Fr., 11.Mai 2018, Panama/Panama City – La Playita, Tag 1441, 12.523 sm von HH
Wir sitzen im richtigen Bus zur alten Altstadt, soviel ist klar. Nur haben wir keine Idee, wo wir aussteigen müssen. Mehrfach benutzen wir den Begriff ‚Panama viejo‘ als wir uns während der Fahrt unsere Strategie zurecht legen. Die junge Frau gegenüber hält es nicht mehr auf dem Sitz: „Ihr wollt in die alte Altstadt? Dann nichts wie raus, die nächste Haltestelle ist eure. An der Kreuzung rechts abbiegen und ihr seid da.“
Keine Sekunde zu spät, springen wir aus dem Bus. Allerdings drei Haltestellen zu früh, wie sich beim weiteren Fußmarsch herausstellt. Die Ruinen können wir schon erkennen, aber ein Zaun dazwischen verhindert eine Besichtigung. Endlos führt eine hässliche Schnellstraße am Zaun entlang. Schlussendlich erreichen wir den Eingang vom Altstadt-Museums-Park. Leicht genervt von dem übereilten Ausstieg aus dem Bus. Der Eintritt zu den Panama-viejo-Ruinen ist mit 15 USD pro Person üppig, aber wo wir nun schon mal da sind.
Im Jahr 1513 durchquerte Vasco Balboa mit 190 spanischen Soldaten Panama. Hunderte von Indios dienten als Lastenträger. Gerüchte über ein weiteres Meer hatten sich verbreitet und unendliche Reichtümer an Gold soll es dort geben.
Nach drei qualvollen Wochen, in denen Balboa fast zweidrittel seiner Soldaten verlor, erreichte er die andere Seite. An der letzten Hügelkette, die Balboa noch vom Meer trennte, befahl er seinen Mannen zu stoppen. Er alleine wollte als erster Europäer, als erster Christenmensch, den neuen Ozean, das ‚Südmeer‘, erblicken.
Heute dankt es ihm Panama mit der Benennung von Straßen, Plätzen, der Währung und ihrem besten Bier nach ihm.
Bereits sechs Jahre später wurde Panama City gegründet und die Ermordung der Inkas und die Plünderung ihres Reiches nahm von hier seinen Lauf. Das erbeutete Gold wurde über Panama City an die Karibikseite gebracht und weiter nach Europa verschifft. Die Stadt wuchs 150 Jahre unbehelligt und kam zu großem Reichtum.
Dieser Wohlstand sprach sich zu Henry Morgan herum, der als legitimierter englischer Freibeuter bereits gute Beute in Portobello und im heutigen Venezuela machte. Mit 1200 Piraten navigierte er den Rio Chagres (dem heutigen aufgestauten Gatun See) flussaufwärts. Nach der Hälfte der Strecke mussten die Piraten ihre Schiffe verlassen und zum größten Beutezüge in der Karriere Henry Morgans zu Fuß aufbrechen. Was ist ein Pirat ohne sein Schiff? Anscheinend auffällig.
Der geplante Überfall ging schief. Die Ankunft der Piraten wurde frühzeitig entdeckt und die Einwohner brachten einen großen Teil ihres Besitzes in Sicherheit.
Außerdem brannte am Tag des Angriffes die Stadt bis auf die Grundmauern nieder. Die Ursache ist ungeklärt. Es gibt Vermutungen, dass die Einwohner von Panama City selber den Brand gelegt haben könnten. Die Beute von Henry Morgan fiel also beschämend klein aus und seine eigenen Leute verdächtigten ihn, in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben.
Er flüchtete, wurde gefangen genommen und nach England verschifft. Sein Überfall auf Panama City war illegal, denn England hatte mit Spanien in der Zwischenzeit einen Friedensvertrag geschlossen. Jetzt drohte Captain Morgen der Galgen. Er konnte das Blatt wenden und die Richter überzeugen, dass er von dem Vertrag nichts wusste. Er wurde zum Ritter geschlagen und segelte als reicher Mann nach Jamaika zurück, wo er an den Folgen seines übermäßigen Alkoholkonsum verstarb.
An diesem Geschichtsträchtigen Ort stehen wir nun und lösen unsere Eintrittskarte.
Viel ist nicht mehr übrig von der Gründer-Stadt. Ein paar Ruinen mit einem rekonstruierten Glockenturm von dem man einen guten Blick auf das moderne Panama City hat. Die Ruinen sind eingekesselt von Hochhäusern. Die höchsten Gebäude Südamerikas sind hier gebaut.
Im angrenzendem Museum gibt es ein paar Informationen zur Piraten-Pleite und ein schönes Model der alten Stadt. Insgesamt ist alles etwas dünn und eindeutig zu hoch im Eintrittspreis.
Auf uns wartet jetzt nur noch das urbane Abenteuer des Heimwegs. Wir möchten zurück zum Busbahnhof. Direkt dorthin fährt kein Bus und Zwischenstationen, die wir als Ziel dem Busfahrer nennen könnten, die kennen wir nicht. Aber auf die hilfsbereiten Panamaer ist Verlass. Ein Busfahrer schlägt uns vor, dass er uns an einer Metro-Station Bescheid sagt, denn mit der Metro kämen wir direkt zum Ziel.
Der Bus füllt sich auf seinem Weg zum Zentrum und wir befürchten, der Fahrer könnte uns vergessen. Da entdeckt Achim auf der anderen Straßenseite einen Bus, beschriftet mit unserem Ziel. „Komm, hier steigen wir aus“, schlägt er vor. Wir springen auf. „No, no“, schaltet sich ein weiterer Fahrgast ein, „ihr müsst noch eine Station weiter fahren, da ist die Metro. Mit dem Bus dauert es viel zu lange“. Woher auch immer er weiß, wohin wir wollen. Und wie nett, uns einfach so zu helfen.
Der Rest ist dann einfach. Ein bisschen Metro, deren System auch ein Doofer sofort versteht und noch einmal in einen Bus umsteigen und schon sind wir zu Hause.
Ein Hoch auf die hilfsbereite Bevölkerung, ohne euch würden wir noch im Kreis umher fahren.