Mi.,27.Okt.2021, Pazifik, Tag 2705, 23.562 sm von HH
Am Abend erreicht uns die erste Nachricht von Met-Bob mit einer Auswahl-Option: „Entweder ihr geht auf direktem Weg nach Neuseeland – dann solltet ihr aber am 4.November dort ankommen. Eine Front mit „strong winds“ wird auf der Nordinsel erwartet. Und nach drei Tagen trefft ihr auf ein Feld mit 20 bis 25 Knoten (hier grinsen wir innerlich – das hatten wir ja gerade die letzten vier Tage).
Oder ihr geht Richtung Minerva – hier müsstet ihr aber ein paar Tage totschlagen, bevor sich ein Wetterfenster Richtung Süden auftut.“
Wir gucken uns in die Augen und brauchen fünf Minuten, dann liegt Kurs Neuseeland an. Die Entscheidung fällt deswegen so schnell weil Met-Achim seit drei Tagen von dieser Option spricht, nachdem die Miri uns von ihrer Idee des direkten Weges erzählte. Ob wir allerdings den 4. November schaffen, steht auf Messers Schneide. Rechnerisch liegt es drin. Ladies and Gentlemen – das Rennen hat begonnen!
Wir haben den Wind jetzt genau auf die Seite. Da die Wellen deutlich abgenommen haben, stellen diese kein Problem dar. Sie lassen uns in Ruhe, nur noch alle halbe Stunde klopft mal eine an. Im Morgengrauen geht der Wind weiter auf 15 Knoten zurück. Wir reffen das Groß aus – das bringt einen halben Knoten Speed. Atanga liegt stabil auf der Seite. Je nach Wind zwischen 10 und 20 Grad Neigung. Unbequem, aber machbar. Und das Gegeige ist auch verschwunden.
Was genau erwartet wird, wenn wir nach dem 4.November in Opua ankommen, lässt Bob im Unklaren Unsere Wetterdaten reichen grade eben nicht über den 4. November hinaus. Ein Plan B muss her! Nehmen wir an, wir schaffen es nicht rechtzeitig und nehmen wir weiter an, dass das, was uns erwartet was richtig Ekliges ist, so können wir jederzeit den Kurs wieder Richtung Westen ändern. Die Strecke ist noch so lang, da liegt die nächsten Tage alles drin. Uns erreicht am Morgen eine Nachricht von Bob – mit genau diesem Vorschlag. Einmal mit Profis arbeiten.
Übrigens haben wir heute unsere halbe Weltumsegelung hinter uns. Zumindest, was die Längengrade anbetrifft. Hamburg liegt auf 9 Grad Ost und wir sind heute über 171 Grad West gesegelt. Somit haben wir 180 Grad geschafft. Wenn das kein gutes Zeichen ist?
Essen: Beim Obst sind wir längst bei den Langläufern wie Äpfel und Pampelmusen angekommen. Die Tomaten halten gut, da haben wir noch ein paar Tage Freude dran. Achim hat frisches Kürbiskern-Mischbrot gebacken. Abends gibt es Chili con Carne.
Tagesmeilen – 128 (kein Fehler – gleiche Meilen wie gestern ) – Restmeilen: 1.041 – das macht mal eben eine Abkürzung von mindestens 300 Meilen. Für die Meilen haben wir acht Tage zur Verfügung – das bedeutet, dass wir einen Schnitt von 130 Meilen am Tag schaffen „müssen“.
Voller Bewunderung für Euren Schneid- alles Gute für das Rennen mit den richtigen Winden nach NZ- möge Poseidon mit Euch sein.
Lieben Gruß, Solvey