Mi., 13. Apr.16, Karibik-Martinique, Tag 683, 6.419 sm von HH
Es waren die Berichte von Tag 1 und 4 verloren gegangen.
Diese habe ich nachgereicht. Das Gewinnspiel mit dem Etmal hat sich natürlich in der Zwischenzeit überholt. ![]()
Di., 11. Apr.16, Atlantik, Tag 681, 6.276 sm von HH, etmal 131 sm
An der Ueberschrift unschwer zu erkennen, Achim hat noch einen Mahi Mahi gefangen.
Ein wenig groeßer, gute 80 cm, und beim zweiten Mal geht das Toeten auch schon leichter von der Hand. Wie vielfach gelesen ,handhaben wir es auch so: Die gelb-blaue Schoenheit bekommt einen Schluck 100%igen Alkohol in die Kiemen, verdreht kurz die Augen und dann gehen auch schon die Lichter aus. Um auf Nummer sicher zu gehen, bekommt der Gute noch einen Kiemenstich versetzt. Danach wird er mir uebergeben. Es ist traurig mit anzusehen, wie schnell die praechtige Faerbung verschwindet und graue Haut ueber bleibt.
Wir koennen Martinique schon sehen und werden kurz vor Sonnenuntergang anlanden. Zunaechst gehen wir in St. Anne vor Anker. Dort warten Karen und Reinhard von der Findus schon auf uns. Was fuer eine Freude. Das gibt ein Wiedersehen. Zuletzt haben wir uns vor drei Monaten in Mindelo gesehen. Und in ein paar Tagen wird auch noch die La Joya erwartet. Was fuer ein Fest. ![]()
Tag vier unserer Ueberfahrt war nicht mehr ganz so toll. Der Wind kommt jetzt achterlich und zu schwach. Das beruehmte Rollen ist wieder da. Nicht allzu arg, aber die drei Tage vorher war noch schoener. Als Fazit ist zu sagen, dass dieser Toern in die Geschichte von Atanga eingeht. Wenn der Verlust des Ruders nicht gewesen waere (ein Bericht ueber den genauen Schaden und was wir eigentlich verloren haben, folgt in Kuerze), koennte man ihn perfekt nennen.
Das hat Freude bereitet.
Sa., 09. Apr.16, Atlantik, Tag 679, 5.879 sm von HH, etmal 180 sm
180 Seemeilen, in Worten: einhundertachtzig, unfassbare 180 Seemeilen beträgt unser heutiges etmal (für Nichtsegler ganz kurz: etmal sind die, von Schiffs-Mittag bis Schiff-Mittag, zurück gelegten Seemeilen). 180 Seemeilen. Wahnsinn!
Warum wir so aus dem Häuschen sind, ist leicht zu erklären.
Unser bislang bestes etmal betrug grade mal läppische 154 sm. Das nenn ich mal eine Performance-Steigerung.
Aus eigener Kraft haben wir das nicht geschafft. Da hilft uns die Strömung, die sich an der Nord-Ostküste Südamerikas in die Karibik walzt. Aus dem Maroni sind wir gut raus gekommen. An der flachsten Stelle hatten wir noch 2,60 Meter unterm Kiel. Recht knappes Höschen, aber hat gereicht.
Bereits um 10:30 Uhr setzten wir die Segel. Leichte Brise von 4 Windstärken. Wir hissen Vollzeug. Und ab geht die Post. Zur Nacht reffen wir das Groß und die Genua ein wenig. Man weiß ja nie. Ungemindert brausen wir weiter. Der Wind frischt auf, noch ein wenig kleiner die Genua. Wir fahren im Schnitt jetzt 8 Knoten. Am späten Vormittag lässt der Wind ein wenig nach. Mittags steht es dann fest: etmal 180 Seemeilen.
Das Beste daran ist, dass es total Material- und Mensch-schonend ist. Kaum Welle, wir liegen stabil auf der Seite, kein Eintauchen, kaum Bewegungen. Kein Geschaukel, kein Geklimper. Wie auf der Ostsee. Die alberne Atlantik-Dünung hat Ausgang.
Das führt soweit, dass wir bereits an Tag eins duschen. Das ist bei 35 Grad unter Deck eine sinnvolle und partnerfreundliche Idee. Das lassen wir normalerweise geflissentlich sein. Zu anstrengend.
