Inseltour auf São Vicente

So., 03.Jan.16, São Vicente, Mindelo, Tag 582, 3.765 sm von HH

São Vicente ist die drittkleinste der bewohnten acht Inseln von Kap Verde.


Durch Mindelo, mit 80.000 Einwohnern, ist sie allerdings stark bevölkert. Der große Naturhafen von Mindelo hat bereits zur Zeit der Dampfschiffe dazu geführt, dass hier einer der bedeutendsten Häfen auf der Atlantischen Ostseite entstanden ist. Der Umschlagplatz für die Kohle der Dampfschiffe ist verschwunden, die Menschen sind geblieben.
98% aller Einwohner von São Vicente wohnen in Mindelo. Die weiteren Orte sind arg ärmliche, graue Nester durch die grauer Staub fegt.

 

Dabei dürfte auf São Vicente niemand wohnen.
Die Insel ist karg, staubig und extrem wasserarm. Unmöglich können die Menschen von dem, was der Boden hergibt, ernährt werden. Fällt dann noch der Regen aus, so wie in diesem Jahr, verdorrt der Mais, der in den Bergen angebaut wird.
Andere Inseln wurden in diesem Jahr mit viel Regen beschenkt. São Vicente ging leer aus.

 

Die Bustour, die wir unternehmen, wurde von Milan, dem umtriebigen, hilfsbereiten und überaus netten TO Stützpunktleiter organisiert. Milans Frau, Ilse, eine schwarze Schönheit, Milan selber, ein reizendes, reichlich betagtes, amerikanisches Seglerpaar, die bereits seit 17 Jahren unterwegs sind, die Findus Crew und drei weitere Mitstreiter sind mit von der Partie.

 

In einem etwas klapprigen Bus zuckeln wir über die staubige Insel. Die meisten Straßen bestehen aus Basalt-artigen, kleinen Pflastersteinen. Die arbeitsintensiven Straßen wurden vor gut 40 Jahren auf fast allen Inseln erbaut.
Viel zu sehen, gibt es unterwegs wahrlich nicht. Hin- und wieder kleine Ziegenherden, vertrockneten Mais und ein paar Agaven.

In Baia das Gatas machen wir am Strand einen Stop. Hier haben die im Ausland lebenden (reichen) Kap Verdier ihr Wochenendhaus.
Zweidrittel der Kap Verdier leben nicht auf den Inseln, sondern in Brasilien oder Portugal. Von dort aus versorgen sie ihre Angehörigen mit Geld.
Von den hier Gebliebenen haben über 1/4 keine Arbeit und die meisten leben in großer Armut.

Eine Kellnerin verdient 120 EUR im Monat, ein Lehrer 400 EUR.
Ohne Unterstützung der Verwandten im Ausland kann man davon hier nicht überleben. Die Preise sind, abgesehen von Fisch, nicht eben niedrig.

Hinter Baia das Gatas beginnt eine Dünenlandschaft mit Sand aus der Sahara.
Bis vor kurzem haben die Einwohner diesen Sand zum Hausbau verwendet.
Um die Dünen zu schützen, ist dies jetzt verboten.
Wer erwischt wird, landet ohne Verhandlung für eine Woche im Kittchen.

In São Pedro, auf der Westseite, hat Milan in einem beliebten Ausflugslokal, betrieben von einem Schweden, einen Tisch für uns reserviert.


Die Spezialität des Hauses ist Spanferkel und der Duft von Holzkohle-Grill zieht verführerisch über die Terrasse. Die meisten in der Gruppe entscheidet sich für das Schwein.
Vor meinem geistigen Auge erscheint wabbelige Ferkelhaut statt knackiger Kruste.
Ich wähle Fisch.
Und mit dieser Entscheidung hab ich richtig Schwein: Das kleine Ferkel hätte nicht sterben dürfen. Die Haut hat nie einen Grill gesehen und das Fleisch ist fade und neben Fett kaum auszumachen.

Die Beilagen, scharfe, kross gebratene Blutwurst, Blattkohl (eine Unterart unseres Grünkohls und ihm im Geschmack sehr ähnlich), rote Bete und Petersilienkartoffeln mit Schale sind hingegen sehr gut.

Die Umständlichkeit der Kellnerinnen ist für uns gewöhnungsbedürftig.
Zuerst werden die Getränkewünsche aufgenommen (noch normal), dann werden die Getränke gebracht (gut), dann wird verschwunden (schade).
Erst „Stunden später“ werden die Essen-Wünsche notiert. Ein weiteres Getränk zu bestellen, traut sich da keiner mehr. Nicht dass der Prozess wieder von vorne beginnt.  ;-)
So ein Essen in Kap Verde kann sich schon mal in die Länge ziehen.

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