Teide, Teide, Teide

Di., 31.Mrz.15, Teneriffa, Tag 304, 2.477 sm von HH

In Santa Cruz ein Auto zu mieten, ist genau so einfach wie in Las Palmas. Nur teurer.
Die Vermietung hat ihr Büro hier im Hafen und der Parkplatz liegt direkt vor der Haustür.
Leider können wir erst um10:00 Uhr unser Auto für die nächsten zwei Tage abholen.

Das ist zwar schon ganz schön spät, aber der Chef will zum Teide. Das Wetter gibt ihm recht – nur wenige Wolken von links nach rechts.
Der Weg zum Vulkan durch eine kilometerlange Serpentinen-Pinien-Wald-Strecke ist wunderschön. Hinter jeder Ecke ist die Aussicht noch besser, und nach ein paar Kurven nochmal besser.

 

Nach langer Zeit endlich mal wieder Wald. Wie der duftet. Gierig sauge ich die harzige Luft ein.
Wir sind auf 1.800 Meter, die Baumgrenze ist noch nicht erreicht und wir haben angenehme 20 Grad im Pinienschatten.
Und dann folgt der erste Blick auf den Teide. An der Nordflanke noch kräftig schneebedeckt erhebt er sich 3.718 Meter hoch.

 

Eine halbe Stunde Fahrt weiter, erreichen wir die Talstation der Seilbahn, die uns zum Gipfel bringen soll.
Puh, wir sind allerdings nicht alleine. Einen Parkplatz finden wir Kilometer weit entfernt.
Achim und ich haben beide ‚Geduld‘ als zweiten Vornamen, aber heute bin  ich wild entschlossen bei dieser absoluten Traumsicht auszuharren, um nach oben fahren zu können.

Achim guckt genervt, geht zur Toilette, während ich mich ans Ende der beträchtlichen Schlange stelle.
Ich komme zu stehen zwischen einem Paar aus England mit drei Kindern zwischen 3 und 12 Jahren und einem älteren Ehepaar aus Deutschland. Wir alle stehen in der prallen Sonne und es ist selbst hier auf 2.350 Meter Höhe sehr sommerlich warm.

Die englische Familie wirkt eigentlich sympathisch.
Fängt aber trotzdem nach 10 Minuten an zu nerven. Der Vater cremt nacheinander seine Kinder mit Sonnenschutz ein und erklärt lautstark, vollumfänglich und jeweils altersgerecht, warum es besser ist, sich in der Höhe vor der Sonne zu schützen (wo sind rothäutige Engländer, wenn man sie mal braucht? :mrgreen: ).

Achim kommt von seinem Rundgang wieder zurück: „Hat die Schlange sich überhaupt schon bewegt?“
„Nein, aber ich möchte gerne da hoch…“
Ich sehe ihm an, er anfängt an zu rechnen, wie viele Menschen mit den beiden lächerlichen Gondeln pro Stunde auf den Gipfel gekarrt werden können. Und dann kommt es auch schon: „Wenn das in dem Tempo weitergeht, warten  wir bis 16:00 Uhr (letzte Gondel) und können gleich wieder runter.“
Ich sage nur „Quatsch“  und lausche was der englische Erklär-Bär noch zu berichten hat.

Die Dame hinter uns nervt nun ebenfalls. Sie rückt viel zu nah ran und steht so dicht hinter uns, dass ihre Jacke überm Arm an unseren Rucksäcken scheuert.
Mir kommen gerade erste Zweifel, ob mein Gipfel-Wille noch stark genug ist, als Achim die Dame hinter uns höflich bittet, etwas mehr Abstand zu halten. Sie wirft ihm vor, dass er rückwärts gegangen sei.

Abpfiff, Kapitulation, Rückzug – wir scheren aus dem Glied aus und unsere Lücke wird sofort von der Jacken-Frau geschlossen.

An dieser Stelle muss ich es jetzt schreiben, sonst wäre die Geschichte unvollständig:
Ich hatte im Vorwege bei meiner Recherche über den Teide darauf hingewiesen, dass man früh morgens dort sein muss, da sonst Wartezeiten von Stunden entstehen können. Mehrfach! Ich wurde nicht angehört! :evil:

Wir grummeln etwas miteinander, einigen uns aber darauf, es Morgen noch einmal zu versuchen.
Um 9:00 Uhr, wenn die Gondeln öffnen. Deal! Hand drauf!
Ich bin besänftigt. :-)

Auf dem Weg zum Auto zurück, höre ich neben mir das Gemurmel von Gebeten: „Lieber Gott, lass Morgen den Teide nicht in Wolken sein, sonst bin ich tot“.

Statt auf dem Gipfel, machen wir nun ein Stück Abseits in der Lavawüste unser Mittagspicknick. Die tolle Sicht auf die kilometerlange Kraterwand entschädigt.
Das Wetter ist zu gut, um zu streiten und wir disponieren einfach um.

 

Unser weiterer Weg führt uns Richtung Süden einmal quer durch den gigantischen Krater. Mit 17 km Durchmesser soll er der zweitgrößte Vulkankrater der Welt sein.
Beim Pico del Teide handelt es sich um eine stehen gebliebene Spitze dieses Kraters.

Wir machen einen Stopp an erloschenen, bizarren Vulkanschloten. Die bekannteste Formation ist hier der Roque Cinchado, der früher die 1.000 Peseten-Scheine zierte.
Hier treffen wir witziger Weise auf die englische Familie.
Somit dürfte es der Jacken-Frau gelungen, sich bis an die Spitze der Schlange gewedelt zu haben.

 

Auch außerhalb des Nationalparks bleibt die Landschaft traumhaft schön.


An der steilen Nordwestküste machen wir vom Plateau aus einen Abstecher nach Garachico. Dieser 5.000 Seelenort ist von den Vulkanausbrüchen im 18. Jahrhundert verschont geblieben und hat noch einen ansehnlichen Altstadtkern.

Die Hauptattraktion ist aber zweifelsohne der Weg dorthin.
300 Meter Straße, 180 Grad Kehre, 300 Meter Straße. Der Luv-Gewinn pro Schleife beträgt zeitweise nur 10 Meter, so dass etliche Spitzkehren nötig sind.
Warum man aber auf die Idee kommt, ausgerechnet eine Siedlung an einer Stelle zu gründen. die weder zu Fuß noch mit Pferd und Wagen zu erreichen ist, ist uns ein Rätsel.

Ausgerechnet hier an der Steilwand, in 100 bis 400 Meter Höhe, stoßen wir auf die ersten Wolken des Tages. Auf Meeresniveau ist es 5 Grad kälter als oben an der Seilbahn.

Die erste Tour auf Teneriffa, lässt die Insel schon jetzt zum bisherigen Kanaren Favoriten aufsteigen.
Auf  Atanga gibt es dann den zweiten Tag Gulasch (mit Charlotten, Orangensaft- und Schale, Rotwein – mein Lieblings-Gulasch (danke Olaf))

Und beim Einschlafen höre ich wieder ein kleines Gebet neben mir…

 

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