Fiji nach Australien – Tag 1+2

Freitag, 13.Okt.23, Pazifik, Tag 3422, 26.929 sm von HH
Wir sind schnell. Das ist die gute Nachricht. Tag eins fing ruppig an mit über drei Meter Welle. Während der Nacht war es ruhiger, um dann am zweiten Tag richtig aufzudrehen. Windstärke fünf bis sechs (statt vier – okay, kennen wir ja schon von Fiji). Wind und Welle kommen genau von der Seite. Wir haben das Großsegel im zweiten Reff und die Genua nur ein Stückchen ausgerollt, um nicht ganz so viel Schräglage zu haben. Viel hilft das nicht. Die höchsten Drücker (nach Bord interner Schätzung haben die vier Meter) legen uns hart auf die Seite und knallen lautstark an die Bordwand. Es ist ultra unbequem an Bord. Seebeine sind noch nicht gewachsen. Übelkeit beim Tippen in die Tastatur macht sich bemerkbar.
Die gute Nachricht, wir sind schnell.
Gesegelte Meilen in zwei Tagen: 252 Rest Meilen: ungefähr 1248
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Auf geht’s nach Australien

10.Okt.23, Fiji/Viti Levu/Denarau, Tag 3419, 26.677 sm von HH

Es sind für uns knapp 1.500 Meilen nach Australien.  Endlich mal wieder eine echte Kurzstecke. :mrgreen:
Leider liegt Neu-Kaledonien mitten im Weg, so dass wir einen kleinen Umweg fahren müssen. Wir könnten auch nördlich der Hauptinsel Neu-Kaledoniens segeln, dann wäre es kürzer, aber dort lauern viele kleine Inseln, die für gewöhnlich Boote magnetisch anziehen. Außerdem ist der einzige Einklarierungshafen Nouméa im Süden von Neu-Kaledonien. Sollte unterwegs „etwas“ sein, könnten wir dort anhalten. Planmäßig ist aber kein Stopp angedacht. Wir möchten vor dem 1. November in Australien sein. Die Unterbrechung wäre uns zu kurz und verlängert nur das Leiden:  Zweimal hätten wir die ersten drei Tage auf See, die ja bei allen Seglern eher unbeliebt sind.

Erster Abschnitt bis Neu-Kaledonien. Ungefähr 650 Meilen.

 

Zweiter Abschnitt bis Australien. Ungefähr 830 Meilen. Bundaberg wird unser Zielhafen sein.

Der erste Abschnitt ist recht kalkulierbar. Wir befinden uns dann noch im Passatgürtel und der Wind sollte schräg von hinten kommen. Hinter Neu-Kaledonien kann alles möglich sein. Von ‚der Passat bleibt uns erhalten‘ bis ‚Australien schickt eine Front mit Wind von vorne‘ ist mit allem zu rechnen.

Wetterkarte für den 18 Oktober, dann sind wir bereits eine Woche auf See und sollten Neu-Kaledonien erreicht haben. Schön zu sehen, dass sich ab dort die Windverhältnisse komplett ändern können. Was wirklich kommt, ist ungewiss. Wir werden sehen.

Die letzten zwei Wochen haben wir die Braut hübsch gemacht für die Ankunft in Australien. Die Australier haben ultra strenge Bestimmungen, was ins Land gebracht werden darf. Das haben andere Länder auch. Das Schlimme in diesem Fall, Australien hält sich an seine eigenen Gesetze. Scharfe Kontrollen sind üblich. Verboten sind unter anderem Fleisch, Wurst, Eier, Milchprodukte jeder Art. Neuerdings auch Reis. Honig ist verboten, Ahornsirup jedoch erlaubt. Die Liste ist endlos.
Besonderer Fokus wird auf Holz gelegt. Na, da hat Atanga ja was zu bieten. Quasi unser gesamter Innenausbau ist aus Holz. Achim schnackt mit unserem australischen Nachbarn über seine Erfahrungen bei der Einreise. Der hat nichts Erhellendes beizutragen, weil er selber noch nie mit einem Boot eingereist ist. Aber er hält eine schöne Anekdote zum Besten: Vor Jahren gab es ein Boot mit eben so viel Holz im Innenbereich. Die Beamten von der Bio-Sicherheit haben auf die Inspektion durch einen Schnüffel-Hund bestanden. Da aber kein Hund im Umkreis verfügbar war, wurde einer eingeflogen. Wartezeit auf den Köter sechs Wochen und die Flugkosten zu Lasten des Holz-Besitzers.
Lustige Gesellen, diese Australier. ;-)

