Die Idylle der Dragon Bay auf Grenada

So., 03.Jul.16, Grenada/Dragon Bay, Tag 764, 6.586 sm von HH

Nach einer schicken, schnellen Überfahrt (ich wiederhole mich: das Segeln in der Karibik ist eine Klasse für sich), erreichen wir die Dragon Bay auf Grenada.
In einer mikro-kleinen Bucht machen wir an einer Mooring fest. Wir sind das einzige Schiff.

Die Bucht lässt das Herz aufgehen: Hufeisenförmig mit Sandstrand gesäumt, an den Enden Felsenküste, alles ist wie gelackt grün bewachsen.
Zwei händevoll Häuser schmiegen sich an die sanften Hänge. Wir liegen vor saftigem Urwald keine 50 Meter entfernt. Wir ankern quasi im Wald.
Dass die Bucht arg schwellig ist, nehmen wir für Grillen-Gesang und das erwartete Laubfrosch (tree-frogs) Gequakte billigend in Kauf.

Der perfekte Frieden.

Die schläfrige Nachmittags-Idylle trügt, mit Sonnenuntergang geht es los.
Es kommen nicht etwa Moskitos, nein, Soca, kommt.
Diese allgegenwärtige, angesagte Musik dröhnt volles Pfund über die Bucht.

Entsetzt stürzen wir an Deck und erwarten einen Aufzug in der Größe der Love-Parade zu ihren besten Zeiten. Jedoch, zwischen den Büschen und Palmen können wir nur zwei, drei Menschen ausmachen.

Wir beide sind nicht empfindlich und wenn andere Crews von durchwachten Nächten und Oropax-Arien berichten, haben wir nur ein Fragezeichen übrig: „Wir haben nix gehört.“ Schließlich haben wir auch Lissabon überlebt.

Das, was sich uns heute bietet, ist brutal.
Wir können uns an Deck praktisch nicht unterhalten.

Was sagen bloß die Nachbarn vom Störenfried zu dem Lärm?
Das schöne deutsche Wort „Anwohner-Beschwerde“ scheint es hier nicht zu geben. :mrgreen:

In einem Dorf in der Nordheide wird schon für 50 Dezibel weniger von vertrockneten Nachbars-Hexen die Polizei gerufen. :shock:
Das ist ätzend, kleinlich und verbittert. Aber ätzend ist unser Dragon Bay Rowdy auch.

Die Vermutung liegt nahe, dass zum Ort hin eine Schall-Schutzmauer errichtet wurde, damit das Dorfleben normal weiter gehen kann.
Nur die Dragon Bay und der freie See-Raum bis Venezuela werden beschallt.

Da liegen wir in einer so schönen Bucht und dann das. :cry:
Als wir ins Bett gehen, dröhnt es noch immer aus allen Rohren. Wir lassen uns vom Soca-Sprechgesang in den Schlaf wiegen.

Ein Gedanke zu „Die Idylle der Dragon Bay auf Grenada

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