Tag 2 nach Gambier – Go East!

Mo.,30.Dez.19, Pazifik, Tag 2038, 19.245 sm von HH
Der versprochene Nordwind ist da. Wir koennen einen direkten Ostkurs segeln. Zwar verschenken wir dabei die Suedkomponente, das macht aber nichts, denn jede Meile weiter oestlich ist eine gute Meile. Die sind am schwierigsten zu gewinnen. Der Wind ist schwach. Neun bis vierzehn Knoten Wind – eine schlappe Windstaerke vier. Hin und wieder ueberlaeuft uns eine dicke Wolke (ohne Regen), die schickt uns fuenf Knoten mehr. Wir schweben langsam vor uns hin. Gemuetlich ist es. Nichts wackelt, nichts rappelt – alles steht grade. Es schlaeft sich wie in einer gepanzerten S-Klasse auf frisch geteerter Autobahn. Koestlicher, suesser Schlaf. Das ist gut fuer die Stimmung, die am zweiten Tag schon deutlich besser ist. So langsam kommen die Seebeine zurueck. Nur kulinarisch ist noch Luft nach oben. Da ich aus aberglaeubischen Gruenden (insgesamt hatte ich uns sieben Mal so vorbereiten wollen und jetzt die Faxen dicke :roll: ) nicht vorgekocht habe, muss der Meister der Nudel ran.
– gesegelte Tagesmeilen: 91, davon 91 nach Osten gutgemacht
– gesegelte Meilen gesamt: 201
– verbliebene Meilen: 740
– Kartenkurs: 115 Grad
– gesegelte Kurse: 90 bis 100 Grad

Ueberraschung!â?¬%&13333

So.,29.Dez.19, Pazifik, Tag 2037, 19.154 sm von HH
Wir sind unterwegs. Einfach aufgebrochen, ohne Vorkochen und ohne grosse Vorankuendigung. Und diesmal scheint es zu klappen. Bereits 110 Meilen liegen hinter uns nach den ersten 24 Stunden. Es ist unser fuenfter Anlauf uns von Tahiti freizuschaufeln.
Der Wind ist wie vorhergesagt: laue 10 bis 14 Knoten. Zwar genau auf die Nase, aber mit so wenig Wind macht das nichts.
Wir sind mit Vollzeug unterwegs, die See ist glatt und Atanga haengt nicht zu schief auf der Seite. Alles gut. Es gab am Nachmittag sogar eine Dusche mit reichlich Wasser auf dem Vorschiff. Es koennte schlechter laufen. Zwar sind wir steifbeinig und noch lustlos dabei, aber nach der zweiten Nacht sollte das besser werden.
Um uns von Tahiti frei zu kreuzen, haben wir einen langen Schlag nach Norden (30 Grad) und dann suedoestlich an Tahiti runter mit 130 Grad gemacht. Wenn die Vorhersagen stimmen, dann gibt es ab Morgen Nordwind fuer ein paar Tage. Mit dem hoffen wir deutlich Ost gut zu machen.
– gesegelte Meilen: 110, davon 60 nach Osten gutgemacht (7 Meilen motort) – verbliebene Meilen: 820 – Kartenkurs: 115 Grad – gesegelte Kurse: 0 bis 30 Grad und 130 bis 140 Grad

Video – Festival in Gambier

Do.,26.Dez.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 2034, 19.044 sm von HH

Im April, als wir in Gambier waren, unserem ersten Südseeatoll, fand dort ein Kultur-Festival statt. Glückspilze wir waren!
Drei Tage Musik, Tanz und Gesang von fünf verschiedenen Inseln – allein der Empfang der Gäste aus den befreundeten Atollen war ein kunterbuntes Durcheinander an Lebensfreude.

Hier das Video zur Show. Viel Spaß damit.

 

 

Junge und alte Blumenmädchen

Junge und alte Blumenmädchen

Joyeux noël

Mo.,23.Dez.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 2031, 19.044 sm von HH

Der hässlichste Weihnachtsbaum in Papeete

Mit dem hässlichsten Weihnachtsbaum auf Tahiti wünschen wir Euch allen da draußen ein wunderbares Weihnachtsfest mit Euren Lieben an der Seite, leckerem Essen, einem guten Wein, viel Freude und einem Baum, der Euch gefällt.
Die Crew

 

Herzliche Weihnachtsgrüße 2019 von der Atanga Crew

 

 

Zeitvertreib in Papeete

So.,22.Dez.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 2030, 19.044 sm von HH

Jeden Morgen lädt Achim das Wetter runter. Jeden Morgen die gleiche Nachricht: kein guter Wind in Sicht. Früher hat man den Boten schlechter Nachrichten geköpft – auf Atanga geht es moderner zu. Der Gatte „darf“ mich begleiten: zu allen Ausstellungen, Kunstmärkten und Vorführungen, die Papeete in der Vorweihnachtszeit zu bieten hat. :mrgreen:

Die örtlichen Tanzschulen präsentieren einen ‚Massentanz‘ auf einer nahegelegenen Bühne. Der Eintritt ist für alle frei und letztes Jahr haben achthundert Kinder daran teilgenommen. Jede Tanzschule hat ihr eigenes Outfit und wird von anderen Lehrer trainiert, aber die eingeübten Tänze sind synchron und jedes Kind trägt einen Blumenkranz. Süß steigt der Duft der Blüten die Tribünen hoch. Es riecht wie in einem Blumenladen.