Wir gehen das Projekt Australien mit Vernunft an. Ein Boot, was super aufgeräumt und super sauber ist, das wird sicherlich anders kontrolliert als ein Messi-Dampfer. Der erste Eindruck zählt. Also räumen wir alles aus den Schränken, um ja keine tote Fliege hinter den Konserven zu übersehen. Oder Wollmäuse unter der Matratze. Insekten jeder Art führen zu einer Ausräucherung des Schiffes. Wer das bezahlt, ist klar.
Wie so häufig, gehen strenge Bestimmungen zu Lasten der Kleinsten und Schwächsten. In diesem Fall sind es unsere Papierläuse. Seit geraumer Zeit sehen wir immer mal wieder ein Exemplar. Grad so groß wie der Piecks einer Stopfnadel und dazu sie sind extrem langsam. Sieht man so ein Tier, kann man es problemlos tot wischen. Uns haben sie nicht so sehr gestört. Manchmal sieht man sie auf einem Holz-Schneidebrett.  :evil:  Das wäre es ja gewesen bei der Kontrolle – Holz in Kombi mit Tier.
Sonst wohnen sie in der Nähe der Bücher und ernähren sich von Staub. Eigentlich ja ganz hilfreiche Tiere. Die sind jetzt Geschichte. Mit Hilfe von Insektenspray  (auch auf die Bücher gesprüht) und Essig im Putzwasser habe ich ihnen den Garaus gemacht.

Nun sind wir clean. Wir sind bereit. Noch einmal schlafen, dann geht es am Mittwoch los. Ahoi, wir freuen uns auf einen neuen Kontinent.

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Abschied von Fiji mit einem Video der schönsten Augenblicke

07.Okt.23, Fiji/Viti Levu/Denarau, Tag 3416, 26.677 sm von HH

Vier Monate waren wir in Fiji. Es hat uns sehr gut gefallen, aber komplett konnte Fiji unser Herz nicht erobern. In erster Linie ist das Wetter daran schuld. Die ersten zwei Monate hat es zweidrittel der Zeit geregnet und gestürmt. Die zweite Hälfte nur noch gestürmt. Die Klagen über das Wetter gehen so weit, dass sich ein Segler in einer Fiji-Facebook-Gruppe darüber ausgelassen hat. Eine Antwort darauf lautete: „Ich bin vor 17 Jahren nach Fiji gekommen und geblieben. Alle drei, vier Jahre ist das Wetter so unbeständig und windig. Aber sooo schlecht wie dieses Jahr, habe ich es noch nie erlebt.“
Gerechter Weise muss man erwähnen, dass Australien (unser nächstes Ziel – in vier Tagen geht es los) maßgeblich für das Wetter verantwortlich ist. Von dort kommt ein Hoch nach dem anderen hier rüber gezogen und bringt den vielen Wind.

Vergleiche sind immer etwas unfair, aber wir haben oft an Französisch Polynesien zurück gedacht. Mit der Bay of Islands haben wir hier zwar einen wunderschönen Ankerplatz gefunden und tolle Tage in Bavatu Harbour verlebt. Aber an die betörende Schönheit in Französisch Polynesien mit seinen türkisen Lagunen und kristallklaren Wasser kann das nicht heranreichen. Das Wasser in Fiji ist häufig trüb bedingt durch die vielen Mangroven. Nur aus Herzenslust springt man hier nicht vom Boot. Die Menschen in Fiji sind ausnehmend freundlich, aber die Bewohner in Franz Poly sind bezaubernd. Mit ihrer Leichtigkeit und Fröhlichkeit. Und dazu immer eine Blume hinter dem Ohr.
Wir sind eindeutig Team Tahiti. ;-)

Aber wir sagen „Dankeschön“ an Fiji mit diesem Video, in dem die schönsten Momente zusammengefasst sind. Es hat uns bei dir sehr gut gefallen an den schönen Tagen.
Vinaka, Fiji.
Und vielleicht kommen wir ja sogar wieder.

