Strecke machen bis zur Outback-Kante

13.Jan.24,  Australien/NSW/Peterborough, Tag 41-43 Roadtrip,  3.790 km total, 348 und 264 und Tages-km

Wir verlassen mit zwei größeren Tages-Etappen die fruchtbare Riverina-Ebene. Damit hört die Landwirtschaft aber noch lange nicht auf. Aus plattem Land werden leichte Wellen. Wir arbeiten uns aus der Ebene kontinuierlich auf 550 Meter hoch. Auf dieser Hochebene ziehen endlos Weinfelder und andere beackerte Flächen an uns vorbei. Unweigerlich stellt man sich die Frage: wer erntet das alles?
Die Frage wird beim ersten Zwischenstopp in Cobdogla beantwortet. Ein Glücksgriff Campingplatz (28 Dollar). Die Stellplätze ohne Strom liegen direkt am Fluss. Malerisch stehen ein paar alte Baumgerippe im Fluss. Ein Keilschwanzweih (whistling kite) Paar hat sein Nest direkt vor unserer Nase. Die Jungen sind knapp flügge.

Zwei – die auf ihr Futter warten

Der Futterlieferant ist da

und holt auch schon wieder Nachschub

Neben uns zelten vier, fünf Work and Holiday Pärchen. Die campieren nicht in Cobdogla, weil es so schön ist. Tatsächlich ist hier der Hund begraben. Für zweihundert Einwohner gibt es nicht mal einen Laden.  Die jungen Leute sind hier, um zu arbeiten. Die Regel für ein Work and Holiday Visum besagt, dass man 88 Tage arbeiten muss. Nicht alle Jobs werden anerkannt, aber Erntehelfer zählt. Da die Temperaturen tagsüber gerne Mitte dreißig Grad erreichen, gehen die Worker nachts arbeiten. Zurzeit sind die Wassermelonen reif. Eine ziemliche Schufterei, wie sie uns erzählen. Tagsüber schlafen sie neben dem Auto im Schatten. Hei, da können 88 Tage aber lang werden.
Wir genießen jedenfalls zwei Tage den tollen Standort, spazieren am Fluss entlang und beobachten den Nachwuchs der Weihe. ;-)

Ein super Platz mit Blick auf das Nest – bei den großen Überflutungen in Australien 2022/23 standen hier 4 Meter Wasser. Kaum vorstellbar.

Perfekte Fluss-Idylle

Der Rest vom Campingplatz ist nicht so schön – wo es Strom gibt – haben sich die abenteuerlichsten Bauten um Wohnwagen etabliert

Weiter geht es nach Peterborough. Jetzt ziehen endlose Weideflächen an uns vorbei. Zum Teil gemäht und längst zu Heu gepresst. Zum Teil versuchen Rindviecher und Schafe auf braunen Wiesen nicht zu verhungern. Baume für Schatten sind Mangelware. Schön erscheint uns so ein Rinder-Leben nicht.

Endlose Weiden

Peterborough ist eine Eisenbahn-Stadt. Lebt noch heute von den goldeneren Zeiten, als sich hier drei Gleise trafen. Alle mit unterschiedlicher Gleisbreite. Ein Kuriosum in Australien. Jeder State hat in der Gründerzeit sein eigenes Gleisbreiten-Süppchen gekocht. Fahrgäste mussten tatsächlich die Züge wechseln, um weiter fahren zu können.
Heute rattert nur noch zweimal in der Woche der Indian Pacific Train durch Peterborough, der in 65 Stunden auf 4.352 Kilometer von Sydney nach Perth (und zurück) fährt. Angehalten wird nur an einer Handvoll Haltestellen. Aber trotzdem zählt diese Zugstrecke unter Bahnfans zu einer der attraktivsten Zugfahrten, die man unternehmen kann. Im Luxus-Waggon ist man im Schnitt mit 5.000 Dollar dabei.

Peterborough hungert aus. Die Einwohnerzahl ist von fünftausend auf nicht mal zweitausend geschrumpft. Viele Häuser stehen leer. Immobilen sind preiswert zu haben. Die Bevölkerung ist überaltert. Arbeit geniert sich aus sich selber heraus. Die Leute schaffen entweder bei der Gemeinde oder im Krankenhaus.
Aber der Ort überrascht uns. Alles ist tip-top in Schuss gehalten, auch der Campingplatz ist super (25 Dollar).
In einem alten Waggon finden wir eine schön gemachte und kostenlose Ausstellung über den Ort. Und der Supermarkt hat eine größere Auswahl als so manches Geschäft in den großen Städten.
Ein perfekter Ort, um sich für das Outback vorzubereiten. Australien, wie man es sich vorstellt – wir stehen an der Schwelle. Morgen geht es los.

Cowboystädtchen Peterborough – auch in der Provinz gibt es immer was zu entdecken

 

 

Bundy Tracking

Ich habe hier einen schönen Link über unsere Route. Die App Polarstep zeigt prima, wo wir uns gerade befinden.  Klick  .Roadtrip Australien

Technik Talk

„Alles nur noch China-Schrott“, der Satz fällt einmal wöchentlich.

Nach nicht mal vierzehn Tagen sind die Bolzen der Verschlüsse vom Dachzelt-Deckel durchgebrochen. Achim mein Held hatte aber mitten im Wald in Barrington Tops alles dabei, was der ambitionierte Camper braucht. Woher er wusste, dass er 5 mm Edelstahlschrauben brauchen würde … ich weiß es nicht.

Bolzen gebrochen und weg – zum Glück haben wir nicht auch noch den Schließer verloren. Die sind jetzt mit Karabinern gesichert.

Unser Ofen (eigentlich ein tolles Teil. Die zwei Brenner schaffen richtig Hitze. Ich kann kochen, was ich will) ist schon der zweite. Zum Glück haben wir den bei BCF – einer großen australischen Laden-Kette gekauft. Reklamationen in jeder Filiale möglich. Man stellt sich nicht an, Beschwerden werden ernst genommen. Der erste Ofen hat grade mal drei Wochen gehalten, da war ein Brenner kaputt.
Vom Ersatzofen ist nach zehn Tagen der Gastschlauch geplatzt. Nicht das innere Gewebe, aber doch die Umhüllung, obwohl wir immer drauf achten, dass er im Schatten steht. Anstandslos gab es einen Ersatz.

Lammhaxen – alles kein Problem mit dem Kocher – hoffentlich hält er durch – er gefällt mir

Unsere Campingstühle haben fünf Wochen gehalten. Immerhin. :mrgreen: Aber nur, weil Achim gebrochene Nieten (bereits nach zwei Wochen) durch Schrauben ersetzt hat. Die Konstruktion der Stühle ist aber so blöd, dass auch das nicht gehalten hat. Gekauft ebenfalls bei BCF. Rückgabe der Stühle und Geld zurück kein Thema. Unsere neuen Stühle sind von Anaconda – dem zweiten großen Ausrüster in Australien.

Mal sehen, wie das weiter geht.

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2 Gedanken zu „Strecke machen bis zur Outback-Kante

  1. AKKA

    Ja, ja, die Stühle… da haben wir auch mehrere durch.
    Ich fand es interessant zu sehen, dass nach einem größeren Abreisetag aus den Campingplatz-Tonnen ein paar von den herausragten – wir haben uns, glaube ich, zweimal bedient, um Ersatzteile zu gewinnen.

    Spannend!

    Antworten

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