Do., 25.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1335, 12.404 sm von HH
Es regnet jeden Tag. Und wenn es nicht regnet, ist der Himmel grau bewölkt. Wind? Fehlanzeige.
Luftfeuchtigkeit 85%. Im Schiff für Durchzug sorgen? Tageweise ein Ding der Unmöglichkeit. Die Luken sind zu, weil es so schüttet. Unter Deck wächst eine Tropfsteinhöhle. Besser gesagt ein Schimmelloch. Ein shithole.
So sieht ein am Kleiderhaken vergessener Gürtel nach drei Wochen aus.
Leder ist am schlimmsten betroffen. Ein Portemonnaie, drei Tage unbenutzt auf dem Navi-Tisch liegend, bekommt einen weißen Überzug. Lederschuhe und Gürtel haben wir eingeschweißt. Das ist das einzige, was hilft.
Holz mag Schimmel auch sehr gerne.
Hinter der Tür kann man zusehen, wie der Schimmel wächst. Alle schlecht belüfteten Ecken sind betroffen: Hinter Türen, unter dem Salontisch und im Bad natürlich.
Bin ich hinten fertig mit wischen, kann ich vorne wieder anfangen. Merkwürdigerweise bildet sich in den Schränken kaum Schimmel. Einlegeböden und Seitenwände sind aus Sperrholz, da geht er nicht ran. Schimmel ist ein echter Echtholz-Liebhaber.
Ich wische mit Brennspiritus, statt mit Essigwasser, wie meistens empfohlen. Ich komme mit dem beißendem Geruch von Essig nicht so gut klar. Außerdem bilde ich mir ein, dass ich so weniger Feuchtigkeit auf die betroffenen Stellen bringe.
Eine Testreihe mit einem Paar Schuhen hat ergeben, es ist egal, womit man wischt, es hilft sowieso nicht.
Bereits getragene Sachen, wie Jacken und Base-Caps, gehen gar nicht. Alles, was eine schweißig-salzige oder angegrabbelte Oberfläche hat, muss gewaschen werden.
Vorsichtig frage ich auf anderen Schiffen nach: „Wir? Nein! Wir doch nicht. Wir haben keinen Schimmel!“ Lügner.
Zwei Schiffe weiter bekomme ich eine ehrliche Antwort: „Wir müssen hier weg, alles beginnt sich weiß zu pudern.“ Gott, sei dank, wir sind nicht allein.
Die Trockenzeit sollte längst begonnen haben, hier in Panama.
Auf den San Blas Inseln hat sich das Wetter nach dem anfänglichen Dauerregen ja schon versöhnlich gezeigt. Jetzt gehen wir einen Schritt rückwärts.
Neuankömmlinge berichten von viel Regen auf den Inseln.
Durch den bedeckten Himmel ist es allerdings nicht mehr so brutal heiß, wie in Kolumbien. Nachts geht es runter auf 25 Grad. Es werden Laken zum Zudecken benötigt.
Ich wusste schon, warum wir nur 10 Tage Aufenthalt hier geplant haben.
Euch bleibt aber nicht viel erspart. Vielleicht ware es sinnvoll, eine mobile Klimaanalge zu kaufen, auf Deck zu setzen und durch eine Luke zu betreiben. Damit könntet ihr die Luffeuchtigkeit in den Griff bekommen.
Drücken euch weiter die Daumen.
Ich denke, es muss nicht jeder ein Lügner sein, der sagt, dass er/sie keinen Schimmel hat. Das Problem ist häufig, dass man die Sporen schon mitbringt. Der Schimmel bahnt sich dann seinen Weg von Stellen wie hinter der Wegerung.
Brennspiritus is auch deswegen gut, weil der Essig eigentlich den Nachteil hat, das er gern Ester bildet – auf denen Schimmel dann gern wächst.
Die Ledersachen, das ist halt der anhaftende Schweiß, der den Nährboden darstellt. Wir haben ganz gute Erfahrung mit Ballistol, falls es mal wiederso weit ist.
Und: nach Suriname, wo wir das gleiche Drama durchlebt haben, waren die 5 Monate „on the hard“ in Trinidad ziemlich harmlos, es wird also auch wieder besser.
Wir haben allerdings dort auch immer guten Regenschutz durch die großen Sun Awnings, unter denen man die Luken weitgehend geöffnet lassen kann. Besandeck und Vorschiffsluk sind durchgehend offen.
Hallo Andrea,
Regenabdeckungen haben wir auch über den Luken, aber wenn es richtig giesst, helfen die bei uns nicht mehr. Viel schlimmer ist der fehlende Wind und keine Sonne.
Balistol ist ein Tipp. Ich werde eine Versuchsreihe starten. Das Zeug ist auch gegen abstehende Ohren gut, was?
Wenn dann mal Trockenzeit gekommen ist, wird alles wieder fein.
Viele Grüsse,
Sabine
Jau. Unsere großen Awnings sind über die volle Breite, da sprüht es dan nur noch ganz seltne rein am Vorschiff, weil ich die auf Relingshöhe hänge. Die große zwischen Hauptmast und Besan ist natürlich höher, das muss man schon mal das Luk schließen. Auf dem Besandeck hat sich seit Brasilien 2008 ein veritables „Zelt“ eingenistet, das ich nun schon das zweite Mal nachgebaut habe. Hässlich aber praktisch.
Richtig, Ballistol ist gut für Büchsen, gegen Inkontinenz, Haarausfall, Gallenleiden, Ohrensausen – und verschimmelte Lederteile. Ich will nicht behaupten, dass es ein Wundermittel ist, aber ich habe das Gefühl, dass es hilft. Dabei hasse ich den Gestank. Der ist so… Ballistol! Also ist es auch gut als Brechmittel
Hallo Walter,
danke für den Tipp. Bereits in Santa Marta hatten einige Schiffe eine Klimaanlage. Das funktioniert auch super.
Leider muss dann auch der Niedergang geschlossen sein. Der steht bei uns praktisch Tag und Nacht offen. So eingesperrt zu sein, könnte ich (wir) nicht gut ertragen.
Ich hoffe jetzt mal auf ein Ende des Regens…
Viele Grüsse,
Dabine
Ein Portemonnaie, drei Tage unbenutzt auf dem Navi-Tisch liegend…
Bitte, bitte den Rezept dafür! ☺
LG peter