 

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Fiji im Westen und Fleisch in Nadi

03.Okt.23, Fiji/Viti Levu/Denarau, Tag 3412, 26.677 sm von HH

In Fijis Westen brummt die Tourismus-Maschine: Gleitschirmfliegen, Wasserrutschen-Paradies oder Sundowner-Ausflüge, wahlweise mit modernem Katamaran oder nostalgischem Zweimaster – in Denarau ist alles möglich. Meistens durch den Einwurf großer Scheine.
Ein paar Tage haben wir vor der Marina geankert. Ganz schön ruppig und ungemütlich. Der olle Wendler-Fiji-Wind bläst weiterhin Tag für Tag ungemütlich stark vor sich hin.
Gestern sind wir in die Marina umgezogen (mit einem Tag Verspätung – unser reservierter Platz war noch nicht frei). Die passt sich mit 33 Euro pro Nacht dem hochpreisigen Niveau der angebotenen Ausflüge an. „Unterkunft für Ihre Luxusyacht“, verspricht die Werbung. Die Yachten neben uns sind so übergroß, dass sie Schlagschatten auf Atanga werfen. Aber Luxus-Atanga passt sich als kleinstes Schiff tadellos ein. ;-)
Nach vier Monaten eine richtige Dusche – mit regelbarer Wassertemperatur. Unbezahlbar. Einfach auf den Steg hüpfen und eine Pizza essen gehen. Köstlich. Wäsche in eine Waschmaschine stopfen. Phantastisch.

Anfahrt auf die Marina – die Unterkunft für unsere Luxus-Yacht

Atanga ist mit Abstand die Kleinste

Die Marina gehört zu einem Komplex aus Restaurants, Souvenirläden und dem Fährt-Terminal von dem aus Resort-Urlauber mit Schnellfähren auf ihre Inseln geschippert werden. Rechts und links davon haben sich alle namenhaften Hotelketten etabliert. Mitten drin ein Golfplatz. Natürlich gewachsen ist hier nichts, alles am Zeichenbrett entstanden.  Alles etwas nüchtern und ohne Seele.
Diese Kunstwelt wird durch einen Schlagbaum von der Welt ‚da draußen‘ abgeschirmt. Nach ‚draußen‘ kommt man mit einem Kleinbus. Der ist eigentlich für die Hotelangestellten, die zur Arbeit müssen. Die Touristen haben einen eigenen Hop-on-hop-off-Bus, der aber nur im Hotelkomplex bleibt. 10 Dollar pro Ticket (knapp 5 Euro).
Uns nimmt der Local-Bus natürlich auch mit. 1,60 Dollar pro Ticket. Nach einer halben Stunde Fahrt sind wir in Nadi. Einer nahegelegenen Stadt mit 45.000 Einwohnern.  Zwischen ‚draußen‘ und ‚drinnen‘ liegen Universen. Touristen gegen arbeitende Bevölkerung. Gut in Schuss  gegen ganz schön abgewirtschaftet. Weiß gegen Farbig. Teuer gegen preiswert: Eine kleine Gurke im Supermarkt neben der Marina kostet 3,75 Dollar. Für drei große Gurken auf dem Markt möchte die Marktfrau 2,00 Dollar haben.

Ein typisches Zentrum für Touristen mit Restaurants, Geschäften und einer gewissen Sterilität

 

Auf der Denarau Halbinsel ist alles geschniegelt für die Touristen

Zwischen den Hotels Kanäle mit Bootsanleger zum Ferienhaus

Nadi – wuselig in der Nähe des Marktes

Alles etwas abgewohnt in Nadi

Unsere Aufgabe in Nadi ist es, dass Schiff wieder mit Vorräten aufzufüllen. Keine leichte Aufgabe. In Nadi gibt es Supermärkte wie Sand am Meer. Indisch, chinesisch, international. Das Angebot variiert entsprechend. Die einen haben Kaffee, die anderen, die von uns gesuchten Kräcker. Hier gibt es Mais in der Dose, aber keine Champignons. Erst drei Straßen weiter werden wir fündig.
Allen gemein ist, dass sie außer ihre gefrorenen Hühnerbeine und gefrorene Lammwürfel unbekannter Herkunft am Tier, kaum Fleisch im Angebot haben.

