Ankern im Fluss

Di., 09.Feb.16, Französisch Guyana/Kourou, Tag 619, 5.573 sm von HH

48 Stunden Ankerwache verordnet der Skipper, bevor wir gemeinsam das Schiff verlassen dürfen.
Besondere Vorkommnisse machen diese lange Belastungsprobe notwendig.
Zwar hält der Anker auf Anhieb, aber alle sechs Stunden kippt die Tide und die Strömung kommt aus der anderen Richtung.

Wenn das Wasser flussabwärts fliesst, hängt die Stärke der Strömung maßgeblich mit den gefallenen Niederschlägen im Regenwald ab. Das donnert schon kräftig an uns vorbei. Bis vier Knoten dürften es wohl sein.
Wir liegen dann mit dem Heck zum Meer und haben frischen, kühlen Wind direkt ins Cockpit.
Strom gegen Wind macht dann ein wenig Welle, aber wir liegen trotzdem total ruhig und schaukelfrei.
Kommt der Strom vom Meer, ist es vorbei mit Erfrischung. Dann müssen wir schon hinter der Abdeckung hervor krabbeln, um uns abzukühlen.

 

Komischer Weise ist das Flusswasser, wenn es von See kommt, deutlich sedimenthaltiger. Den Wassermacher betreiben wir nur bei Niedrigwasser.

Ich bleibe somit an Tag zwei nach Ankunft auf dem Schiff , während Achim zum einklarieren in den Ort geht.
Ungerecht? Vielleicht. Andererseits ist er nun mal der Skipper und der ist häufig bei Immigration persönlich erwünscht.

Ich nutze die Zeit, um den Schmutz von so einer Überfahrt zu beseitigen.
Die Pantry hat es am nötigsten:
Man macht sich keine Begriffe über den Grad der Verschmutzung.
Hier hat sich jemand mit schmierigen Fingern festgehalten, dort findet sich ein Abdruck von Melone, die offensichtlich durch die Pantry an die Wand gedonnert ist. Verirrte Nüsse, Zwiebelschale und Krümel in allen Ritzen.
Ich wünsche mir, dass es auf anderen Schiffen nach 14 Tagen ebenso aussieht und ich nicht die einzige Mudder-Flodder bin

Es dauert Stunden alles in den Urzustand zurück zu versetzten und neu zu verstauen.
Endlos fische ich Socken und Geschirrhandtücher aus den Schränken, die jemand in einem nächtlichen Akt der Verzweiflung, um ein neues Klopfen oder Klappern abzustellen, zwischen Dosen, Flaschen und Geschirr gestopft hat.

Zum Glück brauche ich nur innen putzen. Draußen macht es sich von alleine.
Nachts hat sich schon der erste „Schauer“ über uns ergossen. Und im Morgengrauen schon der nächste.
Diese Duschen sind so ergiebig und gründlich, dass bereits nach zwei Ergüssen der Staub von Mindelo und den Kanaren verschwunden ist.

Es ist Regenzeit in Französisch Guyana. Das wussten wir. Allerdings findet der Höhepunkt der Regenzeit erst im April statt.
Wir vertrauen und hoffen darauf, dass es überwiegend nachts regnet.

Unter Deck sind Tag und Nacht 30 Grad. Die Luftfeuchtigkeit beträgt 80% und treibt uns den Schweiß auf die Stirn. Im Wind ist es angenehm auszuhalten, aber putzen und aufräumen sind ein Spaßkiller.

Auf der einen Seite des Flusses liegt Kourou, mit 25.000 Einwohnern eher eine Kleinstadt.
Die andere Seite ist unberührter, unbewohnter Mangroven-Wald.
Geier kreisen über den Fluss, rote Ibisse und Papageien sehen wir gleich am ersten Abend.
Nur die Zikaden schaffen es nicht die Musik vom Karneval zu übertönen.

Dieser Karneval ist es auch, der Achim unverrichteter Dinge zurück kommen lässt. Alles hat geschlossen. Die Polizei, vergittert. :shock: . Das Rathaus, verrammelt.
Die gelbe Quarantäneflagge bleibt gehisst und wir versuchen es Morgen noch einmal.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.