Rundreise Kolumbien – Teil 2

Mo.,02.Apr.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1402, 12.402 sm von HH

Wir hoffen, dass Ihr, liebe Leser, trotz grauenhaftem Wetter schöne Osterfeiertage verbracht habt. Atanga legt zum Ostermontag noch ein (Blog)-Ei ins Nest.
Das zweite Video unserer Kolumbienreise führt auf indigene Märkte in den Anden, in die liebliche Kaffeeregion Kolumbiens und in das Valle de Cocora mit seinen turmhohen Palmen.

Viel Spaß.

Ein neues Video – Rundreise Kolumbien

Mi.,28.Mrz.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1397, 12.404 sm von HH

Die ermüdenden Kabel-Wochen sind vorbei. Was folgt, sind noch ödere Putz-und Aufräum-Tage.
Während meiner Assistenten-Zeit hab ich ‚hin und wieder‘ frei gehabt und konnte unser Film-Material von der Kolumbien-Reise zusammen basteln.

Viel Spaß mit dem Rückblick auf ‚bessere‘ Tage.
Teil 1 der Rundreise führt von Bogota in die Wüste Tatacoa und weiter in die Anden. In San Andrés fanden wir Gräber, eine umwerfende Landschaft und den nettesten Hund der Welt.

 

Unsere Pläne 2018

Mo.,26.Mrz.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1395, 12.404 sm von HH

Wie geht es jetzt weiter mit uns?
Der Blitz hat uns genau drei Monate aufgehalten. Die Arbeiten sind abgeschlossen, es fehlt noch eine Probefahrt, um den Autopiloten zu kalibrieren (dafür muss man einmal im Kreis fahren). Und der Windmesser muss noch eingestellt werden, dass die Anzeige Wind von vorne zeigt, wenn der Wind auch wirklich von vorne kommt.

Dreht man den Globus auf Pazifik, dann sieht man nichts als Wasser. Außer ein paar kleine Punkte, verstreut im Südpazifik, die Südsee. Die möglichen Ziele haben die lockenden Namen ‚Galapagos‘, ‚Marquesas‘ und ‚Osterinsel‘. Die Punkte sind so klein, dass man mit der Lupe suchen muss. So richtig scharf ist da keiner drauf, diesen riesigen Ozean zu befahren.

Nix als Wasser - der Pazifik

Nix als Wasser – der Pazifik

Der logische Weg hinter dem Kanal ist Richtung Westen – genau dahin, wo nichts ist, außer Wasser. Nach Norden oder Süden zu fahren, hat die Natur so nicht vorgesehen. Wer am Kontinent nach Norden will, nach Mexiko und in die USA, der muss sich dem ‚Kalifornienstrom‘ entgegen stemmen.
Dreht man Richtung Süden ab, hat man bald den kalten ‚Humboldtstrom‘ gegen sich.

Wir wollen nach Süden.
Irgendwer verhindert seit einem halben Jahr erfolgreich, dass wir Richtung Westen weiter ziehen können. Zum Glück sind wir nicht abergläubisch. In Kolumbien hatten wir drei Wochen kein Wind für Panama. In Panama dann das schlechte Wetter und die Verzögerung des Krantermin. Und dann noch der Blitzeinschlag. Wenn das keine Zeichen sind?

Die Südsee-Saison ist schon fortgeschritten, ein weiteres Argument.
Wir kennen unsere Navigation nicht, können kein einziges Gerät blind bedienen. Und ob wirklich alles läuft (wir wissen ja, wer es eingebaut hat :mrgreen: )? Vielleicht nicht die besten Voraussetzungen, um den wahrscheinlich längsten Törn unseres Lebens zu starten.
Außerdem sind wir verliebt in Südamerika. Kolumbien war so eine positive Überraschung. Von Ecuador hören wir ähnliches.

Wir haben uns alle Argumente schön zu Recht gelegt, um den Moment der endlosen Wasserwüste des Pazifiks noch hinaus zu zögern.
Der Crew-Abstimmung hat ergeben, dass wir bis Ende des Jahres noch hier am Kontinent bleiben werden. Im Dezember (dem frühesten Zeitpunkt, der wettertechnisch Sinn macht) werden wir dann den Bug westwärts richten, so wie es ursprünglich geplant gewesen ist. Süße Südseegeschichten müssen noch warten. Im Tausch hoffen wir auf die Erkundung des kalten Tropenlandes am Äquator.

