Mo.,03.Jul.23, Fiji/Vanua Levu/Savusavu, Tag 3320, 26.191 sm von HH
Insgeheim hatten wir ein wenig Französisch Polynesien 2.0 erwartet. Aber nein. Ganz falsch. Fiji – die englische Schreibweise von Fidschi – ich bleibe beim englischen Ausdruck, sie ist kürzer und sieht lustig aus.
Fiji ist total anders. Exotisch, bunt durcheinander gemixt an Kulturen.
Der quirlige Busbahnhof im Ort mit Transportmitteln aller Art erinnert eher an Südamerika. Die Menschen erinnern eher an Afrika. Die Melanesier (aus dem Griechischen: melas –schwarz; nesos – Insel) haben dunkle Haut und schwarzes Kraushaar. Sie sind die ursprünglichen Bewohner Fijis und haben die Inseln wahrscheinlich schon vor über 3000 Jahren besiedelt.
Sie sind genetisch mehr verwandt mit den australischen Aborigines als mit Polynesiern. Die Melanesier stellen allerdings nur 57 Prozent der Bevölkerung. Über ein Drittel der Einwohner ist indischer Abstammung. Vor knapp 150 Jahren holten die damaligen britischen Kolonialherren Inder als Arbeiter auf Zuckerohrfelder. Viele sind geblieben. Der Rest der Bevölkerung sind Polynesier (und noch ein paar Minderheiten: Chinesen und Weiße). Die Polynesier leben aber eher auf den Außeninseln von Fiji.
Wir landen also in einem bunten Kessel an Kultur. Die Melanesier, groß und von kräftiger Statur. Daneben die schmalhüftigen Inder, die kaum das halbe Gewicht auf die Waage bringen. Sie tragen Tilaka oder Bindi Male auf der Stirn und am Haaransatz. In den indischen Geschäften schallt lautstark übelste Bollywood Musik aus den Lautsprechern. Seit Portugal sind die „ich-habe-alles-was-du-an-Plastik-brauchst-im-Angebot-Läden“ in chinesischer Hand. Erstmals finden wir indische Betreiber vor. Ihre Esskultur hat sich auch im Street Food durchgesetzt: Currys und Rotis duften an jeder Ecke.
Die Melanesier sind unglaublich fröhlich und freundlich. „Bula, Bula“, werden wir gegrüßt. Schnell muss man Hände schütteln, wenn wir erfolgreich verstehen, wo wir eine Busfahrkarte kaufen können. Schulterklopfen. Begeisterung über die dummen Ausländer macht sich breit. Schulkinder winken uns aus den vorbei fahrenden Schulbussen zu. Die indisch stämmigen Fijianer sind etwas zurück haltender in ihrer Art.
Seit 50 Jahren ist Fiji unabhängig. Zurück geblieben von den Engländern ist Englisch als eine von drei Amtssprachen. Untereinander sprechen die beiden Gruppen allerdings ihre Sprachen: Bauanisch oder Fiji-Hindu. Hinweis-Schilder sind somit häufig dreisprachig verfasst. Übergeordnet wird dann auf das gemeinsame Englisch zurück gegriffen.
Wenn man sich jetzt freut, dass vor Ort Englisch statt Französisch gesprochen wird, kommt schnell die Ernüchterung. Der Akzent ist heftig. Weich und rund gemurmelt, werden Worte bis zur Unkenntlichkeit verbogen. Na, aber immerhin werden wir verstanden.
Und uns ereilt noch ein ganz besonderer Schock: die Preise! Nach zweieinhalb Jahren Franz Poly und anderthalb Jahren Neuseeland denken wir erst, wir machen einen Fehler bei der Umrechnung. Aber nein, eine gute Portion Lamm-Curry mit Reis kostet wirklich nur 3,20 Euro im Restaurant. Eine Flasche Bier dazu – 0,75 Liter Flasche bestes Fiji-Bitter – das Gleiche. Ein Liter Diesel an der Tankstelle etwas über einen Euro. Unsere Mooring an der Atanga hängt, belastet grade mal 6,50 Euro am Tag die Bordkasse. Okay, Nescafé und Salami sind teuer. Wäsche waschen ebenfalls, aber die meisten Sachen sind sehr preiswert aus unserer Sicht.
Das Lebensmittel-Angebot ist reduziert in Savusavu. Bei ungefähr 9.000 Einwohnern nicht anders zu erwarten. Aus zwanzig Meter Fleischtheke in Whangarei sind zwei Meter geworden. Davon zwanzig Zentimeter Hühnerfüße.
Es sind im Wesentlichen zwei Sorten Fleisch im Angebot: Huhn und Lamm (wahrscheinlich den Indern geschuldet). Zusätzlich haben wir im Ort noch einen Schlachter entdeckt, der hat tiefe Kühltruhen mit etwas Rind im Angebot.
Das Fleisch ist tief gefroren und wird zum Teil mit der Bandsäge in kundenfreundliche Klötze gesägt. Heute dachte ich, ich kaufe halbe Hühnerbrüste mit Flügel dran – nach dem Auftauen tauchten aber nur Flügel auf. Also Planänderung beim Kochen. Das Abenteuer Fiji hat begonnen.
Yes! Da kannste nur „bula!“ rufen! (Kokoda essen, das wäre es jetzt im schönen NIedersachsen! Es darf auch Ota Ika sein. Oder … Poisson Cru ).
Wir fanden’s schick, auch als Tonga- und Samoa-Junkies. Wobei mir natürlich sofort Rabi in den Sinn kommt und das Schicksal der Banabians (die eine – demokratisch/bürokratisch vertretene – Gemeinde von Kiribati-Einwohnern in Fiji bilden). Kolonial- bzw. Kapitalismusgeschichte im Reinformat.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Fiji-Erschnüffeln. Ob Ihr noch weiter nach Osten geht? Lau? Wir – und die lieben Mitleser – werden es sehen.
Ja, wir wollen noch etwas nach Osten zurück.
Vielleicht nächste Woche. Im Augenblick ist das Wetter nicht so doll. Aber hier kann man es gut aushalten.