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Blue Mountains

28.Dez.23,  Australien/NSW/Blackheath, Tag 26-28 Roadtrip, 2.120 km total

Von Newcastle ist der logische Weg eigentlich nach Sydney. Noch drei Tage bis zum berühmtesten Feuerwerk der Welt. Noch drei Tage bis Silvester. Man könnte meinen, wir hätten es so geplant. ;-)
Die Internetsuche ist ernüchternd: alles ausgebucht. Schon seit Wochen. Selbst Hotel-Suiten mit Blick aufs Feuerwerk für 1.500 Dollar die Nacht. Will man das Feuerwerk vom Ufer aus sehen, muss man sich bereits mittags anstellen, um einen guten Platz zu bekommen. Nein, danke. So gut kann ein Feuerwerk nicht sein. Wir verzichten.

Von unserem Haus aus telefonieren wir uns unsere nächste Unterkunft zusammen. Ein einziger Campingplatz in den Blue Mountains hat für drei Nächte Platz für uns. Allerdings müssen wir einmal umziehen auf eine andere Parzelle.  Was solls’s – die Blue Mountains möchten wir nicht auch noch ausfallen lassen.  Einer der besuchtesten Nationalparks Australiens.
Berühmt sind seine ‚Three Sisters‘, eine imposante Dreier-Felsformation. Am Aussichtspunkt wissen wir, warum alles ausgebucht ist. Halb Australien hängt an der Balustrade.  Wie vorhergesagt, hat sich der Regen der letzten sechs Tage verzogen. Schön. Gepokert und gewonnen.

Sehr hübsche Schwestern

Three Sisters in den Blue Mountains

Selfie-Manie

Nur ein paar Kilometer weiter, in Blackheath, liegt unser Campingplatz. Einige Wanderwege beginnen nur zwei Kilometer entfernt direkt am ‚Grose Valley‘. Eine riesige Schlucht, eingerahmt von imposanten Bergformationen.
Am nächsten Tag machen wir uns auf die Socken. Hier stehen nicht ganz so viele Besucher an der Balustrade. Das Gute, neunzig Prozent will nur gucken und der Rest verteilt sich auf der Strecke (Cliff Top Walking Track). Gute drei Kilometer führt der Track an der Schlucht entlang. Viele Treppen, bergab, bergauf. Aber immer wieder mit sensationellen Ausblicken auf das Tal.

Ein imposantes Loch – es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Blue Mountains ihren Namen den Ausdünstungen vom Eukalyptus-Wald verdanken sollen. Das kann nicht stimmen, andere Länder haben auch Blue Mountains und  „Von den blauen Bergen kommen wir“ ist wohl nicht in Australien entstanden.

Über den Zufluss zum Wasserfall führt unser Weg entlang – immer an der Kante

Schöne Klippenwanderung

 

Wir haben gerade das Ende erreicht, als dunkle Wolken aufziehen. Zehn Minuten später schüttet es aus Kübeln. Mit ein paar anderen Wanderern finden wir Unterschlupf in einer kleinen Hütte. Wir geben unseren Wetter-Engeln high five: gut gemacht! Nach einer halben Stunde tröpelt es nur noch. Wir müssten den gleichen Weg zurück, da aber vor weiteren Schauern gewarnt wird, entscheiden wir uns durch den Ort zurück zu gehen. Satte fünf Kilometer, aber vielleicht besser als rutschige Wanderwege und über die Ufer steigende Bäche.
Wir haben unseren Zeltplatz fast erreicht – nur 750 Meter sind es noch – da öffnen die Wetter-Engel richtig die Schleusen. Was für Dreckschippen!

Unterstellen witzlos – wir sind tropfnass als wir am Zelt ankommen

Am nächsten Morgen herrscht wieder eitel Sonnenschein. Das richtige Wetter für den Grand Canyon Track. Dieser Weg ist ein Rundweg und fast sieben Kilometer lang. Er ist Himmel und Hölle in einem.

In einem Einschnitt zwischen den senkrechten Felswänden geht es steil bergab. Fast dreihundert Meter müssen wir – überwiegend über Treppen – die Höhenmeter abbauen. Aber es lohnt sich. Wir überqueren Bäche, kommen vorbei an Wasserfällen und überhängenden Felsen. Die Stufen beißen in die Oberschenkel.
Die Schlucht wird eng und enger. Fast kann man beide Seiten berühren. Der Weg ist super in Schuss. Ein großes Kompliment an den National Park Service. Menschen ohne hochalpine Kenntnisse würden diesen verwunschenen Ort gar nicht erreichen können.  Eine der schönsten Schluchten, in der wir je waren.

Toller Weg – leider nur ein Foto – Akku leer. Wenn’s läuft.

Unter anderem geht es hinter Wasserfällen lang

Kleine Agame – wie ein Drache mit deutlichen Stacheln

Ans Tageslicht zurück kommt man über andere Treppen – dreihundert Meter wieder steil bergauf.  Die Stufen beißen in die Waden. Das ist aber nicht der Teil, der den Weg zur Hölle macht. Es sind die anderen Wanderer. Es ist einfach zu voll. Viel zu voll. Würden alle in die gleiche Richtung laufen, ginge es noch. Aber es kommen uns ebenso viele Personen entgegen, wie mit uns laufen. Die Schlucht könnte magisch sein. Ist mal für dreißig Sekunden Ruhe, erhascht man kurz den Zauber. Auf den schmalen Steigen muss man ständig stehen bleiben und Platz machen. An Engstellen kommt es schon zu Staus. Dazu diverse Duftnoten von Deos und Mückensprays. Alle brabbeln und rufen durcheinander. Schnelle Läufer treten einem fast in die Hacken. Wichtig für mich, dass ich keine Kinder um mich habe. Die kleinen Bewegungswunder zeigen schmerzlich, wie viel Leichtfüßigkeit mir in den Jahren verloren gegangen ist. :mrgreen:

Nein, das war nichts. Wir müssen raus aus dem Weihnacht-Neujahr-Touri-Trubel. Morgen geht es weiter nach Abercrombie River National Park. Das scheint eine gute Wahl. Nicht mal unser Zeltnachbar – wohnhaft in Sydney, keine 200 Kilometer entfernt – kennt diesen Park. Ein gutes Zeichen.

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