So., 13.Dez.20, Franz.Polynesien/Moorea/Cooks Bay, Tag 2387, 21.237 sm von HH
Als ‚Route des ananas‘ wird das Hinterland am Scheitelpunkt der Cooks Bay bezeichnet. Der Ananas-Weg. Ananas-Labyrinth ist zutreffender, würde ich sagen. Folgerichtig werden wir von einem netten Erntehelfer gleich am Anfang der Ananas-Felder aufgeklärt: „Passt auf, dass ihr nicht verloren geht. Hier verirren sich regelmäßig Touristen. Aber wenn ihr auf Kollegen von mir trefft, die helfen euch aus dem Gewirr der Wege wieder raus.“
Na prima, hoffentlich geht das gut. Es gibt Hinweis-Schilder für einen ‚Trail‘, aber die verschiedenen Farben der Pfeile sind ohne Legende eher verwirrend als aufklärend. Prompt landen wir in der ein oder anderen Sackgasse und müssen umdrehen. Viele der Ananas sind bereits tiefgelb und erntefertig. Ein betörender Duft liegt über den Feldern. Lecker, da läuft einem das Wasser im Mund zusammen.
Mo’orea hat die süßesten Ananas der Welt, so verspricht der Export-Slogan. Aber Französisch Polynesien spielt keine Rolle in der Weltproduktion in Ananas. Die meisten Früchte werden in Costa Rica, Brasilien und auf den Philippinen angebaut. Dicke Dinger mit bis zu 4 Kilogramm Gewicht. Die Früchte in unserem Labyrinth sind relativ klein, wiegen vielleicht 500 Gramm bis zu einem Kilo. Die Blätter sind übel mit Dornen besetzt, die Erntehelfer tragen dicke Gummihandschuhe und feste, lange Hosen oder Chaps, um sich bei der Arbeit zu schützen. Eine fiese Handarbeit ohne Maschineneinsatz. Die Felder vor Ort sind zu klein dafür und sie liegen eingebettet zwischen kleinen Wäldchen, mal einem Maisfeld oder Bananenhain. Das macht diese Kultur-Landschaft zu einem hübschen Anblick, eingerahmt von dramatischen Bergen.
Die geernteten Ananas auf dem Wagen, der uns entgegen rumpelt, sehen überreif aus. Aber sie sind perfekt. Als wir nach dem Weg fragen, bekommen wir vier Stück geschenkt. Die Polynesier sind wie immer überwältigend freundlich. Ananas reifen nicht nach. Das wusste ich nicht, erklärt aber, warum die noch grünlichen Früchte aus deutschen Supermärkten fast immer eine Enttäuschung sind. Die großen Ernte-Konzerne lassen die Ananas zu früh ernten, weil dann zum Transport mehr Zeit bleibt, bevor die Früchte vergammeln. Wer Bio-Ananas kauft, soll von diesem Trick verschont bleiben.
Eine Ananas-Pflanze benötigt bis zu 18 Monate bis zur ersten Ernte. Die zweite Reife erfolgt schneller – nur ein gutes Jahr – aber der Ertrag fällt deutlich niedriger aus. Nach der dritten Ernte lohnt es sich kaum noch und es müssen neue Pflanzen gesteckt werden. Auf Mo’orea kostet eine Ananas übrigens 1,50 bis 2,50 USD – direkt vom Straßenstand – hundert Meter vom ersten Feld entfernt. Keine Zwischenhändler, direkt vom Erzeuger. Bedenkt man die harten Bedingungen und lange Wartezeit bis zur Ernte, erscheint der Preis angemessen.
Yummi sind sie auf jeden Fall. Vielleicht sogar die süßesten Ananas der Welt.