Di.,26.Okt.2021, Pazifik, Tag 2704, 23.434 sm von HH
Es ist ruhiger geworden die letzten 20 Stunden. Der Wind kommt über 25 Knoten nicht mehr hinaus, häufig bleibt er bei 20 Knoten stehen. Die Welle ist entsprechend auch zurück gegangen. Vielleicht sind es noch 2,5 Meter, obwohl hin und wieder noch eine große Welle neugierig in unser Cockpit gucken kann. Wenn die Geschwindigkeit auf fünf Knoten zurück geht, denken wir, dass wir stehen bleiben. Das Leben ist weiterhin recht mühsam, aber machbar. Der Wind kommt beständig aus Süd-Osten. Mal können wir Kurs halten, mal liegen wir etwas neben der Kurslinie. Auf den knapp 1200 Meilen, die wir bislang zurück gelegt haben, haben wir 50 Meilen durch Abweichung von der Fahrbahn verloren. Wir sind damit sehr zufrieden, bedenkt man die wechselhaften Bedingungen.
Der Plotter sagt, dass wir in drei bis vier Tagen am Minerva Riff ankommen werden. Diesen Punkt (23° 39,0 S – 178° 54,0 W) zu erreichen, ist allerdings keine Pflicht. Wir haben ihn nur als einen möglichen Wegpunkt gewählt, weil vor Corona viele Segler hier einen Stopp eingelegt haben, bevor sie nach Neuseeland abgebogen sind. Dieser Stopp ist uns leider verwehrt. Jetzt wo wir uns Minerva annähern, steht ein weiterer Wegpunkt zur Diskussion, den wir mit unserem Wind problemlos anlegen könnten. Dieser liegt deutlich weiter – 500 Meilen – im Westen (28° 01,2 S – 172° 02,8 O), und deutlich weiter – 300 Meilen – südlich. Er wird in manchen Segelführer als ‚der‘ Punkt genannt, um nach Neuseeland abzuknicken. Unsere Segel-Begleitung für zwei Tage, die Jungs der Miri VI, haben uns über Funk bestätigt, dass dies nach einem guten Plan klänge. Wir sind uns gar nicht sicher, sondern kratzen uns am Kopf.
Der konstante Wind, den wir seit Tagen haben, verdanken wir einem riesigen Hochdruck-Gebiet, was sich nord-östlich von Neuseeland festgesetzt hat und kaum ostwärts zieht. Die Miri Crew hat davon geträumt direkt auf dem Rücken dieses Hochs in Opus einrauschen zu können. Bei diesem Kurs ist Achim aber auf einen schönen Satz gestoßen. „Wenn du direkt nach NZ segelst, dann solltest du sicher sein, dass du mit deinem Hoch auch ankommst. Sonst lass es lieber bleiben.“
Wir wissen also nichts und haben daher heute Met-Bob (Metereologie-Bob) angeschrieben. Er kennt jetzt unseren aktuellen Standort, Kurs und ungefähre Geschwindigkeit. Wir sind gespannt, was er zu sagen hat. Bob sitzt in Neuseeland und übernimmt seit vielen Jahren das Wetter-Routing für Segler. Seine Leistung rechnet er minutenweise ab. Er kostet 6 Euro für 10 Minuten. Bezahlt wird sein Dienst, wenn man in Neuseeland angekommen ist. Das klingt vertrauenserweckend: kommt ein Schiff aufgrund seines Routings nicht an, gibt es keine Knete …
Essen: Die Reste vom geräucherten Huhn werden zu Geflügelsalat mit Spargel und Birnen aus der Dose (mangels Mandarinen), dazu Schwarzbrot aus der Packung. Abends gibt es den dann noch immer verbliebenen Rest vom Rest vom Huhn als Hühnerfrikassee mit Spargel und Erbsen, plus Reis.
Tagesmeilen – 128 (Hilfe, wir stehen fast ) – Restmeilen: bis Minerva noch 533 plus ungefaehr 800 nach NZ runter = 1333 Rest. Oder mehr oder weniger – siehe oben – das wissen die Götter.