Hab ich eigentlich schon gesagt, dass wir ein etmal von 180 Seemeilen hatten? Nun die Frage, schaffen wir das zu toppen? Was mein Ihr, welches etmal haben wir Morgen? Als Hilfestellung: Der Schnitt der ersten vier Stunden der neuen Runde betrug 8 Knoten. Aktuell briest es mit 15 Knoten Wind, wie gestern. Wolkenloser Himmel, mit lokalen Störungen ist also nicht zu rechnen. An unserer konservativen Nacht-Refferei werden wir festhalten. Der Strom soll bis weit oberhalb von Trinidad existieren und anhalten. Über Euren Tipp, einfach im Kommentar, würden wir uns freuen. ![]()
Achim: 170 sm Ich: 182 sm
Ach, hab ich’s eigentlich schon erwähnt…. 180 sm. ![]()
Mo., 10. Apr.16, Atlantik, Tag 680, 6.145 sm von HH, etmal 142 sm Wie erwartet, ist die Stroemung querab zu Trinidad abgerissen und wir muessen nun aus eigener Kraft vorwaerts kommen.
Schluss mit Rauschefahrt. 142 sm ist aber auch noch ein guter Wert. Rechnerisch ist es noch immer zu schaffen, dass wir in vier Tagen Martinique erreichen. Die traumhaften Segelbedingungen halten an. Es ist ein klein wenig welliger geworden, trotzdem bleiben Tee-Becher noch stehen und wir schlafen wie zu Hause auf dem heimischen Sofa. Toll. Und heute, endlich, fangen wir unseren ersten Dolphin-Fisch, auch Goldmakrele oder Mahi Mahi genannt. Vormittags springt uns mal wieder einer kurz vorm Reinziehen vom Haken. Wie oft wir das schon hatten? Wir koennen es nicht mehr zaehlen. Der Biss vom Nachmittag ist zu doof oder wir lernen dazu. In jedem Fall liegt der Bursche filitiert im Kuehlschrank und wird gleich gebraten. Mit meiner ersten Filitierung bin ich zufrieden, koennte schlechter sein (das Messer ist grossartig, liebe Petra und Andreas
). Da uns ja alle professionellen Koeder geklaut wurden, angeln wir noch immer mit meinen Eigen-Kreationen. Und worauf stehen Mahi Mahis? Auf babyrosa Schleifenband mit weißen Puenktchen….
So., 09. Apr.16, Atlantik, Tag 679, 6.003 sm von HH, etmal 169 sm
Wir haben ja zur Zeit kein Internet und wissen nicht, wer 169 sm getippt hat, aber „herzlichen Glückwunsch“ an den unbekannten Tipper. Das kommt zwar nicht an den Spitzenwert von gestern ran (übrigens, es waren 180 sm
), ist trotzdem ein super Wert.
Soweit so gut.
„Mit Verlaub, Herr Neptun, Sie sind ein Arschloch.“ Mit der einen Hand gibt er, um mit der anderen doppelt zu nehmen.
Erst beschert er uns die wohl schönsten 48 Segelstunden am Stück mit diesem göttlichen etmal. Lässt uns im Geschwindigkeits- und Glücksrausch taumeln, um dann voll hinzulangen.
Heute Morgen greift er nach dem Hilfsruder unserer Windsteueranlage.
Das liegt jetzt auf 3.624 Meter Tiefe. Mittlerweile sollte es unten angekommen sein. ![]()
Auf einmal hält Atanga nicht mehr den Kurs zum Wind. Es gibt Situationen, da verschieben sich zwei Zahnräder, kommt schon mal vor.
Eine Kontrolle von Achim ergibt, nein, alles in Ordnung.
Mag sein, aber der Kahn läuft nicht auf Kurs.
Es dauert eine Weile und bedarf des Absteigens auf die Badeplattform bis er sieht, das Ruder fehlt. Tuti kompletti. Inklusive Befestigungs-Flansch. Alles weg. ![]()
Fassungsloses Staunen macht sich breit. Wie kann das sein?
Die Schrauben für das Ruder haben sich schon mal nicht losgejackelt, dann wäre der Flansch ja nicht ebenfalls weg. Ein Studium der Sprengzeichnung der Anlage bringt auch keine Erhellung.
Diverse Lager, Verlängerungsrohre, noch ein Lager, Dichtungen und Zeug sind noch da.
Zu sehr möchte Achim auch nicht an dem Restrohr wackeln, sonst verabschiedet sich der Inhalt dieses Rohres auch noch in die Fluten.
Ohne Ruder keine Windsteueranlage, also müssen der Autopilot oder die Menschen ran.
Ein neues Ruder zu besorgen, dürfte ein ziemlicher Aufriss werden. Das Teil ist wohl 1,20 Meter lang und wiegt 15 kg.
Was will man sagen? „Scheiße“, tritt es irgendwie ganz gut.
Oder, etwas poetischer: Wie gewonnen, so zerronnen. Unverhofft kommt oft.
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Wo viel Licht, da auch viel Schatten. Ende.