30.Dez.23, Australien/NSW/Abercrombie, Tag 29-30 Roadtrip, 2.302 km total, 149 Tages-km
Wir verlassen unseren Zeltplatz (durch diverse Weihnachtszuschläge kostet er 58 Dollar die Nacht – sehr teuer) die Blue Mountains auf dem gut ausgebauten Great Western Highway. Dieser Highway war der Durchbruch, den die ersten Siedler durch die, von Schluchten und Steilhängen durchzogenen, Blue Mountains gefunden hatten. Viele Expeditionen wurden damals erfolglos abgebrochen. So brauchte man fünfundzwanzig Jahre, um auf die andere Seite zu gelangen. Ausgerissene Kühe hatten längst einen Weg gefunden und labten sich an dem köstlichen Grasland, was sie vorfanden. Durch dieses hügelige Grasland, heute überwiegend von Schafen befressen, führt unser Weg in den Abercrombie River National Park.
Aus Weideland wird Eukalyptus-Wald. Aus Highway wird Schotterpiste. Aus Schotterpiste wird 4WD-Strecke. Echte 4WD-Strecke. Immer häufiger lässt der Fahrer ein „Ui, das ist aber steil“, vernehmen. Zwei Apps haben uns auf diese Strecke gelockt: Maps me und wikicamps. „Bei Nässe gefährlich“, informiert die Park Service Information. Aber es ist trocken, alles ist in bester Ordnung.
Unser Bundy (einen Name muss der Große ja haben ***) zeigt, was er kann. Wo wir Schweiß auf der Stirn haben, rattert er ohne mit der Wimper zu zucken hoch. Keine durchdrehenden Reifen, kein Wegslippen – total cool! Eine Stunde werden wir mächtig durchgeschaukelt. Achim ist angespannt, kann den Spaß, den er hat, aber nicht verbergen. Ein Dauergrinsen ist in sein Gesicht getackert. Das schüttet mehr Endorphine aus als zwei Tafeln Schokolade.
Zweiundzwanzig Kilometer Holperpiste. Wir messen Pfützen auf ihre Tiefe und müssen dicke Äste zur Seite räumen und dann sind wir fast am Camp angekommen als sich uns ein echtes Hindernis in den Weg stellt – ein kleines Flüsschen.
Wie tief die Furt sein mag, können wir nicht schätzen. Ohne dass einer durch watet, wird das nicht. Einen Schnorchel für den Motor haben wir leider nicht. Der einzige Makel unseres feinen Autos. Was wie ein albernes Statussymbol am Geländewagen aussehen mag, ergibt in Australien tatsächlich einen Sinn.
Ich erbarme mich und gehe auf die andere Seite. Grünes Licht für Achim. Das Wasser reicht mir nur bis zum Knie.
Als wir das Camp am Mittag erreichen, schaffen wir grade noch das Zelt und die Markise aufzubauen als es zu regnen beginnt. Wie war das noch? Bei Nässe gefährlich?
Der Zeltplatz ist großartig. Direkt an dem eben überquerten Little Hole Creek gelegen im Abercrombie River National Park. Eingerahmt von einer Steilwand an die sich Eukalypten krallen. Es gibt eine Plumps-Toilette und Gary als einzigen Camping-Nachbarn. Der Platz ist kostenlos – man muss nur einmalig sechs Dollar für eine Registrierung bezahlen. Auch so ein Covid-Ding, was nicht wieder abgeschafft werden wird.
Gary wohnt in der Umgebung, ist ein echter Naturbursche, der im Dunkeln mit der Taschenlampe im Busch umherwandelt und super nett. „Hier habt ihr gute Chancen auf Wombats“, verspricht er. Und er lacht über den Weg, den wir gekommen sind. Es gäbe einen zweiten Eingang. Bessere Strecke und nur acht Kilometer lang.
Wenn es heftig regnet, sitzen wir unter unserem tatsächlich regendichten Sonnenschutz. In Phasen, wo es nur nieselt, streifen wir am Flussufer entlang. Entdecken fette Eingangslöcher der Wombat-Höhlen. Und nichts ist so schlecht als es nicht für etwas gut ist! Das dunkle Wetter treibt die nachtaktiven Wombats schon bei Tageslicht aus ihren Höhlen. Eine Mutter mit ihrem Jungen watschelt am Ufer entlang.
Was für niedliche Tiere. Würste auf Stummelbeinen, kann man sagen. Sie werden bis 1,20 Meter lang und bringen 40 Kilo auf die Waage. Wie es sich für echte Australier gehört, sind es Beuteltiere. Damit der Beutel nicht voll Erde gerät, ist er nach hinten offen, damit die Mutter in Ruhe ihre bis zu dreißig Meter langen Gänge buddeln kann. Die Wombats sind Einzelgänger, aber in Gegenden mit hoher Wombat-Dichte können die Tunnelsysteme auch schon mal miteinander verbunden sein.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Wir lassen uns nach dem feuchtkalten Abend und einer frischen Nacht die Knochen durchwärmen.
Schnappen unsere Wanderschuhe und gehen den Weg zurück, den wir gestern gekommen sind. Wo das Auto souverän hoch gefahren ist, haben wir durchdrehende Füße. Wir schnaufen uns die Hügel hoch und runter oder ströpern am Flussufer entlang. Dabei scheuchen ein paar Kängurus auf. Wahrscheinlich Berg-Kängurus, denn sie hüpfen sogar die Steilwand leichtfüßig hoch. Wie schafft man das mit rechtwinkligen Beinen, die immer wie falsch angewachsen aussehen?
Nach zwei Nächten verlassen wir das Camp über die wirklich so viel bessere Ausfahrt. Egal. Der Umweg hat sich gelohnt. Ein herrlicher Platz, der glücklich macht.
Wir wünschen Euch ein ebenso glücklich machendes Jahr 2024. Viel Gesundheit, Zufriedenheit und jeden Tag Endorphine, wie es zwei Kilo Schokolade schaffen. Prost Neujahr!
*** Von Bundy nach Bundy mit Bundy – Bundaberg, unser Start- und Zielort wird von den Aussies Bundy genannt.
Hello! Thank you for the kind mention. I thouroghly enjoyed the 3 nights there and you both made it extra special because you are lovely people and very interesting. Abercombie is not as spectacular as some places but it does have a special presence. I am planning a return, hopefully soon.
I have just read your Burrinjuck entry. Looks and sounds nice, except maybe I’d avoid over xmas-new year. The walk looked interesting.
Looking forward to more stories!
Fair winds and following seas, or, good roads and may your vehicle not break down. (I hope that tyre is ok)
Kind regard
Gary
Dear Gary, it was a pleasure meeting you. And you told us so much about the surrounding nature. Thank you very much. Hoping to see you anywhere.
Achim and Sabine