Unnütze Inseln

Di., 13.Dez.16, Bonaire, Kralendijk, Tag 928, 8.715 sm von HH

„Unnütze Inseln“ soll Vespucci und über Bonaire verlauten lassen haben, als er die Insel 1499 für Spanier in Besitz genommen hat.

„Unnütze Insel“, drängt sich sofort in den Kopf, wenn man den Süden von Bonaire abfährt. Flach, kaum Bewuchs, nur ein paar Divi-Divi Bäume beugen sich dem Passat.
Landwirtschaft ist nicht möglich. Das einzige, was hier geerntet werden kann, ist Salz.

Das erkannten bereits vor knapp 400 Jahren die Holländer, die den Spanien die ‚unnützen Inseln‘ wieder abnahmen.
Der Hunger nach Salz war bei den Holländern groß. Sind sie doch die Erfinder des Matjes, der in Salzlake haltbar gemacht wird. Und Produktion von Delfter Porzellan verschlingt ebenfalls Massen an Salz.

In den natürlichen Salzseen auf Bonaire legte man Salinen an aus denen bis heute qualitativ hochwertiges Meersalz geerntet wird.
Früher war dies Sklavenarbeit. Die Sklaven wohnten in winzigen Hütten, kaum größer als unser kleiner ‚Kia‘. Die Hütten stehen entlang der Salzstraße und sind perfekt renoviert. Gestrichen im unvermeidlichen Bonaire-Insel-Ocker-Gelb.

Heute übernehmen die schwere Arbeit große Raupen und das Salzschiff wird über ein modernes Loren-System beladen.

Eine karge, unwirtliche Landschaft, die allerdings Flamingos ein großartiges Rückzug-Gebiet verschafft. Flamingos sind menschenscheu und wo viel Trubel herrscht, ziehen sie sich zurück. Bis zum knotigen Knie stehen sie in der Lauge und filtern schnatzend Plankton aus dem Wasser. Oder balancieren einbeinig in der Brühe für ein Nachmittags-Schläfchen.

35.000 Tiere gibt es im Dreieck Venezuela-Curacao-Bonaire. Die rosa Federn verlieren nach der Rupfung ihre Farbe, so dass sie von Sammlern verschont bleiben.

Wild-Esel suchen ebenfalls die Salzwiesen nach verwertbarem Futter ab.
Als man die Tiere nicht mehr zur Salzgewinnung brauchte, weil Maschinen die Arbeit übernommen haben, wurden sie einfach auf der Insel frei gelassen.
Sie verwilderten und stellen nun eine Plage dar. Sie sind weder bei Umweltschützern noch bei Gartenbesitzern beliebt.
Ein Esel-Reservat nimmt sich seit 20 Jahren dieses Problems an. Zwei Drittel aller Esel wohnen mittlerweile dort und durch Kastration soll eine ungezügelte Vermehrung der freilaufenden Tiere verhindert werden.

An den Küsten der Südhälfte findet man auch die wenigen Sandstrände Bonaires. Aber der schöne Schein trügt. Die Ostseite sieht grausam aus. Wie eine versprengte Müllhalde. :shock:
Das Ufer ist gesäumt mit Unmengen an Plastik-Müll. Es ist grausam und ich könnte heulen, wenn ich das sehe. :cry:

grauenhafter Müll

grauenhafter Müll

 
Wäre es nicht eine gute Idee jedem Leihwagen ein paar Mülltüten mit auf den Weg zu geben? Alle Touristen, die mit leerem Kofferraum vorbei kommen, sammeln ein, zwei Tüten voll und nehmen sie mit in die Stadt. Der Müll ist sauber und in zwei Minuten hat man eine Tüte voll. Es wäre weder eine stinkende, noch anstrengende Tätigkeit.
Gute Sammelcontainer im Ort aufgestellt und die Gemeinde kümmert sich dann um eine artgerechte Entsorgung.

