Tatacoa Wüste – rot und grau

Di./Mi., 03./04.Okt.17, Kolumbien/Tatacoa, Tag 1221/2, 11.850 sm von HH

Die Anreise in die Wüste verlief smarter als ich befürchtet hatte.
Ein sehr komfortabler Bus bringt uns aus Bogotá hinunter in die Ebene. Die Sitze bieten mehr Beinfreiheit als ein Flugzeug und können zu halben Liegen abgesenkt werden.
Der Preis für 350 km beläuft sich auf schmale 8,50 EUR pro Person – inklusive Free-WiFi.

Nach sechseinhalb Stunden erreichen wir entspannt Neiva und der Anschluss-Bus steht gleich parat.
Noch eine weitere Stunde Fahrt rauf aufs Land, in die Wüste, und schon sind wir da.
Ein weiteres Umsteigen entfällt, da eine Australierin, die ebenfalls in unser Hostel möchte, den Bus bis vor die Tür organisiert.

Die fünf Gäste, die mit uns anreisen, haben nur eine Übernachtung gebucht und lassen sich noch am Abend eine geführte Tour in die Wüste aufschwatzen.
Uns kommt die Tour teuer vor (13 EUR pro Person) und wir buchen erst mal nichts.

Nun übernachten wir extra in der Wüste und nicht im Ort und es schüttet wie aus Eimern. Was soll das denn?
Die halbe Nacht trommelt der Regen auf das Blechdach, Sterne ade.

Am nächsten Morgen hört es zum Glück nach dem Frühstück auf zu regnen, so dass wir uns alleine auf den Weg machen. Wir beginnen mit ‚rot‘.
Das Hostel liegt genau gegenüber der roten Attraktion der Tatacoa Wüste.

Ein Pfad ist mit Holzpflöcken markiert. Verirren ist unmöglich.
Staunend laufen wir durch die bizarren Formationen. Wunderschöne Canyons wurden durch Wind und Wasser geformt. Labyrinthe in den roten Sand gefressen. Eher eine Wanderung auf dem Mars als irdisch.

wie auf dem Mars

wie auf dem Mars

 

Durch den Regen der letzten Nacht ist der lehmige Boden weich und klebt wie die Pest an den Wanderschuhen. Abstreifen und abschütteln unmöglich. Schnell kleben zehn Zentimeter unter den Sohlen. Kiloschwer. Da gibt man nun viel Geld für leichte Wanderschuhe aus, um dann so ein Gewicht an den Hacken zu haben.

Liebliches Pärchen

Liebliches Pärchen

 

Trotzdem ist es eine großartige Wanderung.

Mittags treffen wir beim Essen die geführte Truppe wieder. Die haben mit dem grauen Teil der Wüste begonnen.
„Raus geschmissenes Geld, einen Führer braucht man nicht“, bekommen wir zu hören.

Zum grauen Teil zu Fuß zu gelangen ist es etwas zu weit und so organisieren wir uns ein Moto-Taxi, was uns die acht Kilometer fährt. Der Fahrer soll uns nach zweieinhalb Stunden wieder abholen. Guter Deal.

Wir bekommen noch den Abstieg gezeigt und den gut gemeinten Hinweis „nicht nur geradeaus laufen, ihr müsst irgendwann nach rechts, einen Bogen laufen und kommt zur Straße zurück.“

Da „rot“ heute Morgen so prima geklappt hat, klettern wir einen der Canyons hinab.

Wir sind begeistert. Uns gefällt es hier noch viel besser als heute Morgen.
Die Canyons sind mal eng mal weit, es gibt Nebenarme und Abzweigungen, manchmal Inseln, die unseren Weg teilen.
Wir lassen uns treiben. Hin und wieder erkennen wir Fußspuren. Ein gutes Zeichen, hier sind wir richtig.
Magisch angezogen von der Schönheit der Sandformationen wollen wir weiter und weiter geradeaus. Halt, da war doch was: „rechts abbiegen“!

Aber wo? Markierte Wege gibt es hier nicht. Also suchen wir uns einen Weg nach rechts.
Wir landen in Sackgassen und müssen zurück. Manchmal sehen wir Fußspuren, manchmal ist die Erde so trocken, dass nichts zu erkennen ist. Alle Winnetou Fähigkeiten sind nun gefragt.

Canyon Läufer

Canyon Läufer

 

An Abzweigungen malt Achim Pfeile.
Er möchte den Weg zurück gehen, den wir gekommen sind.
Ich möchte den Weg nach ‚rechts‘ finden. „Bruder Leichtfuß“, muss ich mir anhören, „hier geht man verloren“. „Schissbüx“, ist meine Antwort.

Wir suchen weiter nach rechts zu kommen, Achim malt seine Pfeile. Über uns kreisen die Geier :mrgreen: (kein Quatsch und Wasser auf Achims Mühle).

Ich klettere auf eine Erhöhung und muss Achim Recht geben, wir sind falsch. Um uns herum nur Labyrinth. Ich kann zwar die Straße sehen, aber dahin führt kein Weg.
Wir gehen zurück. Da hören wir plötzlich Musik. Das müssen wir hin. Hinter ein paar Abzweigungen sehen wir Arbeiter, die den wohl hässlichsten Swimmingpool in diese wunderschöne Landschaft bauen. Und für wen? Es wohnt hier niemand und es gibt auch keine Hotels.

Aber natürlich gibt es hier einen Weg hinaus und wir sind am Anfangspunkt, wo unser Moto-Taxi schon auf uns wartet. :-)

 

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