Cubo de la Galga – Eine Schluchtenwanderung

Mi., 17. Jun. 15, La Palma, Tag 381, 2.587 sm von HH

Die Schlucht von La Galga befindet sich nur 40 Bus-Minuten im Norden von Santa Cruz.
Zudem fahren die Busse einmal in der Stunde.
Eine weitere gute Nachricht verkündet der Wanderführer: die beste Zeit, um im Cubo de la Galga zu wandern, sei mittags.
Das ist doch mal eine wohltuend andere Ansage als die ewig schlechte Gewissen machenden Ermahnungen: Die beste Zeit, um das und das zu besuchen, ist bei Sonnenaufgang!

In La Galga befindet sich gegenüber der Bushaltestelle ein Info-Büro und ein hilfreicher Ranger empfiehlt uns einen Rundweg.
Da wir nicht zu einem Auto zurück müssen, könnten wir auf der anderen Seite der Schlucht zur Bushaltestelle in San Batholomé wandern und bräuchten nicht den gleichen Weg zurück nehmen. Wir verlassen uns auf seine handgeschriebenen Ergänzungen auf der Wanderkarte, die er uns aushändigt.

Im Norden von La Palma befindet sich einer der größten Lorbeerwälder der Kanarischen Inseln. Dieser empfängt uns sogleich mit kühlem Schatten. Müssten wir nicht 400 Höhenmeter erklimmen, wäre eine Jacke angebracht.
Die Lorbeer-Bäume sind erheblich höher und mächtiger als auf Teneriffa. Sie klammern sich an die fast senkrechten Wände der Schlucht und lassen kaum einen Sonnenstrahl durch.
Viele Fotos sind heute verwackelt, da es zeitweise zu dunkel ist.
Ein Bodendecker, den es bei uns als Topfpflanze gibt, überzieht den Waldboden mit einem dunkelgrünen Polster.

Auch der Farn ist riesig. Mannshoch stellt er sich in den Weg.
Dazwischen meine Lieblinge: Wald- und Schattenstauden. Ein 150 cm hoher Storchenschnabel hat zwar fast ausgeblüht, aber seine Fruchtstände bezaubern durch ihre lila zarte Behaarung. Dazwischen hängen Lianen und meterlange Efeuranken.
Es tummeln sich extrem viele Schmetterlinge auf Brombeerranken und Gräsern. Schliche weiße Schönheiten mit schwarzem Fleck, der Kanarien-Weißling.

Ich liebe Wald! Leider duftet dieser nicht moosig-würzig, sondern stellenweise steigt uns ein leicht unangenehmer, scharfer, an Ammoniak erinnernder Geruch in die Nase.
Was dafür verantwortlich ist, ist jedoch nicht heraus zu finden.

Mitten im Urwald, der Weg ist längst zum Trampelpfad geworden,  stehen Mauern für die Wasserversorgung. Was erst den Anschein erweckt, ein Relikt aus vergangen Tagen zu sein, entpuppt sich schnell als intakte, aktive Wasserleitung. Es rauscht und gurgelt in den klapprigen Rohren.

 

Auf der anderen Seite des Gipfels ist der Wald wie abgeschnitten und wir stoßen auf Felder und Zivilisation. Eine geteerte Straße und ein Taxi-Abhol-Service für erschöpfte Wanderer erwarten uns.
Wir gehen allerdings zu Fuß weiter. Unser Weg führt an immer abenteuerlich werdenden Wasser-Rohr-Systemen vorbei. Die Verteiler und/oder Druckminderer machen einen katastrophalen Eindruck.
Das erstaunt uns, wenn man bedenkt, wie viel in den Straßenbau an Geld und Energie gesteckt wird.

Nach drei Stunden erreichen wir die versprochene Bushaltestelle. Die acht Kilometer waren abwechslungsreich, gut zu laufen und nur an einigen Stellen wäre es besser gewesen, wenn wir unsere üblichen Wanderschuhe statt Sandalen und Bordschuhe getragen hätten.

 

 

 

Schwarze Strände – weißes Fleisch

Mo., 15. Jun. 15, La Palma, Tag 380, 2.587 sm von HH

Die Marina von Santa Cruz liegt am südlichen Ende der Stadt.
Eine nicht mehr viel befahrene Uferstraße (es gibt einen neuen Umgehungs-Tunnel durch den Vulkan) führt nach Cancajos.