800 Kinder beim der Tanzschulen-Präsentation

Warten auf den Auftritt

Blumenduft wabbert auf die Tribüne

Die großen Mädchen ohne Vortänzer und im Gleichtakt

Die Tanzlehrerin macht vor, was die Kleinsten nachmachen sollen

Hübsch. Bunt. Zuckersüß.Die Lippen der Jüngsten sind blutrot geschminkt. Oh weia, Lolita lässt grüßen. Kess ahmen sie den sexy Hüftschwung der Erwachsenen nach. Je schneller der Popo wackelt, desto mehr Applaus ernten sie. Auf uns wirkt es etwas befremdlich, aber hier hat man kein Problem damit. Damit die Kleinsten nicht aus dem Takt geraten, steht eine Tanzlehrerin vor der Gruppe und zeigt die gewünschte Choreographie. Die Teenager können es natürlich alleine. Sehr beeindruckend, wenn Hunderte Blumen-Mädchen sich im Takt bewegen. Jungs gibt es erheblich weniger, sind aber auch noch vorhanden. Ihr Beitrag zum Tanz besteht aus schnellem Schlackern mit den Knien und ist etwas fad.

Die Kleinen noch etwas unsynchron

Keine Nachwuchs-Probleme bei den Mädchen

Das Spektakel wurde im Tahiti-TV übertragen und im Maria-Office hören wir, dass die Tanzschulen nicht unter Nachwuchs-Problemen leiden.

Die Kunsthandwerks-Märkte sind über die ganze Stadt verteilt und schwierig ausfindig zu machen. Es gibt wohl überall Plakate, allerdings ohne anständige Ortsangabe. Aber ich finde sie alle – zu Achims ‚großer‘ Freude.
Auf der platten Wiese gibt es Kunsthandwerk für den Mittelstand. Bezahlbaren Kram präsentiert in einer Zeltstadt. Wirklich hübsch gemacht und gleich nebenan ein paar Fressbuden und Stände mit Alltagsartikeln, wie Bürostühlen, Matratzen und Kinderspielzeug für die Pazifisten-Familie. Kinder rennen in den Gängen, es wird gelacht und gescherzt.

Genähtes und Gewebtes

für bezahlbare Preise

Das ideale Geschenk, um in DE die Spielegruppe aufzumischen

Der Baum für den Mittelstand

Schicker geht es beim Elite-Markt für die Oberschicht zu. Die Kunden sind überwiegend Europäer, die gelangweilt die Auslagen beäugen. Die Kunst in der edlen ‚Versammlungs-Halle‘ mitten in Papeete ähnelt der vom Markt auf der Wiese, nur teurer. Schmuck beginnt erst ab über tausend Dollar und geschnitzte Messergriffe sind ab fünfhundert Dollar zu haben.

Der Baum der Oberschicht

Edler Markt in der Versammlungshalle

Zur Abwechslung spazieren wir dann noch zum Friedhof. Der liegt terrassenförmig in einer schmalen Schlucht mit Blick auf den Industriehafen. Es dauert eine Weile, bis wir es merken: auf Tahiti wird früh gestorben. Einmal misstrauisch geworden, achten wir genau auf das Alter der Verstorbenen. Kaum jemand, der die Sechzig erreicht. Viele sind grade mal dreißig oder vierzig Jahre alt geworden.
Die Länderstatistik über Französisch Polynesien behauptet ein Durchschnittsalter von Ende siebzig. Dieser Friedhof bestätigt das nicht. Auf den kleinen Atollen ist uns so eine kurze Lebenserwartung nicht aufgefallen. Kommen Schwerkranke nach Tahiti und werden hier begraben, wenn ihnen nicht geholfen werden kann? Oder sind die Atomversuche auf Mururoa Schuld? Es finden sich viele Berichte über eine erhöhte Rate an Leukämie- und Schilddrüsen-Krebs-Erkrankungen. Obwohl hierbei viel vertuscht wird. Noch immer ist Frankreich Französisch Polynesien fast die Hälfte an versprochenen Ausgleichszahlungen für die Atombombenversuche schuldig. Für uns sprechen die Gräber eine deutliche Sprache, wir sind überzeugt, dass der Friedhof im Dunkeln leuchtet.

Schmaler Friedhof mit jungen Toten