Unsere geplante Abfahrt verzögert sich

So., 11.Okt.20, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2324, 21.218 sm von HH

Zunächst stand zur Diskussion, ob ich nach Deutschland fliege. Die Situation zu Hause ist schwierig zu beurteilen. Es gibt Flüge (über Kanada), aber ob Französisch Polynesien als Risikogebiet zählt, ist nicht so einfach zu ermitteln. Es fängt damit an, dass die Seite des Auswertigen Amtes keine ’sichere Seite‘ ist – ein Alarmhinweis poppt auf, wenn man die Seite betreten möchte. Rasend schnell ändern sich die Bestimmungen in Deutschland – da kommt man von hier aus nicht mehr hinterher. Am Ende muss ich vierzehn Tage in Quarantäne, mich testen lassen oder komme im schlimmsten Fall gar nicht zu Achim zurück. ( … obwohl, wenn man darüber genau nachdenkt … :mrgreen: )
Ein negativer Test würde mich wohl von Quarantäne befreien (?), aber bekomme ich in Papeete überhaupt einen Test? Ich bin unsicher, da seit geraumer Zeit nur noch Personen mit Symptomen getestet werden.

Französisch Polynesien macht kein großes Theater um Corona. Trotz hoher Zahl an positiven Tests. Dem Söder (schöner Netzfund: wenn du denkst es geht nicht blöder, kommt um die Ecke Markus Söder) wären in Papeete längst die Farben für seine Ampel ausgegangen.  Rot, röter, super rot. Mit Schnappatmung würde er durch die Stadt laufen und ‚mehr Kontrolle, mehr Kontrolle‘ rufen: Alle paar Tage werden 200 positiv Getestete bei knapp 70.000 Einwohnern gemeldet! Die wenigsten werden krank. Es befinden sich zwischen zwanzig bis vierzig Personen im Krankenhaus, davon ungefähr eine Handvoll ernsthaft erkrankt und bisher sind zehn Menschen gestorben. Die Regierung In Französisch Polynesien fährt eine Art schwedischen Stil. Man möchte anscheinend eine Herdenimmunität erreichen. Der Höhepunkt an positiv Getesteten wird für Dezember erwartet und im März soll Corona Geschichte sein. Das kommt gut an bei den Locals. Kommentare in der Tagespresse lesen sich überwiegend positiv. Im Innenstadtkern von Papeete und in allen Geschäften herrscht Maskenpflicht. Daran wird sich gehalten – aber ansonsten kümmert es die Menschen wenig. Versammlungen mit mehr als zehn Personen sind eigentlich nicht gestattet. Drauf gepfiffen. In den Wohngebiet wird in großen Gruppen gegrillt, genau wie letztes Jahr.

Radrennen am Sonntag – AHA-regeln sind leicht einzuhalten, weil es kaum jemanden interessiert

Ich fliege also nicht nach Deutschland. Ein wenig Papierkrieg ist noch abzuwarten, aber dann wollen wir doch bald weiter. Neuseeland ist nun endgültig gestorben: Ein Boot mit drei Deutschen an Bord hat versucht ohne Genehmigung in Neuseeland einzureisen. Die drei landeten sofort im Gefängnis, das Boot wurde beschlagnahmt. Inzwischen wurden sie ausgewiesen und sind zurück in Deutschland. Was aus ihrem Boot wird ist mehr als ungewiss. Sie selber dürfen nie wieder nach Neuseeland einreisen.

Also wohin mit uns? Darüber reden wir uns die Köpfe heiß, mal alleine, mal mit anderen Seglern. Eins ist klar, einfach wird die Entscheidung nicht.

4 Gedanken zu „Unsere geplante Abfahrt verzögert sich

  1. Michaela Aust

    Ui, meine Lieben!
    Ich lese euren Blog schon seit Jahren und segle mit euch mit. Echt blöd, dass man zur Zeit nirgends wo weiter kommt. Kann euch gut verstehen, wir segeln nur im Mittelmeer und haben heuer unseren Törn schon mehrere Male abgesagt/verschoben. Grenzen auf, Grenzen zu, Bestimmungen jeden zweiten Tag anders, egal ob man nach Kroatien/ Griechenland,…. will. Spanien geht schon gar nicht, die Kapverden lassen niemanden einreisen.
    So gesehen habt ihr mit Französisch Polynesien ja noch die entspanntere Ecke. Bei uns testen sie wie die Deppen, weiß nicht, welche Firma da verdient. Mehr als die Hälfte haben keine Symptome, wir werden so, wie mit Grippe, auch damit leben müssen.
    Wünsch euch gute Reise, wohin auch immer,…. und irgendwann wird es dann hoffentlich vorbei sein. Allein schon deswegen, weil überall die Wirtschaft an die Wand gefahren wird.
    Liebe Grüße aus Österreich! Lasst euch nicht unterkriegen und bleibt gesund!
    Michaela

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    1. Sabine

      Liebe Michaela,
      vielen Dank für Dein ‚Sitzfleisch‘ … ‚lese schon seit Jahren …‘ das schafft auch nicht jeder. ;-)

      Dachten wir noch, dass sich die Reise – Situation in Europa entspannt, so scheinen jetzt noch mehr und/oder neue Einschränkungen auf Euch zuzukommen. Planung unmöglich! Ideen werden im Keim erstickt! Wir wünschen Euch, dass Ihr einen schönen Hafen zur Überwinterung findet und einen kurzen, harmlosen Mittelmeer-Winter.
      Wie es bei uns weiter geht? Wir raufen uns die Haare…

      LG
      Sabine

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  2. Martin Eggers

    Hi folks,

    ich habe das Thema gerade durch: Bin letzten Freitag nach einem dreiviertel Jahr Lockdown von Südafrika aus nach Frankurt geflogen. Die Informationslage ist, gelinde gesagt, chaotisch, und ich hatte genau dasselbe Problem wie Ihr jetzt. Wissensstand heute:

    Ein (negativer) PRC-Test nicht älter als 48 Stunden reicht aus, um bei fehlenden Symptomen nicht in Quarantäne zu müssen. Habe ich allerdings verpaßt, weil ich die entsprechende Seite erst gestern gefunden habe.

    Den Test kann man alternativ auch bei Ankunft in D am Flughafen machen, aber da bei meiner Ankunft ungefähr 250 Leute vor mir in der Reihe auf einen Test warteten und ich definitiv meinen gebuchten Anschlußzug verpaßt hätte, wenn ich mich an Position 251 eingereiht hätte, hab ich mir das geschenkt und den Test heute morgen beim Hausarzt gemacht. Ergebnis gibt es angeblich morgen früh, und sofern das negativ ausfällt, gibt es eine entsprechende Meldung mittels des Online-Formulars ans Gesundheitsamt incl Upload des Testergebnisses, und damit ist meine Quarantäne beendet.

    LG aus (derzeit) heimatlichen Gefilden
    Martin

    Antworten
    1. Sabine

      Lieber Martin,
      vielen Dank für die Infos. Wir dachten uns schon, dass ein Test Vorwege vor Quarantäne schützt. Aber wer weiß wie lange noch. Täglich, ja stündlich ändern sich die Bestimmungen in DE. Nicht zu durchschauen.
      Ich freue mich für Dich, dass Du so geschmeidig durchgekommen bist. Hoffen wir das Beste für Deine Rückreise.

      Daumen gedrückt, Finger gekreuzt,
      beste Grüße
      Sabine

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