Do.,28.Okt.2021, Pazifik, Tag 2706, 23.707 sm von HH
Als ich nach dem Mittagessen unseren Bericht für den Blog tippe, spüre ich, wie wir Fahrt aufnehmen. Atanga legt sich auf die Seite, luvt mächtig an. Ein schneller Blick nach draußen zeigt einen Squall, der genau vor uns durchzieht. Glück gehabt, der Regen trifft uns nicht mehr, wir bekommen nur etwas Wind aus dem hinteren Wolkenkragen. Wir segeln ungerefft (das Rennen hat schließlich begonnen!) – der Grundwind beträgt schon den ganzen Vormittag nur noch fünf Windstärken, um die 15 Knoten. Ich falle etwas ab. Nehme Druck aus den Segeln. „In zehn Minuten ist das vorbei“, so denke ich. Der Squall zieht vorbei. Der Wind bleibt. Ich bleibe am Ruder. 20 bis 23 Knoten unter Vollzeug. Nicht schlecht. Es fühlt sich wie echtes Segeln an – nicht wie dieses gemütliche Kaffee-Segeln, was wir üblicherweise bevorzugen. Achim schläft den Schlaf der gerechten Skipper. Der Wind nimmt weiter zu. Dauerhaft jetzt 25 Knoten. Wir rasen. Wahnsinn. Das macht wohl auch mal Spaß. Und ich bin die alleinige Herrin über dieses Geschoß. Ich sehe 8 Knoten Speed auf dem Tacho. Und mehr. Ohne Wellen-Surf. Die 8 steht wie festgenagelt. Die Anzeige geht gar nicht mehr runter.
Aber nach einer halben Stunde wird es mir mit zunehmender Welle doch mulmig. Und warum merkt Achim nix davon? Ich klopfe an das Luck von der Achterkoje. Niemand rührt sich. Das muss er doch merken? Wenn die Wellen uns hart auf die Backe drücken, sind die Seitenfenster unter Wasser. In Böen jetzt 30 Knoten. Ungerefft. Es fühlt sich noch immer wie Segeln an, aber wir haben eindeutig zu viel Tuch oben. Ich rase noch eine Viertelstunde weiter. Dann wird mir richtig komisch. Ein Fahrfehler von mir könnte zu Erklärungsnot und dem Ausfüllen von Versicherungs-Formularen führen. Ich klopfe energischer. Rufen hat bei dem Lärm vom Wind und dem Gefauche der Gischt um uns herum keinen Sinn. Endlich taucht ein verschlafenes Gesicht im Niedergang auf. „Kann das sein, dass wir rasen? Irgendwas hat an meine Lucke geklopft.“
Wir reffen. Sofort ist Ruhe im Karton – und spontan fühlt es sich wie Kaffee-Segeln an, obwohl wir noch immer mit über sechs Knoten dabei sind.
Met-Bob hat in einer erneuten Nachricht die Warnung vom 4.November zurück gezogen. Der „strong wind“ hat sich in Luft aufgelöst. Wir haben jetzt auch die Wetterkarte bis zu diesem Datum abrufen können und sehen in der Vorhersage eher Flaute als Wind auf der Nordinsel. Hmmm. Wir geben trotzdem Gas. Dass dreiviertel der Nacht der Wind mit Stärke 6 erhalten bleibt, hilft bei unserem guten Etmal von 145 Meilen, neben meiner Raserei.
Essen: Gesammelte Reste und Obst übe den Tag, abends gibt es Rindfleisch-Topf mit Paprika und Makkaroni.
Tagesmeilen – 145 – Restmeilen: 908
weiterhin eine gute Fahrt wünscht Ingrid von der Lazy Lady. Bei den Ratschlägen von metbob, wenn es sich um Bob Mcdavitt handelt, immer den gesunden Menschenverstand hinzuziehen, wir sind mit vielen anderen 2013 auf dem Weg von Tonga nach NZ in einen Sturm gesegelt (plenty of time to sail to NZ) und leider ging das Traditionsschiff Nina mit 7 Crew an Bord mit seiner Beratung verloren zwischen NZ und Australien 2014.. also Augen auf und fair winds.
Ihr habt meine volle Bewunderung , Ihr rasenden Kaffee- Segler.
Möge Poseidon Euch weiterhin gnädig sein.
Alles Gute,Solvey