26.-27.Jan.24, Australien/SA/Roxby Downs, Tag 57-58 Roadtrip, 4.694 km total, 315 Tages-km
Von unserer Hitze-Schutz-Unterkunft bis zum Ende der normalen Welt sind es noch einmal 120 Kilometer Asphalt-Highway. In Marree gabelt sich die Straße – man hat die Wahl: entweder Schotter ostwärts oder Schotter westwärts. Hunderte Kilometer durch unbewohntes Land. Durch unwirtliches Gebiet. Durch das Outback.
Marree ist heute ein staubiges Nest mit einhundert verbliebenen Bewohnern. Einst war Marree ein blühendes Nest. Zuerst Station für die Kamelkarawanen, die vor der Eisenbahn das Land versorgten und bereisbar machten. Später ein wichtiger Umschlagplatz für Vieh, was hierher getrieben und auf die Bahn verladen wurde. In Marree trafen zwei Spurbreiten aufeinander. Güter mussten umgeladen werden. Das führte nach dem Bau einer neuen Trans-Australischen Eisenbahn 1980 zur Schließung des Bahnhofs in Marree.
Wir kommen mit zwei älteren Frauen ins Gespräch, die unter der Gemeinschafts-Überdachung mit Grillplatz den „Australia Day“ feiern, der heute anliegt und kontinentweit ein Feiertag ist. Wir erfahren jetzt auch, wer in dem gut sortierten Geschäft in Leigh Creek für Umsatz sorgt. Klar, wenn man keinen Laden hat, muss man 120 Kilometer zum Einkaufen fahren. „In Leigh Creek ist es aber teuer. Ich war letzte Woche zum Einkaufen in Roxby Downs. Billiger und mehr Auswahl.“
Roxby Downs ist zweihundert Kilometer entfernt – alle Kilometer Schotterpiste.
Und genau da wollen wir hin. Die Piste ist mal besser und mal schlechter in Schuss. Mal rappeln wir über Bodenwellen. Mal ist der Belag glatt wie Asphalt. Kurz vor Roxby Downs wird der Weg besonders schlecht. Hier muss es vor Kurzem geregnet haben und mehrere Trucks haben tiefe Spurrillen in den Matsch gefahren, die jetzt ausgehärtet sind und für Fahrfreude sorgen.
Wenn Straßen nach Regenfällen gesperrt sind und man sie trotzdem befährt, kostet es tausend Dollar Strafe. Pro Reifen. Wobei Reservereifen mitzählen sollen.
Roxby Downs ist eine ganz junge Stadt. Erst 1988 gegründet für die Arbeiter im zehn Kilometer entfernten Bergwerk Olympic Dam. Einem der größten Kupferbergwerke Australiens in dem als Nebenfunde noch Silber, Gold und Uran in nennenswerten Mengen abgebaut werden. Obwohl man hier seit 35 Jahren buddelt, soll noch nicht mal die Spitze des Eisbergs abgebaut worden sein.
Roxby Downs kümmert sich gut um seine knapp vier tausend Bewohner. Meistens junge Familien, die es hier in die Wüste zum Arbeiten getrieben hat und die bereit sind 500 Kilometer entfernt von einer richtigen Stadt zu wohnen. Kino, Schwimmbad, Bibliothek, Schulen, ein toller Supermarkt und ein freundliches Stadtbild.
Der Campingplatz auf dem wir unterkommen, hat über 200 Hütten, die er überwiegend an Arbeiter der Mine vermietet, die eingeflogen kommen und nicht dauerhaft hier wohnen.
Wir lernen Mike kennen, der in seinem Wohnwagen wohnt und als Straßenarbeiter auf dem Minengelände arbeitet. Die Bezahlung sei sehr gut, berichtet er.Und da mit Chemikalien gearbeitet wird und wegen des Urans, bekämen alle Mitarbeiter Arbeitskleidung gestellt, die das Gelände nicht verlassen sollen und für alle Arbeiter gewaschen wird. Seinen Stellplatz zahlt ebenfalls sein Arbeitgeber. Allerdings arbeitet er in einem brutalen Schichtdienst: Zwei Wochen, sieben Tage, zwölf Stunden Schicht. Dann eine Woche frei. Trotzdem sei einfach für die Mine Arbeiter zu finden.