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(Kröten)-Wanderung

27.-31.Aug.23, Fiji/Makogai/Dalice, Tag 3375-9, 26.483 sm von HH

Am nächsten Tag hören wir im Morgengrauen Kettengerassel. Hinter uns geht ein kleines Kreuzfahrtschiff vor Anker. Die ‚Reef Endeavour‘ ist 73 Meter lang  und verbreitet den Charme vergangener Zeiten, als Kreuzfahrtschiffe noch überall willkommen waren. Das Schiff ist aktuell mit 90 Passagieren belegt und kreuzt nur in der Inselwelt Fijis umher.

Die Reef Endeavour liegt hinter uns vor Anker

Die Gäste an Land zu bringen, bereitet den Zubringerbooten bei Niedrigwasser erhebliche Schwierigkeiten. Aber nach mehrmaligem Umsteigen auf kleine Boote befinden sich endlich alle an Land. Wir mischen uns unter das Kreuzfahrt-Volk. Als wir mit unserem Kajak anlanden, sprechen uns australische Gäste an. Bei einem kurzen Schwätzchen kommt heraus, sie wissen nicht, wohin sie nach dem Besuch von Makogai hin gefahren werden. „Nächster Stopp ist Savusavau, nein halt, stimmt nicht, das war letztes Jahr.“  Wiederholungstäter also.

Für die Kreuzfahr-Gäste hat die kleine Dorfgemeinde einen Gottesdienst organisiert. In dem leeren Raum mit dem Tisch und Drucker stehen wie von Zauberhand plötzlich fünfzig Plastikstühle (vom großen Schiff mitgebracht, wie wir später sehen). Für den Prediger wurde ein Stehtisch in gelbe Tücher gehüllt. In den Pausen der Predigt singen die Kinder aus dem Dorf und tanzen zum Abschluss Pantomime zu Musik aus der Konserve.
Wer will, kann noch die Ruinen der Leprastation besuchen. Die meisten wollen nicht und lassen sich bereits auf ihr Schiff zurück bringen. Mittags liegt das Dorf wieder ruhig und verlassen da.

Gottesdienst für die Passagiere – wer keinen Platz bekommt – muss draußen sitzen

Die Kinder als dem Hauptdorf sind auch dabei – alle chic in Schale geworfen

Wer will – kann noch zum alten Friedhof gehen

Es folgen drei Tage mit Starkwind. Gegen den sind wir aber sehr gut geschützt in unserer Bucht. Keine Fallböen wie in Bavatu Harbour. Wir liegen ruhig und sicher. Achim hat sich eine Kurzzeit-Erkältung von vier Tagen eingefangen. Die ist aber nicht weniger tödlich als ein zehn Tage Männerschnupfen, wie er mir mehrfach versichert. Ich bleibe verschont und wir haben beschauliche Tage am Anker.

Dann ist der Skipper wieder einsatzfähig und wir machen uns zur anderen Seite der Insel auf. Hier liegt der Hauptort von Makogai mit der Inselschule. Viele Besucher hat das Dorf nicht. Man kann vor Na Sau schlecht ankern und muss von unserer Bucht zu Fuß neun Kilometer (hin und zurück) durch den Wald laufen. Der Weg ist klar zu erkennen, wird aber sicher nicht täglich benutzt. Ich lasse Achim vorweg laufen, um die Spinnweben einzufangen. Leider gibt es Mücken ohne Ende. Erst zweimaliges Einsprühen hält die Plagegeister von uns fern.
Es geht auf und ab, aber nie anstrengend. Nur wenige Aussichtspunkte liegen auf der Strecke, aber dafür umso mehr Kröten. Es handelt sich um die eingeschleppte Aga-Kröte. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts nach Fiji gebracht zur Käferbekämpfung auf Zuckerrohrplantagen. Jetzt vermehren sie sich wie die Karnickel. 30.000 Eier legt so ein fettes Weibchen. In Australien gibt es Sammel-Wettbewerbe und allerlei Maßnahmen zur Ausrottung der Kröten.
Die großen Kröten hocken zu hunderten am Weg und sind gar nicht scheu (oder extrem langsam). Wir müssen wir aufpassen, dass wir nicht aus Versehen auf sie treten.

