Fr., 22. Apr.16, Martinique/Le Marin, Tag 692, 6.392 sm von HH
Wenn man Reiseführern und Broschüren von Charterfirmen Glauben schenkt, befinden wir uns mitten im türkis schimmernden sand-gewordenen Traumrevier.
St. Vincent und die Grenadinen werden mit Superlativen überhäuft: „der schönste Platz der Erde, hier vereinen sich alle Träume, klares, türkisfarbenes Wasser, schneeweiße Palmenstrände, atemberaubende Korallenriffe […]“.
Die Menschen sind relaxt und freundlich, die Häuser bunt, die Langusten groß, der Himmel blau, die Nächte mild.
Es gibt auch eine weitere Seite, die tönt anders:
Karibik? Total überbewertet. Teuer.
Die Kriminalität habe rasant zugenommen. Dinghi-Klau sei Volkssport.
Dazu die nervigen Boat-Boys, die einem am Anker alles möglich verkaufen wollen. Man würde sie nicht wieder los werden und kauft man ihnen nichts ab, werden sie aggressiv.
Vor allem verkaufen sie Sicherheit. Bezahlt man nicht die verlangten 5,00 Dollar am Tag, wird das Schiff von der Mooring getüttelt. Oder das Dinghi aufgeschlitzt. Angeblich.
Man dürfe nichts im Cockpit liegen lassen, alles bekäme Beine.
Dazu können wir nichts sagen, alles Geschichten, deren Quelle uns unbekannt ist, alles ‚hören-sagen‘.
Fakt ist allerdings, dass Segler, die sich jetzt Richtung Süden aufmachen, an St. Vincent vorbei segeln. Auf St. Vincent wurden Teile der ‚Fluch der Karibik‘- Filme gedreht. In der Wallilabou-Bucht. Es liest sich makaber, dass ausgerechnet in dieser Bucht,“ Piraten“ vor zwei Monaten einen deutschen Segler erschossen und den Skipper angeschossen haben.
Etwas südlich der Grenadinen, schließt sich das Dreieck Trinidad-Tobago-Venezuela an.
Hier sind einige Piratenüberfälle auf See verbürgt.
- Traumrevier Karibik
Auf seriösen Ratgeber-Seiten im Internet, wie dem ‚Auswertigen Amt‘ und ‚Noon-Side‘ wird auf Übergriffe am Ankerplatz hingewiesen. Die Tipps lesen sich dann, als ob das eigene Schiff zu Fort Knox mutiert ist.
Wir lassen uns davon nicht die Laune verderben.
Gleich geht es los. Wir brechen auf in diese schaurig-schöne Welt.
Mit vier Schiffen gleichzeitig: Der Findus, La Joya und Rhenos.
Aus unserem Ausflug auf Martinique ist nichts geworden.
Mehrere gemeinschaftliche Versuche mit den Dreien von der La Joya führten nicht zum Erfolg. Ums Verknusen war kein Auto zu bekommen.
Achim und ich sind nicht böse drum.
Vielleicht kommen wir in der nächsten Saison wieder an Martinique vorbei. Dann bekommt die unbekannte Insel eine zweite Chance.
Jetzt sind wir ungeduldig, wollen weiter. Wollen abtauchen in den Traum.