Ende Mai müssen und wollen wir Panama verlassen. Dann beginnt die Regenzeit mit den legendären Gewittern Panamas. Das ist an Bord grad nicht so populär.
In Ecuador erhalten ein weiteres halbes Jahr Aufenthaltserlaubnis, leider ohne Verlängerungsoption. Das macht eine Lücke von einem Monat. Wo wir diese Zeit heraus schinden, haben wir noch nicht endgültig geklärt.

Nun ist es amtlich…

Di.,20.Mrz.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1389, 12.404 sm von HH

…die Annonce ist geschaltet – Atanga wird verkauft.
Hahaha, Scherz, nun ist es amtlich, Atanga ist 35 cm länger als wir immer dachten.

Ungeachtet der Tatsache, dass wir im Augenblick gar nicht fahren können, nehmen wir wieder Kontakt mit der Panamakanal-Behörde auf. Gleich den nächsten Tag steht der ‚Vermesser‘ auf dem Kahn. Lieblos hält Francisco das Maßband an und es kommt zum plötzlichen Längenwachstum.
Uns ist es egal, es macht keinen Unterschied. Bis 15 Meter Schifflänge gilt für die Kanal-Passage sowieso ein Einheitspreis von 984 USD.
Warum dann noch nachgemessen wird bei einer Eindeutigkeit, die kleiner als 15 Meter aussieht, ist uns nicht klar. Vielleicht ein Relikt aus vergangenen Zeiten.

Francisco prüft, ob wir ein Horn haben. Wer kein fest eingebautes hat, muss sich eine Luftdruck-Tröten-Dose besorgen. Und für den Advisor, der für die Schleusen an Bord kommt, wird ein abschließbarer Toilettenraum verlangt. Nur ein Eimer wird von der Kanal-Behörde nicht akzeptiert. Dieses Problem dürfte ebenfalls der Vergangenheit angehören. Die Schiffe, die heute durch den Kanal gehen, haben fast alle ein Bad.

Außerdem werden wir auf die Verpflegung hingewiesen, die der Advisor verlangen kann. Der Advisor hat an beiden Kanal-Tagen Anspruch auf eine warme Mahlzeit.
Über nichts diskutieren die zukünftigen Kanal-Reisenden mehr, als diese Verpflegung. Neben dem Advisor sind ja noch die drei Line Handler und das Eigner-Paar zu nähren. Sechs Personen, zwei Tage. Das treibt fast allen Pantry-Verantwortlichen den Schweiß auf die Stirn.
„Was koche ich nur? Soll ich vorkochen? Wo kühle ich das ganze Essen für sechs Personen? Ob ein Chili okay ist? Ach, ich mach doch lieber ein Curry. Oder besser Spaghetti? Und zum Frühstück, Himmel, was soll ich nur zum Frühstück machen?“

Dann haut Francisco die nächste Info raus: der Advisor hat Anspruch auf Wasser aus noch verschlossenen Flaschen. Da müssen schon dolle Dinger abgelaufen sein. Uns erzählt er, dass er mal eine Woche krank gewesen sei nach dem Genuss von faulem Wasser an Bord einer Yacht.

Am 7.April haben wir unseren Kanal-Termin.
Okay, wir können zur Zeit nicht fahren, aber das Problem ist in Arbeit. Ein neues Gas-Seil hat Achim in Deutschland bestellt und Susanne von der ‚That’s Life‘ ist so nett und bringt am 2.April mit hierher.
Parallel versucht Achim ein Gas-Seil hier in Panama zu bekommen. Bis jetzt ohne Erfolg. Der Shop vertröstet ihn von einem Tag auf den nächsten: „Morgen ist es da, aber Morgen ganz bestimmt.“
Ob das Gewinde an dem Gas-Zug dann auch wirklich metrisch ist, wird sich zeigen. Zum Glück kommt ja Susanne.
Wir müssten vor unsere Kanalfahrt noch eine Probefahrt machen, einige der Geräte kalibrieren und es wäre schon schön, wenn im Kanal alles funktioniert.

