Törn bei angesagter Windstärke 3 geplant war, entpuppt sich als, nun nennen wir es vorsichtig, als total uncool.
Gutes vorweg: keine Schäden oder Verluste an Mensch&Material, kein Regen, erträglichen Nachttemperaturen, keine Seekrankheit… :-)
Beim Auslaufen um 10:30 noch moderater Seegang bei achterlicher Wind. Dieser nimmt zum Abend zu, so dass sich bis 20:00 eine fiese Welle von hinten aufgebaut hat, die uns 15 Grad mal auf die eine Mal auf die andere Schiffsseite rollen läst.
Aber trotzdem sind wir entspannt (das Schiff kann das, weiß die Crew), halten beide kurze Nickerchen und blicken der, heute dunklen, Nacht gelassen entgegen.
Allerdings haben wir die Rechnung ohne die Berufsschifffahrt gemacht:
Einer dieser Frachter wechselt ohne für mich vorhersehbar den Kurs direkt auf uns. Da wir den Wind mittlerweile fast von hinten haben und die Welle uns so rollen läst, ist ein Bullenstander gesetzt (verhindert das Schlagen des Großsegels ungewollt auf die andere Seite des Schiffes – das gilt es unbedingt zu vermeiden, da dies bei viel Wind großen Schaden anrichten kann). Allerdings verhindert er auch die Manövrierfähigkeit unserer Atanga.
Also in einer Turbo-Aktion den Skipper aus dem Schlaf gerufen und der muss mit noch kleinen Augen in schwarzer Nacht aus dem schützenden Cockpit raus aufs Mittelschiff und diesen Bullenstander-Tampen lösen. Eine hauruck Halse wendet weitere Kollisionsgefahren ab.

Nur 1,5 Stunden später gewährt uns ein weiterer Frachter nicht unsere Vorfahrt. Obwohl Joachim ihn mehrfach über Funk anruft, reagiert er nicht und wir müssen wir erneut Manöver fahren um seinem Kurs zu entkommen.
Da der Wind so kräftig ist, ab Mitternacht deutlich eine 6 (für Nichtsegler, bei Windstärke 3 trinkt man gemütlich Kaffee und liest ein Buch, bei 6 macht man keinen Schritt ohne sich festzuhalten und nichts bleibt an seinem Platz stehen oder liegen), erreichen wir nicht wie geplant im Morgengrauen Zeebrugge, sondern bereits um 1:30 Uhr. Und das trotz angezogener Handbremse (zwei Reffs im Großsegel und dichtgeholt).
Zeebrugge ist ein riesiger Handelshafen mit viel Verkehr, aber das Zurechtfinden und Aufspüren des Yachthafens im letzten Winkel des Geländes erweist sich als leichte Übung.
Ein Anlegerbier erfüllt uns morgens um 3:00 mit großer Befriedigung… Achim sagt, man wächst mit seinen Aufgaben…

… dann in dem Sinne danke für den netten 14. Hochzeitstag ;-)