Der Weg dorthin strotzt nicht gerade vor großartigen Highlights. Er führt an der Hafeneinfahrt mit einem schmalen Strand und qualmenden Kraftwerk vorbei.
Wer hier baden geht, der will es wirklich.

Den besten Platz in der Bucht -mit Blick auf Santa Cruz- hat sich das Militär geschnappt. Die Kaserne erscheint adrett und frisch getüncht. Wirkt aber unbewohnt.

In Cancajos gab es in den 80er Jahren weder den Ort noch die Strände.
Damals existierte nur eine Saline, die schon längst aufgegeben wurde. Damit die aufgeschütteten Strände an Ort und Stelle bleiben, wurden Wellenbrecher vor die Küste gekippt. Der Hotel- und Appartement-Ort ist aber nicht so unattraktiv. Da haben wir auf Fuerteventura und Gran Canaria viel schlimmere Dinge gesehen.

Die Hochsaison beginnt jetzt langsam auf den Kanaren und so leuchtet es uns von weitem entgegen: weißes Fleisch brät auf schwarzem Strand.
Es steht heute keine Wolke am Himmel. Es müssten eigentlich 40 Grad im Schatten sein. Aber der ewige Wind fächelt so viel Erfrischung zu, dass es nicht zu merken ist, wie man hoffnungslos verbrennt.

Wir befinden uns kaum 500 km vom nördlichen Wendekreis entfernt und bis zur Sommersonnenwende sind es nur noch wenige Tage.
Die Sonne steht nahezu senkrecht. Selbst die ungenutzten Sonnenschirme werfen einen perfekten Schatten um sich selbst.
Im Hotel gibt es abends rotes Fleisch auf weißen Lacken.

Warum Frauen nicht um die Welt segeln sollten

So., 14. Jun. 15, La Palma, Tag 379, 2.587 sm von HH

Ich glaube, dass für die meisten Frauen ihr Haar von großer Bedeutung ist.
Ich bilde da keine Ausnahme.
Wenn man Evolutions-Psychologen glaubt, so liegt dessen wichtigste Bedeutung im sexuellen und sozialen Bereich. Volles Haar symbolisiert Jugend, Kraft und Vitalität.
Einem Mann gefällt eher eine Frau mit vollem, langen Haar als Partnerin. Sagt die Psychologie.

Ich bin brünett.
Allerdings färbe ich mir seit über 20 Jahre die Haare. Am Anfang habe ich alle Rottöne, die es zu finden gab, ausprobiert. Nenn mir eine fragwürdige Bezeichnung für ein Rot – ich hatte es bereits auf dem Kopf.
Mal mit Henna alleine zu Hause oder professionell beim Friseur, mal Pumuckl-rot und mal rote Grundierung mit schwarzen Strähnen.
Als mir das zu langweilig wurde, habe ich vor einigen Jahren zu braunen Tönen gewechselt.
Jetzt, um die ersten grauen Strähnen – erfolgreich – zu überdecken.

Seit wir unterwegs sind, hat sich mein friedliches Haar-Färbe-Leben dramatisch geändert. Geahnt habe ich das bereits, bevor wir gestartet sind. Auf Fragen, was ich für Probleme auf mich zukommen sehe, habe ich häufig geantwortet, dass ich nur zwei unlösbare Dinge erwarte: Die Wahl des richtigen Handytarifs und meine Frisur.
Ist es schon in Deutschland, in der Muttersprache, schwierig, glücklich vom Friseur heimzukommen, so erschien es mir im Ausland unmöglich.

Und ich sollte leider Recht behalten.
Meine bisherigen Friseur-Besuche, von Lissabon abgesehen (da hatte ich die Harre schön) sind ein Desaster. Wenn der Schnitt noch halbwegs akzeptabel ist, so sind die Färbungen eine Katastrophe.
Ich habe auf dem Kopf seit Monaten ein total fieses Blond. Mit Gelbstich. Und Tendenz zu Orange.
Der ursprüngliche Zweck, die grauen Haare zu überdecken, kehrt sich ins Gegenteil um. Die Sonne bleicht diese Strähnen weißblond aus. Unnötig zu erwähnen, dass diese dadurch ganz besonders betont werden.
Es sieht leider auch nicht nach sexy Beach-Surf-Baywatch aus, sondern nach Streifenhörnchen.

Daher habe ich beschlossen, mit dem Färben aufzuhören.
Das letzte Mal war Anfang März. Es sind seitdem drei Monate vergangen und ein drei Zentimeter breiter Ansatz lugt unter der Unfarbe hervor. Dieser Streifen ist brünett mit grau. :mrgreen:
Schlimm ist, dass eine Färbung aus Dezember ebenfalls klar als ein sieben Zentimeter breiter Streifen zu erkennen ist.