Aga-Kröte – es gibt hunderte über hunderte von ihnen im Wald – groß wie eine Orange

Das hohe Gras wird uns auf dem Rückweg mal so richtig durchnässen

Die wilde windzugewandte Seite von Makogai

Als wir das Dorf Na Sau erreichen sind wir auf Sevusevu eingestellt. Aber nein. Niemand kommt uns eilig entgegen. Niemand möchte Kava von uns. Auf einer Veranda hocken ein paar junge Männer zusammen. Auf einhundert Meter Entfernung wird bereits „Bula“ gerufen. Das war’s. Zögerlich gehen wir über die große Rasenfläche näher auf die Häuser zu. Eine junge Frau „erbarmt“ sich und kommt uns entgegen. Unsere Fragen über die Personen im Dorf (50 Erwachsen, 20 Kinder und vier Lehrer) und dergleichen, beantwortet sie bereitwillig. Als ich wissen möchte, ob wir die Schule ansehen dürfen, nickt sie und geht voran. Es sind noch immer Ferien. Die Schule (für die Kleinsten) ist geschlossen. Unsere Führerin ist Kindergarten-Lehrerin, wie sie berichtet. Eigentlich stammt sie aus Savusavu und hat schon einen Versetzungsantrag gestellt. In Na Sau will sie nicht länger bleiben. Zu langweilig. Letzten Sonntag war sie auch beim Gottesdienst. Da sie den Boottransfer verpasst hat, musste sie den Weg laufen so wie wir. Zweimal in der Woche fährt ein Boot zum Einkaufen zur nächsten Insel. Internet könne man ganz schwach empfangen. Aber nicht in den Hütten, sondern nur draußen. „Da Fressen dich die Mücken?“. Sie lacht: „Nein, Mücken bevorzugen weiße Haut.“

Wir nähern uns dem Dorf – in den vier Häusern wohnen die Lehrer – die anderen Häuser sehen erheblich schlechter aus

Der Toilettenbereich der Schule inklusive Lehrauftrag

Die junge Erzieherin ist so nett und führt uns durch den Schulbereich

Die zwanzig Schulkinder des Dorfes haben Schulferien

Anordnungen sind hängen geblieben

aus Covid-Zeiten
Fälle soll es keine gegeben haben auf der Insel

Wir schlendern noch zum Strand, treffen auf ein paar Kinder (einige erkennen wir wieder – alle waren beim Gottesdienst am Sonntag) und mampfen unser Picknick am Strand. Eine Woche war das Wetter gut, ausgerechnet jetzt fängt es an zu nieseln. Wir brechen zum Rückweg auf.
Die letzte halbe Stunde erwischt es uns richtig. Es schüttet wie aus Eimern. Das hohe Gras ist pladdernass, im Schnellschritt stechen wir durch den Wald. Schnell sind wir durchgeweicht bis auf die Schlüpfer. Keiner hat mehr Zeit auf die Kröten zu achten. Weiter im Stechschritt.
Die Kröten schaffen es nicht mehr schnell genug zur Seite. Kick, eine erwische ich. Das fette Tier schüttelt sich und hüpft davon, ich schüttel mich. Schleimig klebt mir was am Fuß. Der Schleim der Aga-Kröte gilt als halluzinogen. Ziemlich heftig sogar. Drogensüchtige rauchen den getrockneten Schleim, den man aus zwei Drüsen am Kopf der Kröte „melken“ kann. Extreme Junkies lecken sogar ihre Kröte ab. „Küss mich, ich bin ein Prinz“ in moderner Fassung.
Das fehlt mir noch, mitten im Wald ein Flash mit bunten Farben und Monstern.
Wir eilen vorwärts. Grad als wir wieder am Boot ankommen, hört es zu regnen auf. Danke für nichts. Auch der Flash ist ausgeblieben. ;-)

Nach acht Nächten werden wir Makogai wieder verlassen.
Nächster Stopp nur knapp 20 Meilen entfernt – das hatten wir lange nicht.

