Mi., 24.Feb.16, Französisch Guyana/Kourou, Tag 634, 5.573 sm von HH
Wir sind noch nicht drei Wochen in den Tropen und schon ist er da. Der Schimmel.
Daran, dass es gestern so geregnet hat, kann es wohl kaum liegen. Heute scheint die Sonne und alles was feucht ist, hängt bereits auf der Leine.
Vor unserer Achterkoje haben wir einen kleinen Gang, eine Art Flur. Dieser Flur (liebe Grüße an die Findus
) ist dunkel, hat keine Luke und ist dementsprechend schlecht zu belüften.
Seit wir das neue Dinghi haben, werden hier unter Deck die Fahrräder während des Segeln gelagert. Sonst dient der Flur nur als Gang nach hinten, zu den Schränken und ins Bad.
Ein Hacken mit Jacken ist das einzige, was dort gelagert wird.
Heute Morgen traue ich meinen Augen nicht. Schimmel!
Schimmel an den Ärmeln unserer, seit langem nicht getragenen, Windbrechern.
Nicht viel, aber ätzend. Schon mal getragene Klamotten sind besonders anfällig für Befall.
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Schimmelbefall
Eine genauere Inspektion des Flurs treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Schimmel auch an den Wänden.
Das Holz ist an einigen Stellen dünn bepudert. Das ging aber schnell. Dachte ich doch, dass wir bis es soweit ist, ein paar Wochen Zeit haben. 
Wir lüften, wann immer es geht mit so viel Durchzug wie möglich.
Dem Schimmel rücke ich mit Essigwasser zu Leibe.
Prima, dass Achim mir nach der Hälfte der Arbeit erzählt, er hätte gelesen, dass Essig die Situation noch verschlimmere.
Komisch, ich hatte genau das Gegenteil gelesen. Was mag nun richtig sein?
Eine spätere Recherche ergibt, Essig nie bei Kalkwänden (haben wir grad nicht) und hochprozentiger Alkohol (Spiritus) ist noch wirkungsvoller als Essig. 
Solange mache erst mal mit Essig-Essenz weiter. Die Windbrecher bekommen auch eine entsprechende Waschung.
Eine Inspektion von Schränken, Betten und unter Bodenbrettern gibt Entwarnung. Der Flur ist bislang der einzige Ort mit Befall. 
Schimmel und Verderben bei Lebensmitteln zu vermeiden, ist auch nicht ganz einfach.
Brot lagern wir mittlerweile im Kühlschrank. In abgekochte (ganz wichtig) Leinentücher gewickelt.
Bei Zimmertemperatur aufbewahrt, war es bereits am zweiten Morgen verschimmelt.
Käse mag den Kühlschrank nun wieder gar nicht.
In Tupper, Alu oder sonstigen Folien, erscheint Schimmel nach drei Tagen. Ihn bei 30 Grad Zimmertemperatur zu lagern, auch ein Unding.
Jetzt wickel ich ihn Pergament-Papier. Da wird er zwar auch im Kühlschrank an den Kanten trocken, aber gerade das dient der Haltbarkeit. Seitdem haben wir schimmelfreien Käse. Funktioniert mit Salami ebenfalls.
Obst und Gemüse kaufe ich nur noch, wenn es noch nie in der Kühlung war oder zum Verzehr am gleichen Tag bestimmt ist.
Zuviel habe ich schon am nächsten Tag wegwerfen müssen. Egal, ob Orangen, Paprika, Avocados oder Birnen. Alles Gekühlte gammelt in unglaublicher Geschwindigkeit.
Ein Kürbis, noch aus Mindelo und noch nie in der Kühlung gewesen, mittlerweile fast sechs Wochen alt, hält sich noch immer im Netz unter den Solarpanelen. Obwohl er regelmäßig eine Regendusche bekommt.
Beim Abwaschen dann der nächste Schreck. Erst denke ich, dass der Lappen müffelt. Eine Schnupperprobe gibt Entwarnung. Aber irgendwas riecht doch sauer-käsig…
Als ich am Kunststoff-Schneidbrett schnuppere, würgt es mich fast.
Drei kleine Bretter, die wir gerne zum Frühstück benutzen, kann ich retten. Nach einer Behandlung mit kochendem Wasser, Essig und einer Bürsten sind sie wieder sauber und geruchsneutral.
Die großen Bretter kommen auf den Müll. Zum Glück gibt es im Obi vor Ort welche zu kaufen.
Genau drüber nachgedacht, ist es kein Wunder, dass die Bretter müffeln.
Hand-Abwäsche erfolgt bei nicht mal 40 Grad. Da stirbt kein Bazillus. Die Rillen sind gute Verstecke.
In Zukunft bekommen raue Gegenstände regelmäßig eine Kochwäsche oder werden ausgemustert.