Tag 6 Nach Providencia

Mi., 24.Mai 17, Karibisches Meer, Tag 1089, 10.816 sm von HH
Diese Seereise schockt nicht. :cry:
Beim Wühlen nach den Kartoffeln für die Gemüsepfanne kommt Ekel auf. Zwei faule Kartoffeln haben ihre stinkende Soße über alle Kartoffeln ergossen. Aber die brauchen wir noch. Die faulen bekommt die See, die anderen spült Achim mir ab Die nicht verbrauchten Kartoffeln liegen jetzt im Cockpit und sollen trocknen. Kleine runde Kartoffeln, na, wenn das man gut geht.
Die Gemüsepfanne ist prima. Allerdings akrobatische Schwerstarbeit. Der Schweiß fließt in Strömen. Das mit dem Speck dagegen war eine schlechte Idee. Bei dauerhaft geschlossenen Luken. Von dem Geruch werden wir noch länger was haben. Direkt nach dem Abendessen kommt die Meldung von oben: „Unser Windmesser hat sich grad verabschiedet, keine Anzeige mehr.“ Okay. Wir haben noch ein Handmessgerät und Reffen werden wir, wenn die Kartoffeln fliegen. :lol:
Die Nacht verläuft ruhig mit unveränderter Wellen- und Windsituation. Wir laufen mit ca. 60 Grad weiter ostwärts. Um 5:00 Uhr weckt Achim mich: „Ich brauche dich dringend oben. Unser Fock-Fall ist gebrochen.“ Wir haben Glück im Unglück. Das Segel steht noch (Das Fock-Fall ist ein Tampen, der im Mast verläuft und das Vorsegel, die Fock, oben hält). Dadurch, dass wir gerefft haben, ist das Segel so stramm an dem Vorstag-Profil aufgerollt, dass es gar nicht fallen kann.
Wer hat gestern noch mal aufs Reffen bestanden? ;-) Wer war’s?
Ausreffen können wir das Vorsegel nun natürlich nicht mehr. Sollte das Ganze, wider Erwarten nicht halten, so haben wir noch unsere große Genua als zweites Vorsegel. Die ist zwar für diesen harten Am-Wind-Kurs schlecht geeignet, aber besser als nix. Wir haben uns grade die Strategie zurecht gelegt und wollen frühstücken, da fängt es an ruppiger zu werden. Das war so nicht vorher gesagt. Der Wind nimmt zu, die Wellen ebenfalls. Schluss mit gemütlich frühstücken. Die Boen erreichen schnell 25 Knoten. Shit. Das sollte doch vorbei sein. Die Gischt erreicht bereits wieder das Cockpit. Und die Kartoffeln. Wir gehen ins zweite Reff im Groß. Nach sechs Stunden ist der Spuk vorbei. Jetzt ist es wieder erträglich. Wir sind offshore, mitten in der Westkaribik. Der Golfstrom, der aus Osten kommt und zwischen Kuba und Mexiko strömen möchte, hat uns beim Schopf. Bis zu zwei Knoten Strom haben wir gegen uns. Irgendwie eins unserer kleinsten Probleme. Nachmittags steigt der Wind-Richtungsanzeiger aus. Nun, was soll’s, braucht auch kein Mensch. Gibt es auch etwas positives zu vermelden? Jawohl. 1.) Die Nackt-Refferei wird zum Fetisch an Bord. :mrgreen: Mit Rettungsweste und Segelhandschuhen. Leider ist mir das Fotografieren bei Todesstrafe verboten.
2.) Wir konnten noch nie so gut schlafen wie auf diesem Törn. Hinten in der Koje ist ruhig wie im Himmel. Die jeweils tiefliegende Wand wird mit Kissen abgepolstert und Tiefschlaf ist garantiert. Kein Gerutsche der Knochen auf der eigenen Haut. Nur sanftes Nicken von vorn nach hinten.
3.) 85 gesegelte Meilen mit einem Ost-Gewinn von sagenhaften 75 Meilen. Dass es uns hundert Meilen zu weit nach Norden getragen hat, ist ein Problem, welches wir Morgen lösen. ;-)
64 Meilen Rest nach Osten

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