Vor einer Landzunge mit etwas Sandstrand gibt es gute Schnorchelplätze

Das Wasser ist glasklar – leider bleiben verlorene Rohre der Muschelzucht einfach liegen. Puderzuckerstrand ist es nicht – leider harter, brockiger Muschelstrand.

 

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Muschelzucht und alte Leprastation

Sa.,26.Aug.23, Fiji/Makogai/Dalice, Tag 3374, 26.483 sm von HH

Statt mit einer ruppigen Überfahrt werden wir mit prima Bedingungen belohnt. Vier Windstärken, kaum Welle. Ein Kreuzschlag wird fällig, da wir nicht direkt Makogai anlegen können, sondern erst mit einem reinen Südkurs ein langgezogenes Riff umschippern müssen. Aber wenn es läuft … der Kreuzschlag fällt kurz nur aus. Bereits nach einer halben Stunde dreht der Wind zu unseren Gunsten weiter auf Ost. Direkter Kurs nach Magokai jetzt möglich. Sehr schön.

Im Morgengrauen besuchen uns ein paar Delphine. Um 7:30 Uhr erreichen wir den Pass. Mitten in der Einfahrt erkennen wir einen Blas. Gleich darauf noch einen. Und wieder. Unsere Konzentration gehört dem Pass. Als wir durch sind, sind die Wale noch immer da. Ein großes Tier zeigt seinen Rücken. Ein Baby ebenfalls. Die Mutter winkt mit ihrer langen Flosse. Schlägt nach Buckelwal-Manier damit mehrmals auf die Wasseroberfläche. Dann zeigt uns ein Wal seine Fluke und haut damit ebenfalls aufs Wasser. Eine tolle Show. Dankeschön für diese freundliche Begrüßung.

Die Bucht vor dem kleinen Ort ist gut geschützt nach Südosten. Es ist viel Wind für die kommenden Tage vorhergesagt, aber heute ist es ruhig. Drei Segelboote liegen bereits vor Anker. Wir gehen an Land und haben ein Bündel Kava dabei fürs Sevusevu.

Wir liegen vor Anker vor diesem hübschen Ort

Kaum landen wir mit dem Dinghy an, steht ein Dorfbewohner bei uns und hilft mit dem Dinghy. Sein Name ist Nika. Er führt uns zu einem Haus auf Stelzen, das nur aus einem fünfzig Quadratmeter großen Raum besteht. Ein Tisch mit Telefon und einem überdimensionalen Drucker sind die einzigen Gegenstände. Ein zweiter Man sitzt am Tisch und telefoniert. Wir dürfen uns in ein Buch eintragen. Für unser mitgebrachtes Kava interessiert sich keiner der Männer. Es wird uns weder abgenommen, noch eines Blickes gewürdigt. Wir zucken die Schultern und legen stumm das Paket neben den Mann am Telefon. Er ignoriert uns.

Daher folgen wir Nika wieder nach draußen. Er lädt uns zu einer Führung seines Dorfes ein. Offensichtlich ist unser Sevusevu anerkannt worden.
Die Regierung unterhält hier in Dalice ein Projekt zur Vermehrung von Riesenmuscheln. Diese wurden durch Überfischung stark dezimiert. 2016 hat Zyklon Winston die Anlage fast vollständig zerstört, 2019 wurde das Programm wieder aufgenommen. Aber der Betrieb sieht noch immer reichlich zerfleddert und verwahrlost aus. Nur ein Bruchteil der Zuchtbecken ist mit kleinen Riesenmuscheln bewohnt. Die Anzahl der Tiere ist überschaubar. Gazebahnen, die zur Beschattung dienen, hängen herunter. Niemand kümmert sich darum. Nika ist für Hausmeister-Tätigkeiten zuständig. Über die Muscheln weiß er nicht allzu viel: „Andere Abteilung! Der Chef ist gerade nicht da.“

