Di.,17.Mai. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2908, 24.696 sm von HH
Wer uns nicht mehr in unseren „Blaumännern“ sehen kann, der ist hier und heute richtig.
Drei Tage können wir absolut nichts am Schiff arbeiten (weil der Rumpf der Ari B, unser Hallen-Nachbarschiff, an der Reihe ist und auf dem Deck sind wir überflüssig) – yippee – und dann ist auch noch das Wetter Granate. Drei Tage frei, los geht’s auf Wanderschaft.
Smugglers Bay Loop Track
Den ersten Tag fahren wir ans Ende der weitläufigen Bucht von Whangarei. ‚Mit guter Bademöglichkeit‘, verspricht die Touren-Beschreibung. bei grade noch 19 Grad Wassertemperatur ist das ein drolliger Vorschlag. Der Weg beginnt auf einer Rinderweide. Durch eine nur für Menschen geeignete Schleuse im Zaun gelangen wir auf die Wiese. Die Tiere grasen in der Ferne und sind nur am Kauen interessiert. Nach hügeliger Weidelandschaft führt der Weg durch Buschland an der Küste entlang. Obwohl Sonntag ist, begegnen uns nur zwei weitere Wanderer. Das ist toll in Neuseeland – selten trifft man auf Menschenmengen.
Ein wenig anstrengender Weg mit moderaten Steigungen.
Parihaka
Parihaka ist sozusagen der Hausberg von Whangarei. Fast zu Fuß von unserer Unterkunft aus zu erreichen. Der totale Kontrast zu gestern. Durch die Stadtnähe treffen wir auf viele Jogger und Fitness-Gurus, die für sich die 250 Höhenmeter des erloschenen Vulkans zur Fitness-Bude erklärt haben. Über siebenhundert Stufen erreicht man den steilen Gipfel mit einer Aussichtsplattform. Ganz Whangarei kann man überblicken.
Früher hatten die Maori hier eine Festung. Die Überreste sind mit Laienaugen wie unsere kaum mehr zu erkennen. Als damals die weißen Siedler die Befestigung nicht einnehmen konnten, haben sie frisches Laub in die Palisaden gestopft und angezündet. Die Maori wurden quasi ausgeräuchert. Heute steht ein Kriegs-Mahnmal an dieser Stelle.

Rechts daneben folgt das Centrum von Whangarei mit Geschäften und Kleinindustrie – im Hintergrund schmiegen sich die Wohnhäuser an die Hänge
Barge Park – The nowhere Tree
Am dritten Tag beginnt unsere Wanderung an dem Park in dem wir beim ersten House Sitting morgens immer die Hunde ausgeführt haben. Es startet mit der Durchquerung einer Schafweide, dann müssen wir über einen Zaun klettern und durch eine Kauri-Schutz-Schleuse mit Schuhreinigung. Es folgt ein wenig begangener und nicht ausgebauter Pfad durch unberührten Urwald. Die Wegbeschreibung wies schon darauf hin, dass manchmal die orangenen Markierungen schwer zu finden seien. Und tatsächlich, wir müssen fix aufpassen, dass wir den schmalen Pfad nicht verlieren.
Urige Bäume, auch ein paar Kauris sind dabei, unbekannte Schlingpflanzen und unendlich viele, ausgesprochen gesunde Baumfarne. Eine Wanderung komplett ohne Aussicht, aber absolut lohnend für Waldfreunde. Die Strecke ist stellenweise recht steil, die Baumwurzeln sind nass und glitschig. Die Luftfeuchtigkeit beträgt bestimmt 95 Prozent, bei 19 Grad spätherbstlichen Temperaturen. Heute treffen wir unterwegs gar keine anderen Wanderer – das gefällt uns immer am Besten.
Leider sind die drei Tage Freizeit viel zu schnell vorbei, Morgen werden die Wanderschuhe wieder gegen einen Blaumann getauscht.
Wusste immer das mit mir etwas nicht stimmt, jetzt bin ich auch noch farbenblind. Auf den Bildern erscheinen mir die blauen Anzüge rot. Vielleicht hat Kant doch Recht, dass wir nur das sehen was wir sehen wollen
Sie sind grüüün.