Fr., 26.Mai 17, Karibisches Meer, Tag 1091, 10.962 sm von HH
Ich fass mal zusammen: seit sieben Tagen kreuzen wir jetzt nach Osten. Auf unseren Süd-Ost-Schenkeln konnten wir ganze fünf Tage einen Kurs von 160 Grad anlegen. Jetzt, an Tag acht wollen wir genau diesen Kurs fahren, und was passiert? Wir schaffen nur 180, am Ende des Tages 170 Grad. Das führt uns nicht nach Providencia, sondern genau zum Piraten-Hot-Spot, den wir meiden wollen. Da wir so weit nach Norden gekommen sind, können wir den Kurs erst mal so fahren, bevor wir uns etwas überlegen müssen.
Es stellt sich die Frage, welchen von den Windgöttern wir eigentlich Essig in den Schnaps gegossen haben? Seit knapp 24 Stunden bläst es auch wieder. Dauerhaft deutlich über 20 Knoten, Boen entsprechend. Die Wellen sind eklig. Mir geht am meisten das Schlagen ins Wellental auf den Geist. Wie ein Schnitzel vom Fleischklopfer weich geprügelt wird, so macht mich das Schlagen mürbe. Und der Lärm. Dieses dauerhafte Rauschen. Wahnsinn.
Bei Achim sind auch schon Dinge verschoben. Morgens um 6:00 Uhr erzählt er mir, ‚bald‘ wird der Wind wieder schwächer. Dieses ‚bald‘ wird in 18 Stunden der Fall sein. Hey, das ist doch nicht ‚bald‘. Und um jedes Reff muss ich mit ihm feilschen. Ich höre nur noch ausreffen, zu langsam, zu wenig Höhe… Okay, wirklich schnell sind wir nicht. Wir schaffen gegen Welle, Strom und Wind keine 4 Knoten mehr. Dafür knallt und rappelt es als donnerten wir mit 10 Knoten übers Wasser. Wahnsinn. Wir fühlen uns wie Vandee Globe Teilnehmer.
Positives? Ja, gibt es. 1.) Unser Vorsegel ohne Fall hält prima. 2.) Die Stimmung ist wieder besser. Wir befinden uns auf dem Zielkurs. Zwar noch etwas neben der Spur, aber wenn alles gut geht, nur noch drei Tage. Um Mitternacht soll der Wind etwas nachlassen, das verschafft etwas Erholung, wenn ich es schaffe Achim vom Ausreffen abzuhalten. Nackt hin oder her.
235 Meilen Rest nach Süden.
Tag 8 Nach Providencia
Schreibe eine Antwort