Inselrundfahrt mit modernem Sevusevu

Mi.,12.Jul.23, Fiji/Vanua Levu/Savusavu, Tag 3329, 26.191 sm von HH

Wir mieten uns ein Auto, um etwas von der zweitgrößten Insel Fijis kennen zu lernen. Die 180.000 Einwohner von Vanua Levu verteilen sich fast ausschließlich auf die Küstenstreifen. Das Inselinnere ist bergig – immerhin knapp über tausend Meter hoch- mit Urwald bewachsen und unbewohnt. Eine Straße führt quer über die Insel zum größten Ort, nach Labasa. Die restlichen Straßen führen an der Küste entlang.

Üppiges Grün in der Inselmitte

Ein Blick zurück. Auf der anderen Seite der Bucht liegen Savusavu und Atanga

Das Auto ist die abgewohnteste Kiste, die wir je gemietet haben. Alle Kontrolllampen leuchten rot: Kühlwasser, Airbag, ABS und Anschnallen. Ein gutes Zeichen, zeigt es doch, dass immerhin die Leuchtdioden der Kontrollleuchten noch funktionieren. Über das staubige Armaturenbrett huschen winzige Ameisen. Abschließen kann man die Gurke ebenfalls nicht. „Der Wagen ist tip top“, findet unser indischer Vermieter, „alles funktioniert.“
Achim macht einen Bremstest. Daumen hoch. Mehr wäre überbewerteter Firlefanz. Los geht’s.

Wir fahren zuerst in die Berge und bleiben auf der Hauptstraße. Kommen an bescheidenen Dörfern vorbei. Angrenzende Felder werden mit der Hand beackert. Sobald man uns sieht, wird auch von weitem gewunken. Dabei ist es nicht so, dass es keine Touristen auf Vanua Levu gibt. Vor allem im Osten stehen einige Urlaubs-Resorts. Und die Marinas in Savusavu und dadurch dass man hier einklarieren kann, lockt es natürlich auch viele Segler hierher.

Typisches Dorf rechts und links der Hauptstraße

Feldarbeit ist Handarbeit – als die Bäuerin uns im Auto entdeckt – reißt sie sofort die Arme hoch

Ein kleiner Friedhof – viel Plastikmüll – Blumendeko wird zig-fach in Folie gewickelt

Müllabfuhr vor uns

Für einen als sehenswert angepriesenen Wasserfall verlassen wir die Hauptstraße. Steil geht es auf einem unbefestigten Weg ins Tal. Ein Schild, wo es zum Wasserfall geht, sehen wir nicht. Wir folgenden der Straße bis zum Dorfrand. Dort stoppen uns zwei Feldarbeiter. „Ihr müsst erst ein Sevusevu bezahlen, sonst dürft ihr nicht ins Dorf.“ Natürlich hatten wir vorher schon von der Tradition des Sevusevu gelesen. Fremde Besucher eines Dorfes (egal, ob Einheimische oder Touristen) müssen ein Geschenk an den Chief des Dorfes überreichen. Hierbei handelt es sich um ein Bündel trockener Wurzeln des Rauschpfeffers. Dieses Kraut kann man Bündelweise auf dem Markt kaufen. Aus den Wurzeln wird dann das Kava „gebraut“ und gemeinsam mit den Besuchern getrunken. Zumindest meistens. Kommen viele Besucher wird auf das Trinken schon mal verzichtet. Danach darf man sich im Dorf frei bewegen.
Wir hatten angenommen, dass die Sevusevu-Tradition nur noch auf den abgelegenen Inseln zelebriert wird und sind ohne Kava-Wurzeln unterwegs.

Ohne Kava wollen wir nicht ins Dorf fahren. Sind unsicher, was wir machen sollen und suchen einen Platz zum Wenden. Da kommt schon ein Opa auf uns zu gehumpelt. „Sevusevu abliefern da hinten“, deutet er freundlich auf ein größeres Haus. Ich erblicke eine Frau, die aus einem Haus stürmt und fast im Laufschrift auf uns zueilt. „Bula. Folgt mir. Dahinten könnt ihr euer Sevesevu bezahlen.“  Wir fahren langsam hinter ihr her. Ein junger Mann eilt heran. Er spricht am besten Englisch. Wir erzählen ihm, dass wir kein Kava dabei hätten. Kein Problem, mit der Zahlung von 10 Dollar pro Person wäre das auch abgegolten. Wir steigen aus dem Auto. Weitere Frauen sind inzwischen herbei gelaufen gekommen. Wir werden in das große Haus gebeten. Schuhe aus natürlich. Die Frauen haben inzwischen alle Platz vor geflochtenen Matten mit Kunsthandwerk genommen. Im Grunde spricht nur der junge Mann Englisch. Die Frauen verstehen wir nicht, aber klar ist, dass wir etwas kaufen sollen.
„Ihr wollt den Wasserfall sehen, oder?“ Wir nicken. „Dazu müsst ihr Sevusevu bezahlen.“ Wir nicken wieder. Achim übergibt die geforderten zwanzig Dollar. „Die Straße zurück. Da ist ein Parkplatz. Ins Dorf dürft ihr nicht, da ihr kein Kava habt.“  Der junge Mann bietet noch freundlich an, uns den Weg zu zeigen. Wir können ihn überzeugen, dass wir es sicher alleine finden.

Das Dorf mit dem Wasserfall

Wir steigen ins Auto und fahren ein paar Hundert Meter zurück. Am Parkplatz steht eine kleine Überdachung. Eine Frau sitzt dort im Schatten. „Bula! Habt ihr schon eurer Sevusevu bezahlt?“ Wir nicken und gehen den hübsch angelegten Weg bis zum Wasserfall. Als wir zurück kommen, fahren gerade zwei weitere Touristen-Autos in das Dorf.

Ein schöner Weg führt zum Wasserfall

Der Wasserfall

Orchideen in der Astgabel eines gewaltigen Baumes

Bewohner am Wasserfall

Nach dem Berg-Abenteuer fahren wir an der Küste entlang. Richtung Osten, dort wo die Resorts stehen. Auf den Besuch eines weiteren Dorfes verzichten wir.

Kein Strand an der Hauptinsel – es wird bei Ebbe eine Korallen-Schotterfläche trocken gelegt

Einfahrt zum Resort – kein Sevusevu, trotzdem für uns tabu

Kleine Inselchen vor dem Außenriff

Noch ein Inselchen

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2 Gedanken zu „Inselrundfahrt mit modernem Sevusevu

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