Die Muschel-Station wird vom Fischerei Ministerium finanziert

 

Noch winzig kleine Riesenmuscheln in flachen Wasserbecken

Becken in Betrieb – mit einer überschaubaren Menge an Muscheln . Meerwasser wird in die Becken gepumpt – aber nur bis um 15 Uhr – dann wird der Dorf-Generator abgestellt

Riesige Riesenmuschel – sie können ein Gewicht von 400 Kilo und eine Länge von 1,4 Meter erreichen

Das Dorf – viel gemähter Rasen von Nica

Es leben vier Arbeiter in dem Dorf. Da Schulferien sind, wohnen im Augenblick auch deren Frauen und Kinder auf dieser Seite der Inseln. Die großen Kinder leben sonst im Schul-Internat auf der Nachbarinsel. Die Kleinen gehen zur Grundschule im Dorf auf der anderen Inselseite.

Bis 1970 diente Makogai als Leprainsel. Die Leprastation wurde 1911 von den Briten gegründet und stand unter Betreuung der katholischen ‚Missionary Sisters oft he Society of Mary‘. Aus allen angrenzenden Inselstaaten wurden die „Aussätzigen“, wie man sie früher nannte, hierher verband: Tonga, Samoa, sogar aus Neuseeland. Bescheiden begann die Belegung mit 40 Patienten und wuchs auf bis zu 700 Erkrankte im Jahr 1950.
Im Jahr 1970 wurde die Leprastation geschlossen und war in sechzig Jahren Unterkunft für viertausend Erkrankte.

Patienten, die nicht im Hospital liegen mussten, wurden im Dorf nach ethnischem Hintergrund verteilt. Allen wurde erlaubt, ihre Traditionen und religiösen Praktiken beizubehalten. Als Teil der Therapie unter eingesperrten Bedingungen durften die Patienten Gemüse anbauen und Handwerkskunst herstellen. Viehhaltung und Fischen war ebenfalls gestattet.
Die Leprastation hatte international den Ruf eines ‚Models von Disziplin und sozialem Frieden‘ im Umgang mit Lepra-Erkrankten. Trotzdem gab es Rassen-Hierarchien. Weiße bekamen größere Portionen, mussten aber auch höhere Gebühren für die Unterbringung bezahlen.
Und die Ruinen eines unschönen Gefängnisses sind Zeugen, dass die gerühmte Disziplin auf der Insel wohl auch schon mal etwas unter Schlendrian gelitten haben muss.

Gefängnis-Ruine mit vier Zellen – heute schaurig-schön überwuchert

Überreste eines alten Kinos – die Überraschung des Tages – wenn wir alles erwartet hätten

Nica am Grab von Schwester Mary Agnes – sie ist 1955 nach Jahren der Pflege von Patienten auf der Insel an Lepra gestorben

Überreste von 1400 Lepra Gräbern – der größte Teil ist inzwischen vom Urwald überwuchert

Lepra ist eine der ältesten bekannten Krankheiten. In archäologischen Funden wurde ihre Existenz in Indien bereits vor viertausend Jahren nachgewiesen. In der Römerzeit erkannt man das Ansteckungsrisiko von Lepra und erstmals wurden Erkrankte verstoßen. Besonders tückisch ist die lange Inkubationszeit bei Lepra – bis zu 20 Jahre.
Im Umfeld größerer Städte entwickelte sich im 11. Jahrhundert eine eigene Hospizform. In Europa war man im Mittelalter als Erkrankter ‚bürgerlich tot‘. Man musste in der Öffentlichkeit ein Lazaruskleid tragen und eine Warnklapper verwenden, um andere Passanten zu warnen.