Mein Deckhaar ist ungefähr 20 cm lang, so dass es noch weitere 17 Monate vergehen werden, bis die letzte alte Farbe komplett raus gewachsen sein wird. Ob ich das durchhalte, erscheint mir im Augenblick mehr als fraglich.

Alternativ könnte ich mir einen Mekki schneiden lassen. Das würde zumindest das Farbproblem auf einen Streich lösen. Nur, wie war das noch? Was sagt die Psychologie…?

Hat nicht jemand eine gute Lösung für mich?

Der Haus-Krater von Santa Cruz

Fr., 12. Jun. 15, La Palma, Tag 377, 2.587 sm von HH

Ein Vulkankrater dominiert den südlichen Stadtteil von Santa Cruz.
Nur ein kleiner Teil ist ins Meer abgerutscht, so dass ein perfekter Dreiviertel-Kreis erhalten geblieben ist.

Der Fußweg ins Innere des Kraters ist schwer zu finden. Ein Gewirr an Zubringerstraßen, Tunneln und Abzweigungen führt uns ans Ziel. Diese verwegene Bauweise mag dem Umstand geschuldet sein, dass auf La Palma keine ebenen Flächen für Straßenbau existieren.

In der abgesackten Caldera des Kraters ist eine kleine Wohnsiedlung entstanden.
Diese macht einen bewohnten und gepflegten Eindruck. Nur die Badeanstalt ist kaputt und verwahrlost. Der Rest der überdimensionierten Sportanlage ist gut in Schuss.

Die Stadtplaner von Santa Cruz hatten sich offensichtlich mehr Bebauung im Krater erhofft.
Die Straßen dafür wurden vorsorglich schon mal angelegt. Erschlossen mit Fußweg, Straßenlaternen und Kanalisation. Allerdings erobern sich seit mehreren Jahren Lampenputzer-Gras, niedriges Gestrüpp und Unkraut die Flächen zurück.

Die Straßen sind zum Teil ins Vulkangestein gefräst. Zwei Straßen verlaufen, leicht höhenversetzt, parallel zueinander. Eine Bebauung erscheint uns rechts und links unmöglich. Und das Merkwürdigste ist, dass beide Straßen in einem Wendehammer enden.
Viel Geld und Zeit für nichts ist verschwendet worden.

Auch die Siedlung wartet mit einer Straßenstruktur auf, wie sie einer Kleinstadt würdig wäre. Alle Straßen sind zweispurige Einbahnstraßen. Zum Teil münden diese Einbahnstraßen in einen Kreisel! Wer den zum Umdrehen benutzt, hat verloren. :roll:

Solche Straßenführungen sind symptomatisch für die Kanaren. Vielerorts sind wir schon auf solche Missplanung gestoßen.
In der Krater-Siedlung erhöht sich sicher nicht die Wohnqualität, wenn es mehr Kreuzungen als Einwohner gibt.

viva – atanga

Do., 11. Jun. 15, La Palma, Tag 376, 2.587 sm von HH

Gestern ist das neue stern-Heft „viva“ im Handel erschienen.
In diesem Heft wird in einer foto-home-love-live-aboard-story über uns berichtet.
Im März waren ja der Journalist Peter Sandmeyer und Fotograf Harald Schmitt bei uns für zwei Tage Gast an Bord  gewesen -atanga berichtete-.

Peter war so nett uns die Geschichte vorab als pdf. zuzusenden.
Solange das Heft im Handel ist, dürfen wir sie allerdings nicht auf unserem Blog veröffentlichen. Dies holen wir nach, sobald wir die Erlaubnis haben.
Wir fühlen uns in der Reportage sehr gut wieder gegeben, so wie es Peter schon vor einem Jahr in dem Yacht Artikel gelungen ist.
Salopp gesagt, Peter Sandmeyer hat‘s echt drauf. Danke an dieser Stelle und viele Grüße – wir machen Dich zu unserem Stamm-Berichterstatter.  ;-)

Ein Foto in dem Artikel hat für viel Heiterkeit gesorgt. Vor allem bei Joachim! Womit auch klar sein dürfte, wer abgebildet ist.
Allen, denen das Heft in die Hände fällt, sei erzählt: es sind bereits alle Witze an Bord über das Leitfoto gemacht worden. :cool:
Da steh ich drüber!