Seit wir in Fiji sind, ernähren wir uns von Huhn. Für die abgelegenen Ankerplätze habe ich Hühnersuppe und Hühnerbrust eingekocht. Vor Ort variiert durch verschiedenes Dosengemüse. Alles ganz lecker, aber es reicht. Wir möchten auch mal wieder etwas anderes essen. Dank Google Maps weiß ich, wo sich der eine (!) Schlachter in Nadi befindet. Etwas außerhalb, ein gutes Stück zu laufen. Wir erwarten nicht viel. Die Fassadenbeschriftung lässt Achims Herz allerdings höher schlagen. Wir drücken die Klinke von der Eingangstür. Dahinter liegt das Fiji-Fleischparadies. Es gibt alle Sorten Fleisch! Nichts ist gefroren. Alles frisch: Hack in zwei Qualitäten, Rinder-Beinscheiben und tatsächlich Frankfurter Würstchen. Wir geraten in einen Kaufrausch. Die Verkäuferinnen tragen ein T-Shirt mit dem gleichen Spruch, wie auf der Hauswand. Achim will auch so eins. :mrgreen:
Zufrieden fahren wir mit dem Bus zum Schiff zurück. Und Morgen wird mit Variationen eingekocht für die Überfahrt.

Fleischerei-Werbung nach Achims Geschmack

Hier nur ein Teil vom Rindfleischangebot – es gab auch Schwein, Huhn und Lamm. Das haben wir noch gar nicht gesehen in Fiji.

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Der Wind in Fiji

23.Sep.23, Fiji/Viti Levu/Momi, Tag 3402, 26.667 sm von HH

Als wir aus dem Atoll von Beqa fahren, haben wir erneut Starkwind. Kräftiger als uns lieb ist. Wir müssen zunächst bei 30 Knoten Wind genau gegen an motoren. Dazu Nieselregen. Hinter dem Atollausgang steht eine leckere Welle. Wir werden durchgeschüttelt wie lange nicht.
Wäre der Wind in Fiji eine Farbe, wäre er grau. Wäre er ein Fisch, dann der Karpfen. Der Stangensellerie unter den Winden, beliebt wie der Wendler unter den Schlagerstars.  Ja, das Stinktier der Winde.

Die Segelbegeisterung ist riesig

die Bedingungen zum Abgewöhnen

zum Glück ist es nur eine Stunde richtig übel

Er hat uns einige schlaflose Nächte beschert und Pläne umgeworfen. Damit ist jetzt Schluss. Wir machen uns auf den Weg nach Viti Levu. Die größte Insel Fijis wirft einen deutlichen Windschatten auf ihre Westseite. Da wollen wir hin. Mit gut 90 Meilen steht mal wieder eine Nachtfahrt an. Zum Glück können wir eine Stunde nach der Passausfahrt den Kurs wechseln. Jetzt kommt der Wind genau von hinten. Rolly shit. :mrgreen: Aber besser als gegen an zu bolzen. Wir segeln gut gerefft, um nicht zu früh anzukommen. Nach Mitternacht erreichen wir die Kante vom Wellenschatten. Es wird ruhiger. Auch der Wind wird kontinuierlich schwächer. Schön. Morgens um 9:00 Uhr fällt der Anker in glattgezogenem Wasser.

Jetzt kommt der Wind von hinten – da freut sich die Frau

Die Bucht hat nichts Besonderes. Wird von Seglern hauptsächlich als Nacht-Ruheplatz benutzt, um am nächsten Tag Anker auf zu gehen. Boote kommen, Boote gehen. Wir bleiben trotzdem ein paar Tage. Der nächste Stopp wird dann auch unser letzter in Fiji sein. Und dort ist es dann vorbei mit Kajaktouren und Urlaubs-Feeling. Nur ein paar Meilen weiter haben wir uns einen Marinaplatz reserviert. Die üblichen Vorbereitungen für einen großen Schlag warten. Eine Waschmaschine und ein Supermarkt sind ebenfalls willkommen. Noch haben wir zu essen, allerdings ist die Auswahl etwas dünn geworden.
Die Abfahrt nach Australien rückt näher: spätestens am 11. Oktober wollen wir los.

Die Vorhersage für Sonntag – es kommt schon das nächste Starkwindfeld – wir liegen jetzt in der grünen Zone – großartig! foto credit: windy

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