SIN Nummer für den Panama Kanal hat ein Schiffsleben Gültigkeit

SIN Nummer für den Panama Kanal hat ein Schiffsleben Gültigkeit

Wenn’s läuft…Part two

Sa.,17.Mrz.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1386, 12.404 sm von HH

Mit 30 Stunden Verzögerung geht es zurück ins Wasser.
Die verlängere Standzeit hat dem Antifouling auf der Sonnenseite nicht gut getan. Fast vollständig ist die Oberfläche blätterig. Es ist eine papierdünne Schicht. Wie viel Antifouling wir verloren haben, können wir schwer schätzen. Wir nehmen es wie es ist, können im Augenblick nichts dran ändern.

Der Travel-Lift setzt Atanga sanft ins Wasser. Die Gurte werden gelöst. Maschine läuft. Rückwärtsgang rein. Und nichts! Ein toter Antrieb. Die Diagnose ist schnell gefunden: der Gas-Seilzug ist gerissen.

Die Leinen-Jungs und der Kran-Fahrer hieven uns an den Wartesteg gleich um die Ecke.
Ruhe im Schiff und erst mal durchatmen. Nichts passiert. „Besser hier, als im Kanal“, reden wir uns selber die Sache schön.
Da fällt unser Blick auf den Tiefenmesser. Den neu eingebauten Tiefenmesser!
Die Anzeige zeigt drei hässliche Striche. Wassertemperatur und Geschwindigkeit (Null Knoten) werden brav angezeigt, nur die Tiefe fehlt. Im Trockentest, den Achim im Wassereimer vorgenommen hat, lief alles perfekt.

Ob es am Tiefenmesser liegt oder an dem Modul ITC-5, was alle Daten sammelt, um sie in das Bus-System einzuspeisen, ist nicht festzustellen. Der ITC-5 blinkt aufgeregt, was bedeutet, dass er den Tiefenmesser nicht erkennt. Es findet kein ‚handshake‘ zwischen den beiden statt. Achim fährt die Systeme runter, Systeme hoch, wackelt an diversen Kabeln und Steckverbindungen. Hilft alles nichts, die drei Striche bleiben.
Wir diskutieren, was das jetzt für uns bedeutet: Wir brauchen einen andern ITC-5, um die Fehlerquelle einzugrenzen. Wo gibt es eine Raymarine-Vertretung in Panama? Können die das übernehmen? Haben die überhaupt so ein Modul? Ausgerechnet auch noch am Wochenende.
„Ist doch Garantie“, wir müssen beide lachen. Der Händler aus den USA wird das Wort ‚Garantie‘ nicht kennen und uns schön an Raymarine verweisen. Und wer bezahlt das alles?
Falls es am Tiefenmesser liegt, müssten wir wieder aus dem Wasser. „Oh, nein, bitte nicht.“

Jetzt wird sogar Achim weich. Er sei soweit und möchte weinen. Ich formuliere im Geiste eine Verkaufs-Annonce: ‚Langfahrtschiff mit Seele, günstig abzugeben.‘ :mrgreen:

Mit Hilfe von zwei Schlauchbooten werden wir vom Wartesteg an unseren alten Liegeplatz zurück gebracht. Standgas und Bugstrahlruder funktionieren noch und die Jungs machen einen guten Job. Fehlerfrei (was jetzt nicht unbedingt zu erwarten war bei dem Lauf, den wir haben) parken wir ein.

Und dann ein kleines Wunder. Der Tiefenmesser zeigt plötzlich Tiefe. Selbstreparaturen sind ja mit Vorsicht zu genießen. Misstrauisch stellen wir die Kiste ab und schalten sie wieder ein. Die Anzeige bleibt. Eine Erklärung ist, dass der Tiefenmesser vom Kran bis zum Wartesteg noch zu wenig Informationen an das Modul gesendet hat. Diese Geräte gelten heutzutage als ‚lernfähig‘ – Skynet lässt grüßen. Vielleicht hat der Weg bis zum Liegeplatz dem ITC-5 gereicht, um zu lernen.
Wir hoffen das Beste und ich habe meine Annonce fürs erste wieder raus genommen.

Was bleibt ist der gerissene Gas-Seilzug.