1873 wurde der Erreger entdeckt. Vorgeschriebene Meldungen von Erkrankungen ab 1949 wurden obligatorisch. Die Zahl der Registrierten ging über die letzten fünfzig Jahre kontinuierlich zurück. Lepra ist inzwischen mit Antibiotika vollständig heilbar. Heute gibt es noch ungefähr 220.000 Neumeldungen jährlich – hauptsächlich in Indien, Indonesien, Brasilien und im Pazifik. Die WHO hofft, bis zum Jahr 2030 Lepra ausgerottet zu haben.

Übrigens gehören Geschichten, dass man beim Hände schütteln eines Leprakranken plötzlich seine Finger in der eigenen Hand hält zu den Legenden. In Wahrheit sterben bei einer Leprainfektion die Nerven ab, Arterien verstopfen und die Erkrankten verlieren das Gefühl für Hitze, Schmerz und Kälte. Durch das eingeschränkte Gefühl kam es zu Verletzungen, diese führten zu Entzündungen. Mangels Schmerzen blieben diese Wunden häufig unbehandelt und die weiter brandende Infektion führte dann zum Absterben ganzer Gliedmaßen.

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Inselrundfahrt mit modernem Sevusevu

Mi.,12.Jul.23, Fiji/Vanua Levu/Savusavu, Tag 3329, 26.191 sm von HH

Wir mieten uns ein Auto, um etwas von der zweitgrößten Insel Fijis kennen zu lernen. Die 180.000 Einwohner von Vanua Levu verteilen sich fast ausschließlich auf die Küstenstreifen. Das Inselinnere ist bergig – immerhin knapp über tausend Meter hoch- mit Urwald bewachsen und unbewohnt. Eine Straße führt quer über die Insel zum größten Ort, nach Labasa. Die restlichen Straßen führen an der Küste entlang.

Üppiges Grün in der Inselmitte

Ein Blick zurück. Auf der anderen Seite der Bucht liegen Savusavu und Atanga

Das Auto ist die abgewohnteste Kiste, die wir je gemietet haben. Alle Kontrolllampen leuchten rot: Kühlwasser, Airbag, ABS und Anschnallen. Ein gutes Zeichen, zeigt es doch, dass immerhin die Leuchtdioden der Kontrollleuchten noch funktionieren. Über das staubige Armaturenbrett huschen winzige Ameisen. Abschließen kann man die Gurke ebenfalls nicht. „Der Wagen ist tip top“, findet unser indischer Vermieter, „alles funktioniert.“
Achim macht einen Bremstest. Daumen hoch. Mehr wäre überbewerteter Firlefanz. Los geht’s.

Wir fahren zuerst in die Berge und bleiben auf der Hauptstraße. Kommen an bescheidenen Dörfern vorbei. Angrenzende Felder werden mit der Hand beackert. Sobald man uns sieht, wird auch von weitem gewunken. Dabei ist es nicht so, dass es keine Touristen auf Vanua Levu gibt. Vor allem im Osten stehen einige Urlaubs-Resorts. Und die Marinas in Savusavu und dadurch dass man hier einklarieren kann, lockt es natürlich auch viele Segler hierher.

Typisches Dorf rechts und links der Hauptstraße

Feldarbeit ist Handarbeit – als die Bäuerin uns im Auto entdeckt – reißt sie sofort die Arme hoch

Ein kleiner Friedhof – viel Plastikmüll – Blumendeko wird zig-fach in Folie gewickelt

