Mi., 08.Feb.23, Neuseeland/Whangarei, Tag 3175, 24.696 sm von HH
Zumindest fühlen wir uns so. Aus allen Ecken des Boat-Yards kommen sie gelaufen. Sogar mit dem Fahrrad angefahren, aus dem letzten vergessenen Winkel. Selbst Leute mit denen wir kaum ein Wort gewechselt haben. Alle stehen sie mit offenem Mund vor unserem Schiff. Umrunden Atanga andächtig. Die Bewunderer. Die Ungläubigen. Die, die auch gerne so ein Wunder vollbringen können wollen.
Und die Schmeichler. Die, die ihr Lob eine Schippe zu dick auftragen: „Wie vom Profi!“ Egal. Jedes Lob geht runter wie Öl. Das tut gut.
Zumal der zweite Akt der Streifen-Lackiererei nach der Regenpause noch eine Tücke bereit gehalten hat. Der zweite Anstrich erfolgt an einem bewölkten, windarmen Tag. Gut so. Gleich läuft die Arbeit viel besser. Erfolgreich und fehlerfrei bekommen wir den Lack auf den Kahn. Endlich trauen wir uns auch das spezielle Vinyl-Tape runter zu reißen. Die Naht zwischen ‚rot und grau‘ und ‚rot und weiß‘ ist sen-sa-tio-nell! Wie mit dem Lineal gezogen.
Aber natürlich hat in der Zwischenzeit das Vinyl-Tape seinen Klebstoff an den Untergrund abgegeben. Und nun? Mit Aceton trauen wir uns nicht auf den Lack. Rubbeln hilft nicht. Aus „Frag Mutti“ weiß ich, dass sich Etiketten mit Speiseöl ablösen lassen. Das funktioniert auch – würde jedoch Wochen dauern. Aaron rät uns zu Petroleum oder Terpentin. Das sei unschädlich auf 2-Komponenten-Lack und ebenfalls ölig. Wir versuchen es und, hurra, es funktioniert.
Die Mietzeit unseres Gestells geht sich genau aus, dass wir es noch schaffen, den Rumpf fertig zu polieren und zu waxen.
Die Kosten:
Der Kostenvoranschlag für die drei Streifen belief sich auf 6.250 Euro (10.600 NZ$). Davon für Material 1.000 Euro.
Wir haben für Material – inklusive zweimal Kauf rote Farbe und zweimal Abkleben – etwas mehr als die Hälfte bezahlt. Und davon war das teuerste die Miete des Gestells für zwei Wochen (300 Euro). Der Fairness halber muss ich dazu schreiben, dass der Lack von Aaron extra auf unsere alten Farbtöne abgemischt worden wäre. Wir haben „irgendwelchen“ Lack gekauft. Dass der zufällig genau unserem Farbton entsprach, war pures Glück.
Und der Arbeitslohn? Über den wir uns kaputt gelacht haben, weil er uns absurd hoch vorgekommen ist? Der war tatsächlich realistisch kalkuliert. Zusammen haben Achim und ich 132 Stunden an den Streifen gearbeitet. Okay einiges doppelt und sicher auch umständlich. Dafür haben wir keine aufwändigen Vorarbeiten gemacht, wie Pin Hole Filling, was im Kostenvoranschlag enthalten war.
132 Stunden x 43 Euro Stundenlohn (so viel kostet hier ein Maler) ergibt 5.700 Euro. Das passt also pi mal Daumen.
Wir haben die Arbeit deutlich weniger aufwändig eingeschätzt und ganz schön geflucht. Memo an uns selber: Maler ist ein Lehrberuf! Finger weg.
Bleibt die Frage, was fangen wir jetzt mit dem ganzen gesparten Geld bloß an?
PS: Ich hinke ein paar Tage mit dem Blog. Während ich dies schreibe, fegt gerade Gabrielle über uns hinweg. Alles sieht noch gut aus. 👍