Es soll schon Sammel-Aktionen seitens der Gemeinde gegeben haben. Aber die Mengen, die da vom Atlantik ankommen sind so gewaltig, dass jeden Tag gesammelt werden müsste. Die oberste Priorität heißt somit Müllvermeidung. Wo und wann immer es geht! :-)

Unseren Leihwagen haben wir von ‚Caribe Car Rental‘ gemietet. Er war der preiswerteste Vermieter bei dem wir nachgefragt haben (wobei preiswert bei 120 EUR für zwei Tage relativ ist) und bei der Rückgabe des Autos wissen wir auch warum.

Der, uns vermietete, ‚Kia Picanto‘ verbraucht 13 Liter auf einhundert Kilometer.  :mrgreen:
Ohne Berge, ohne Stadtverkehr und bei einer gefahrenen Durchschnittsgeschwindigkeit von weniger als 50 km/h (die Straßen sind recht schlecht auf Bonaire und gespickt mit Schlaglöchern).

Unser Autovermieter übergab uns den Wagen nicht vollgetankt, sondern mit einer 7/8 tel Füllung. So sollten wir ihn auch zurück geben.
Nun kennt jeder die zittrigen Anzeigen in, vor allem recht preiswerten, Autos. Eben zeigen sie noch vollgetankt an, um im nächsten Augenblick dreiviertel leer zu sein. Es ist unmöglich diese Schätz-Anzeigen genau auf einen bestimmten Punkt zu betanken.

Das Unglück will es, dass man auf Bonaire einen bestimmten Betrag bezahlt, die Säule wird freigeschaltet und dann kann man die entsprechende Menge tanken.
Wir haben unseren 10-Liter-Kanister für den Außenborder dabei, bezahlen 20 USD, befüllen den Kanister, den Rest bekommt der Kia.
Wir befüllen ihn also mit gut acht Litern und wähnen uns auf der sicheren Seite.

Da haben wir aber nicht die Rechnung mit unserem Vermieter-Fuchs gemacht.
Er sieht die Nadel einen Millimeter unter ’seinem‘ Strich und schlägt uns ein „richtig gutes“ Geschäft vor: Statt der üblichen 20 USD, die er bis zur ’nächsten-Strich-Auffüllung‘ von seinen Kunden nimmt, begnügt er sich bei uns mit 10 USD.
Gelächter.
Wir diskutieren eine Weile mit ihm über Sinn oder Unsinn seiner 7/8tel Füllung und über Ungenauigkeiten solcher Anzeigen….
Da fällt von seiner Seite das böse ‚A—loch‘-Wort. Achim bleibt cool.

Von nun ab geht es nur noch ums Prinzip.
Wir denken gar nicht daran, ihm die 10 USD zu schenken. Wir sind keine Zeit-limitierten Touristen, die 14 Tage so angenehm wie möglich gestalten wollen.
Wir sind mitten in unserem Alltag, haben keinen Urlaub und haben viiiiel Zeit.

Also fahren wir noch einmal zur Tankstelle.  Damit es an der Kasse nicht albern ist, zahlen wir 5 USD. Dafür bekommen wir knapp weitere fünf Liter Sprit, die in den Kia kommen.
Die Anzeige rückt noch immer nicht einen Millimeter von ihrer falschen Position. :mrgreen:

Wie fahren trotzdem zum Vermieter zurück. 13 Liter müssen bei 116 gefahrenen Kilometern einfach genug sein. Er dreht den Zündschlüssel und sieht die Nadel unter ’seinem‘ Strich. Noch lässt er nicht locker, er will die 10 USD. Nach ein wenig verbalem Gerangel lässt er uns allerdings gehen.

Wir würden bei ‚Caribe Car Rental‘ kein Auto wieder mieten. Ob es Zufall mit der 7/8-tel Füllung war oder ob Methode dahinter steckt, können wir nicht beantworten.

 

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