Müllabfuhr vor uns

Für einen als sehenswert angepriesenen Wasserfall verlassen wir die Hauptstraße. Steil geht es auf einem unbefestigten Weg ins Tal. Ein Schild, wo es zum Wasserfall geht, sehen wir nicht. Wir folgenden der Straße bis zum Dorfrand. Dort stoppen uns zwei Feldarbeiter. „Ihr müsst erst ein Sevusevu bezahlen, sonst dürft ihr nicht ins Dorf.“ Natürlich hatten wir vorher schon von der Tradition des Sevusevu gelesen. Fremde Besucher eines Dorfes (egal, ob Einheimische oder Touristen) müssen ein Geschenk an den Chief des Dorfes überreichen. Hierbei handelt es sich um ein Bündel trockener Wurzeln des Rauschpfeffers. Dieses Kraut kann man Bündelweise auf dem Markt kaufen. Aus den Wurzeln wird dann das Kava „gebraut“ und gemeinsam mit den Besuchern getrunken. Zumindest meistens. Kommen viele Besucher wird auf das Trinken schon mal verzichtet. Danach darf man sich im Dorf frei bewegen.
Wir hatten angenommen, dass die Sevusevu-Tradition nur noch auf den abgelegenen Inseln zelebriert wird und sind ohne Kava-Wurzeln unterwegs.

Ohne Kava wollen wir nicht ins Dorf fahren. Sind unsicher, was wir machen sollen und suchen einen Platz zum Wenden. Da kommt schon ein Opa auf uns zu gehumpelt. „Sevusevu abliefern da hinten“, deutet er freundlich auf ein größeres Haus. Ich erblicke eine Frau, die aus einem Haus stürmt und fast im Laufschrift auf uns zueilt. „Bula. Folgt mir. Dahinten könnt ihr euer Sevesevu bezahlen.“  Wir fahren langsam hinter ihr her. Ein junger Mann eilt heran. Er spricht am besten Englisch. Wir erzählen ihm, dass wir kein Kava dabei hätten. Kein Problem, mit der Zahlung von 10 Dollar pro Person wäre das auch abgegolten. Wir steigen aus dem Auto. Weitere Frauen sind inzwischen herbei gelaufen gekommen. Wir werden in das große Haus gebeten. Schuhe aus natürlich. Die Frauen haben inzwischen alle Platz vor geflochtenen Matten mit Kunsthandwerk genommen. Im Grunde spricht nur der junge Mann Englisch. Die Frauen verstehen wir nicht, aber klar ist, dass wir etwas kaufen sollen.
„Ihr wollt den Wasserfall sehen, oder?“ Wir nicken. „Dazu müsst ihr Sevusevu bezahlen.“ Wir nicken wieder. Achim übergibt die geforderten zwanzig Dollar. „Die Straße zurück. Da ist ein Parkplatz. Ins Dorf dürft ihr nicht, da ihr kein Kava habt.“  Der junge Mann bietet noch freundlich an, uns den Weg zu zeigen. Wir können ihn überzeugen, dass wir es sicher alleine finden.

Das Dorf mit dem Wasserfall

Wir steigen ins Auto und fahren ein paar Hundert Meter zurück. Am Parkplatz steht eine kleine Überdachung. Eine Frau sitzt dort im Schatten. „Bula! Habt ihr schon eurer Sevusevu bezahlt?“ Wir nicken und gehen den hübsch angelegten Weg bis zum Wasserfall. Als wir zurück kommen, fahren gerade zwei weitere Touristen-Autos in das Dorf.

Ein schöner Weg führt zum Wasserfall

Der Wasserfall

Orchideen in der Astgabel eines gewaltigen Baumes

Bewohner am Wasserfall

Nach dem Berg-Abenteuer fahren wir an der Küste entlang. Richtung Osten, dort wo die Resorts stehen. Auf den Besuch eines weiteren Dorfes verzichten wir.

Kein Strand an der Hauptinsel – es wird bei Ebbe eine Korallen-Schotterfläche trocken gelegt

Einfahrt zum Resort – kein Sevusevu, trotzdem für uns tabu

Kleine Inselchen vor dem Außenriff

Noch ein Inselchen

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